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Bonner LandgerichtDrei Angeklagte müssen sich wegen Bandendiebstahls verantworten

Lesezeit 2 Minuten
Der Schriftzug Landgericht am Portal des Bonner Gerichtsgebäudes.

Vor dem Landgericht in Bonn müssen sich drei Angeklagte wegen des Vorwurfs des schweren Bandendiebstahls verantworten.

Drei Angeklagte müssen sich wegen schweren Bandendiebstahls von sogenannten „Washcoat-Lösungen“ vor Gericht verantworten. Der Schaden soll sich auf 750.000 Euro belaufen.

Normalerweise gehören auf einem Hausgrill Würstchen. Lammkoteletts oder ähnliches. Aber in diesem ungewöhnlichen Kriminalfall fanden die Ermittler bei einer Hausdurchsuchung im Juli 2023 einen ganz anderen Stoff, der in der Katalysator-Technologie von essenzieller Bedeutung ist: „Washcoat Lösung“ heißt die wertvolle Flüssigkeit, die da auf dem Grill dampfte.

Mit ihr werden die empfindlichen Katalysatoren geschützt, darin enthalten sind teure Edelmetalle wie Platin, Palladium oder auch Rodium. Auf diese wertvolle Essenz soll es seit 2018 eine Bande von vier Männern abgesehen haben, die alle – früher oder später – Mitarbeiter eines Katalysatoren-Herstellers im Siebengebirge gewesen waren.

Prozess wegen Bandendiebstahls: Der vierte Verdächtige ist zurzeit nicht greifbar

Vor der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts müssen sich drei der vier Männer – der vierte ist zurzeit nicht greifbar – wegen gemeinschaftlichen, schweren Bandendiebstahls verantworten: Die Angeklagten im Alter von 36 und 45 Jahren sollen bereits 2018 beschlossen haben, sich an dem wertvollen Stoff zu bereichern.

Da sie die internen Abläufe der Firma laut Anklage kannten – einer der Angeklagten arbeitete bereits seit 2017 in dem Unternehmen -, soll ihnen ihr Betriebswissen bei ihren kriminellen Machenschaften geholfen haben. Über fünf Jahre lang sollen sie die „Washcoat Lösung“ in kleinen Fläschchen vom Firmengelände geschmuggelt und verkauft haben.

Als der Fall aufflog, hatten sie laut Anklage rund 50 Liter der Platin-Nitrat-Lösung im Wert von 750.000 Euro verschwinden lassen. Besonders ungewöhnlich war dabei, wie die Bande die „Washcoat-Lösung“ für den Transport verwandelt und pulverisiert haben soll: Die Flüssigkeit wurde laut Anklage auf den Grills der verschiedenen Privathaushalte eingekocht, bis nur noch ein weißes Pulver übrig war. Perfekt, um die konzentrierten Metalle zu transportieren.

In Ein-Kilo-Paketen sollen die Angeklagten den weißen Stoff verschweißt und an einen Zwischenhändler im Fränkischen oder auch direkt an eine Recycling-Firma verkauft haben. Insgesamt sollen sie für ihre Diebesware 285.000 Euro eingestrichen haben.

2023 ging eine anonyme Anzeige bei der Polizei ein

Im Jahr 2023 machte eine anonyme Anzeige dem regelmäßigen Verschwinden der Platin-Nitrat-Lösung ein Ende: Die Polizei wurde eingeschaltet, es kam zu Ermittlungen und Hausdurchsuchungen. Bei den Angeklagten wurde man fündig: Kanister mit Chemikalien wie auch die Grills wurden beschlagnahmt. Gegen die Hehler im Süddeutschen wurden ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. 

Am ersten Prozesstag haben die drei Angeklagten sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Verteidigung hatte um Aufschub gebeten, da sie noch Zeit für weitere Akteneinsicht bräuchte. Denn: „Dass da was auf dem Grill lag“, so Anwalt Yannick Börter zur Begründung, „ist ja unstreitig. Unklar nur: Wo kommt das Zeug her, das auf dem Grill lag?“