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„Too beautiful“Ausstellung im Museum in Königswinter geht dem englischen Blick auf den Rhein nach

Lesezeit 4 Minuten
Ausstellung Too beautiful im Siebengebirgsmuseum Königswinter

„Ansicht von Ehrenbreitstein“, ein Gemälde von James Webb, zeigt die britische romantische Perspektive auf den Rhein.

Eine neue Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum Königswinter befasst sich mit dem englischen Blick auf den Rhein und die Anfänge des Rheintourismus.

„Too beautiful“, (einfach zu schön) hat die englische Königin Victoria 1845 in ihrem Tagebuch notiert, als sie in dem Jahr auf Einladung des preußischen Königs auf Stolzenfels übernachtete. Es war ja die erste Burg am Rhein, die im neugotischen Stil vom preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zum Schloss ausgebaut worden war.

Dieser britische Blick auf den Rhein ist Thema einer Ausstellung im Siebengebirgsmuseum Königswinter. Titel: „Too beautiful – Der englische Blick auf den Rhein“. Die Direktorin Dr. Sigrid Lange und die Kuratorin Sandra Laute haben dazu rund 100 Exponate zusammengetragen.

Museale und private Leihgaben in Königswinter kombiniert

Passend zum 200. Todestag des Dichters Lord Byron und zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Königswinter mit dem englischen Cleethorpes sind museale Leihgaben eingetroffen, die mit privaten Leihgaben kombiniert wurden.

In zarten Aquarellen, stimmungsvollen Ölbildern und einer Fülle von Lithografien und Stichen bis hin zu den seinerzeit eben erfundenen Fotografien wird der Rhein gefeiert, eingebettet in romantische Landschaften mit Burgen und Bergen, munterem Treiben an den Ufern und auf dem Fluss.

Eine Frau mit historischen Koffern und Kästen sowie einer Reisetoilette aus dem 19. Jahrhundert.

Man war stets gerüstet: Sandra Laute zeigt Reisegepäck aus dem 19./20. Jahrhundert inklusive einer Reisetoilette aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das waren die Bilder, die in der englischen Heimat Eindruck machten, die Berge ein bisschen steiler und verwegener, das Ambiente ein bisschen märchenhafter und entrückter. Ein Ort für Sagen, Abenteuer und vielleicht auch Schauerromane. Von der eben erfundenen Eisenbahn oder der Dampfschifffahrt keine Spur, obwohl es 1828 Dampfschiffe waren, die damals schon 33 000 Touristen auf dem Rhein beförderten.

Empfangen werden die Besucher gleich eingangs von einer der reiselustigen englischen Familien, die in einer Fülle von Gepäckstücken alles dabei hatte: Reiseliteratur und Landkarten, sicher auch Aquarellfarben à la William Turner, Kisten und Kästen, Kleidung samt ausladenden Hüten, und sogar eine englische Reisetoilette.

Lord Byrons Gedicht machte den Drachenfels zum Ziel der Touristen

Kein Wunder, dass damals satirische Romane erschienen, wie der von der Familie Kicklebury. Eine Illustration von William Makepeace Thackeray zeigt um 1850 den gestressten Familienvater bei der Verladung der übermäßigen Gepäckstücke seiner Familie.

Warum aber waren auf einmal so viele Briten am Rhein? Kurz nach dem Sieg über Napoleon in der Schlacht von Waterloo 1815 konnten sie endlich wieder ungehindert auf den Kontinent reisen. Bereits 1816 entstand Lord Byrons berühmtes Gedicht „The Castled Crag of Drachenfels“, woraus sich das erste Ziel des modernen Massentourismus entwickelte.

In preußischer Zeit gab es um 1830 bald auch eine kleine englische Community von 50 bis 60 Familien am Rhein, samt einem englischen Club, einer englischen Schule und einer anglikanischen Kirchengemeinde. Man spielte Kricket.

Eine Frau zeigt auf Bilderrahmen mit historischen Berichten.

Ein Reisebericht der Rheinfahrt Königin Victorias 1845 erschien in „The illustrated London News“. Direktorin Sigrid Lange erläutert das Exponat.

Die britischen Royals beteiligten sich an diesem Reiseboom. Das war wieder Stoff für die eben entstandene Presse. Abgedruckt wurden die Ereignisse in der „Illustrierte Presse“ in Leipzig, mit Holzstichen bebildert. In „The Illustrated London News“ erschienen die Berichte gleichermaßen, und im Atelier Schafgans in Bonn entstand ein Albuminabzug von einem Gruppenbild mit Albert Edward, dem Prinzen of Wales.

Die Ausstellung im Siebengebirgsmuseum läuft bis zum 9. März 2025; sie ist dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet.


50 Jahre Städtepartnerschaft

Dieses Wochenende (24./25. August) steht im Zeichen des Jubiläums 50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Cleethorpes und Königswinter. Eine Delegation aus dem heutigen North East Lincolnshire unter Leitung von Mayor Steve Beasant ist seit Donnerstag zu Gast am Rhein. Am Freitagabend stand ein Empfang auf Schloss Drachenburg im Programm.

Am Samstag (24. August) wird um 11 Uhr im ehemaligen Sealife (Rheinallee 8) die Ausstellung „Carry on!“ eröffnet, die unter anderem Gemeinsamkeiten der beiden Städte beleuchtet. Ab 14 Uhr laden Stadt und Partnerschaftsverein zu einer „Gartenparty“ in den Park und den Innenhof von Haus Bachem (Drachenfelsstraße 4) ein. Es gibt Tee, Scones, Sandwiches und Pimms sowie ein buntes Programm auch mit Spielen für Kinder.

Am Sonntag (25. August) beginnt um 11 Uhr auf dem Marktplatz in der Altstadt von Königswinter ein Konzert der Jungen Philharmonie Köln. Das Orchester führt Händels Feuerwerksmusik auf. Tickets kosten 34,10 Euro. (csc)