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PogromgedenkenKönigswinters Bürgermeister Lutz Wagner mahnt zur Wachsamkeit

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Kränze, Blumen und Kerzen vor einer Bronzetafel.

Kranz- und Kerzenniederlegung mit Bürgermeister Lutz Wagner (l.) an der Erinnerungstafel der ehemaligen Synagoge in Oberdollendorf.

Die Stadt Königswinter gedachte im Siebengebirgsmuseum der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. Es sei wichtig, wachsam zu bleiben.

Mit einer offiziellen Veranstaltung im Siebengebirgsmuseum gedachte die Stadt Königswinter der Schicksale jüdischer Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur wurden. Den musikalischen Auftakt gestalteten Heiko Giel, Violine und Desar Sulejmani, Klavier mit dem Stück „Schindlers Liste“ von John Williams.

„Es ist gut, dass sie hier sind“, begrüßte Bürgermeister Lutz Wagner die zahlreichen Besucher, „denn die Erinnerung an die Ereignisse, die das dunkelste Kapitel unserer Geschichte markierten, ist gerade in der heutigen Zeit wichtig.“

„Fremdenfeindliche Hetze ist wieder alltäglich geworden“

Er erinnerte mit eindrücklichen Worten daran, dass so brutale Schneisen in die jüdischen Gemeinden geschlagen wurden, die den Höhepunkt einer langen Reihe von vorangegangenen Demütigungen markierten und mit Mord und Deportationen in Konzentrationslager endeten.

„Gerade heute, wo rechte Parolen, fremdenfeindliche Hetze, antisemitische Aussagen und Gewalttaten für viele Menschen in unserem Land alltäglich geworden sind, ist es von besonderer Bedeutung, dass wir wachsam bleiben und für eine Gesellschaft eintreten, die allen Menschen Schutz bietet, egal welcher Religion oder Herkunft“, appellierte er an die Zuhörer.

Wagner lud dazu ein, am Nachmittag am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge an der Heisterbacher Straße 116 in Oberdollendorf bei der Kranzniederlegung der vielen Opfer zu gedenken. Nach der Ansprache des Bürgermeisters präsentierten Heiko Giel und Desar Sulejmani das Adagio aus dem Violinkonzert in g-Moll von Max Bruch.

Gabriele Wasser vom Jüdischen Lehrhaus im Brückenhofmuseum erinnerte an ganz konkrete Kinderschicksale in der NS-Zeit in Königswinter, die sie zusammengetragen hatte und beim Vortrag von Florian Striewe unterstützt wurde.

Ein Mann und eine Frau sitzen nebeneinander an einem Tisch.

Stadtsprecher Florian Striewe und Gabriele Wasser erinnern im Siebengebirgsmuseum an das Schicksal verfolgter jüdische Kinder

Dabei war Ursula Pfeffer eine der wichtigsten Zeuginnen, die als eines der wenigen überlebenden jüdischen Kinder der Region später einen detaillierten Einblick in die damaligen Umstände gegeben hat. Ihre Schilderungen von den Erlebnissen mit einem überzeugten Nazi als Lehrer, dem Verhalten von Mitschülerinnen, die für ein Kind völlig unverständlich sind, bis hin zu den Zerstörungen in der Pogromnacht und am Morgen danach, waren mehr als eindringlich.

Menschen aus Königswinter in Lager deportiert und ermordet

Sie überlebte dank der Entscheidung ihrer Eltern, nach Südafrika auszuwandern. In ähnlicher Weise wurden auch die Schicksale von Jacob Stromwasser (21. November 1931 – 11. Dezember 1941), Ruth Illfelder (22. Juli 1937 – 23. November 1942), Rolf Günther Liebmann (27. November 1924 – 20. Juli 1942) und Werner Liebmann (27. April 1930 20. Juli 1942) und der Familie Cohn vorgetragen, die auf unterschiedlichste Weise unter den Maßnahmen der NS-Diktatur leiden mussten und in Lagern, in die man sie deportiert hatte, jung starben oder ermordet wurden.

Den musikalischen Abschluss bildete das Molto tranquillo aus der Kinderoper Brundibár von Hans Kràsa.