Projekt in KönigswinterBürgerverein stellt Bahnunterführung infrage
Königswinter – Der Bürger- und Verkehrsverein 1861 Alt-Königswinter spricht sich jetzt – anders als in der Vergangenheit – gegen den Bau einer Fußgängerunterführung in der Drachenfelsstraße aus. Die Bahnunterquerung, über die seit mehr als 30 Jahren gesprochen wird und die von Rat und Verwaltung in Königswinter bisher als Schlüsselprojekt für die Weiterentwicklung der Altstadt gesehen wird, sei nicht nötig.
„Die Altstadt braucht diese Unterführung nicht mehr, sie kann auch mit einem Bahnübergang leben“, schreiben Franz-Joachim Thür (2. Vorsitzender)und Manfred Lehn (Geschäftsführer) in einem Bürgerantrag, in dem sie den umgehenden Ausbau der innerstädtischen Entlastungsstraße von der Steinmetzstraße bis zum Bahnübergang Drachenfelsstraße fordern.
Thür und Lehn, die früher mal für die SPD beziehungsweise die CDU dem Stadtrat angehörten, plädieren für den sofortigen Bau der bahnparallelen Entlastungsstraße – eine Maßnahme der Stadt, die bisher im Zusammenhang mit dem Bahnprojekt Fußgängerunterführung gesehen wird –, um die südliche Hauptstraße und die Drachenfelsstraße zu entlasten und das Wohnquartier „Am Stadtgarten“ aufzuwerten. Die Stadt müsse das Projekt vorab selbst finanzieren.
Kritik am großen Flächenverbrauch
Den bisher daran gekoppelten Bau der letzten Angaben zufolge rund elf Millionen Euro teuren Fußgängerunterführung braucht es aus Vereinssicht indes nicht mehr. Seit Planungsbeginn 1976 hätten sich die Gegebenheiten grundlegend geändert. So spreche unter anderem der große Flächenverbrauch durch das Treppenbauwerk und die Rampen auf der Ostseite der Bahntrasse sowie der „riesige Betonaufwand mit dem entsprechenden CO2-Ausstoß“ gegen das Projekt.
Alle Vorhaben zur Vermarktung der Grundstücke in der oberen Drachenfelsstraße (gemeint sind die sogenannten Bobby- und Rheingold-Flächen) würden „weiter auf unabsehbare Zeit blockiert; der Schaden aus wirtschaftlicher und touristischer Sicht liegt auf der Hand“. Und: „Bei objektiver Betrachtung haben sich die Touristenströme seit Beginn der Planung deutlich reduziert.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Im Juli 2021 haben Stadt und Bahn die für das Projekt nötige Eisenbahnkreuzungsvereinbarung unterzeichnet. Bürgermeister Lutz Wagner sprach damals von einem Meilenstein für die Altstadt. Die zuständigen Kommunalpolitiker haben sich zuletzt schon Gedanken über die Gestaltung der Unterführung gemacht, deren Rampenwände in der Drachenfelsstraße demnach begrünt werden sollen.
Zeitplan für Projekt steht wieder auf der Kippe
Die, wie es im April im Ausschuss für Stadtentwicklung hieß, „wichtige Tourismusachse“ selbst solle aus Qualitätsgründen trotz höherer Kosten mit Naturstein gepflastert werden, so der Beschluss damals. Zuletzt stand der Zeitplan indes wieder auf der Kippe. Ein Bahnsprecher erklärte vor knapp zwei Wochen auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Bahn derzeit bundesweit ihre Baumaßnahmen prüfe vor allem mit Blick auf die Arbeiten an der Hauptverkehrsachse zwischen Frankfurt und Mannheim während einer sechsmonatigen Totalsperrung im Jahr 2024.
Die habe weitreichende Auswirkungen auf die Verkehrsströme der Bahn. Daher könne man zum Projekt in Königswinter derzeit „keine abschließende Aussage treffen“, so der Bahnsprecher der damit Angaben der Stadt bestätigte. Im Jahr 2024 sollte es auf der rechtsrheinischen Trasse eine Sperrpause für die Unterführung an der Drachenfelsstraße geben.
Der Bahnsprecher zum bisher vorgesehenen zeitlichen Ablauf: „Der für uns maßgebliche Terminplan für den Vergabeprozess beginnt im Juni 2023. Der Zuschlag an eine Baufirma ist für Juli 2023 vorgesehen. Beide Termine sind ausgerichtet an den Leistungsphasen bei einer geplanten Umsetzung der Baumaßnahme in den vorgesehenen Sperrpausen im März 2024. Nach unserem Verständnis beginnen die Arbeiten der Stadt Königswinter erst im Anschluss an diese Maßnahme.“