Die Stadt Bad Honnef arbeitet an der "Kommunalen Wärmeplanung". Bis zum 8. Mai ist die Meinung der Bürger gefragt.
KlimaneutralitätFür Wärme soll in Bad Honnef künftig der Rhein sorgen

Etwa in Höhe der Nordspitze der Insel Grafenwerth (links) könnte auf dem rechtsrheinischen Ufer eine Anlage zur Flußwasserwärmegewinnung gebaut werden. Ein alternativer Standort liegt weiter im Süden Bad Honnefs.
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Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045 spielt speziell im Tal der Stadt Bad Honnef die Nutzung von Flusswasserwärme eine entscheidende Rolle. Für Aegidienberg ist es dagegen vor allem solarthermische Energie, die künftig für die Wärmeversorgung genutzt werden könnte und sollte. So steht es im Entwurf des Abschlussberichts für die „Kommunale Wärmeplanung für die Stadt Bad Honnef“.
„Das ist auch ein gesellschaftliches und soziales Thema“, betont Bürgermeister Otto Neuhoff unter anderem mit Blick auf die heftigen Debatten über das Heizungsgesetz der inzwischen geplatzten Ampelregierung in Berlin, durch die das Thema „in Verruf geraten“ sei. Viele Menschen fürchteten damals, sie müssten plötzlich selbst neue Heizungen austauschen.
"Beteiligung der lokalen Akteure" ist von großer Bedeutung
„Niemand wird im Hauruckverfahren zu irgendwas verpflichtet“, sagt Bernhard Rothe, der Geschäftsbereichsleiter Städtebau in Bad Honnef. Neuhoff und Rothe betonen bei der Wärmeplanung der Zukunft unisono, dass die „Beteiligung der lokalen Akteure“ wichtig sei. Deren „Ortswissen“ sei ein „fundamentaler Schatz“, so Rothe.
Bis zum 8. Mai können Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bad Honnef über eine Onlinebeteiligung Wünsche, Anregungen oder auch kritische Rückmeldungen zu dem brisanten Thema loswerden. Mit ihnen befasst sich am Ende der Stadtrat, geplant ist das für den Juli dieses Jahres.
Zurzeit ist in Bad Honnef Erdgas der größte Energieträger
Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern haben bis zum 30. Juni 2028 Zeit, um ihre Wärmepläne zu erstellen. Sie sollen aufzeigen, wie künftig schrittweise die Wärmeversorgung auf die Nutzung erneuerbarer Energien und die Nutzung von Abwärme umgestellt werden kann. Heute ist in Bad Honnef Erdgas der größte Energieträger im Wärmesektor.
In der Untersuchung des von der Stadt beauftragten Architektur- und Ingenieursbüro Sweco ist mit Hinweis auf Zahlen der Schornsteinfeger von 7485 Erdgasheizungen in Bad Honnef die Rede, die auf eine Gesamtleistung von 196 Megawatt kommen. „Nach Erdgas werden die meisten Heizungen mit Scheitholz befeuert“, heißt es dort weiter.
Die „Schlüsseltechnologie“ für die Wärmeversorgung im Bad Honnef der Zukunft sei die Wärmepumpe, und zwar sowohl die im großen Maßstab als auch im kleinen an den privaten Gebäuden, sagt Robin Waldeck, Fachreferent Wärmetransformation bei der Sweco. In der Innenstadt, wo der Energieverbrauch am höchsten sei, ist dem Entwurf der Wärmeplanung zufolge der Aufbau eines Wärmenetzes sinnvoll, das die Flusswasserwärme des Rheins nutzen soll.
Noch nicht geklärt ist in diesem Prüfgebiet der Standort der dafür nötigen großen Wärmepumpe, die im Gewerbegebiet Lohfeld oder in Höhe der Nordspitze der Insel Grafenwerth auf dem Festland installiert werden könnte. Die nötige Trassenlänge für das Wärmenetz sei aber bei beiden Standorten „nahezu identisch“.
In Aegidienberg geht es auch um große solarthermischen Anlagen
Das zweite Prüf- beziehungsweise Fokusgebiet gebiet ist demnach in Aegidienberg, wo der Aufbau einer Wärmenetzinfrastruktur „vor allem von der Möglichkeit der Flächenakquise für solarthermische Erzeugungsstrukturen abhängig“ sei. Es geht also nicht nur um Dachanlagen, sondern auch um solarthermische Großanlagen.
Der Bergstadtteil liege zwar an dem bundesweit geplanten Wasserstoffkernnetz, die Autoren halten aber unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen die Nutzung von grünem Wasserstoff als regenerative Wärmequelle für „wahrscheinlich ungeeignet“. Abgesehen von der Innenstadt werden in den meisten Gebieten dezentrale Luft-Wasser-Wärmepumpen die größte Rolle spielen.
„Die Wärmepumpe zur dezentralen Wärmeerzeugung ist nicht nur in Bad Honnef die Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu treibhausneutralen Wärmeversorgung“, heißt es in der Zusammenfassung des Entwurfs. Durch den zunehmenden Stromverbrauch müsse auch in der Stadt, die mit der Bad Honnef AG (BHAG) ihre eigenen Energieversorger hat, die erneuerbare Stromerzeugung ausgebaut werden. In Aegidienberg vor allem durch Wind und Photovoltaik.
Auch die Fachleute der Sweco betonen, dass die Bürgerinnen und Bürger in die Entwicklung eingebunden werden müssten. „Eine Wärmepumpenkampagne oder eine Sanierungskampagne“ könnten die Bewohner zur Teilhabe an der Wärmewende motivieren. Sie halten aber unter dem Strich eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung in Bad Honnef bis 2045 für machbar. Und: „Die dekarbonisierte Wärmeversorgung wird günstiger sein als die konventionelle Wärmeversorgung.