Experten der Mayer'schen Hofkunstanstalt sind in dieser Woche dabei, die letzten Buntglasfenster in der Kunsthalle der Drachenburg einzusetzen. Der prächtige Saal ist damit wieder im Original-Zustand von Ende des 19. Jahrhunderts.
Drachenburg in KönigswinterBuntglasfenster in der Kunsthalle sind rekonstruiert
Dieser Schlussstein ist eine Glasscheibe: Mit der in dieser Woche laufenden Rekonstruktion des großen Buntglasfensters auf der Ostseite, das Porträts der Maler Raffael, Murillo und Michelangelo zeigt, ist die Kunsthalle von Schloss Drachenburg wieder in dem Zustand, wie sie Baron Stephan von Sarter 1882 bis 1884 erbauen ließ. Das große Pendant auf der West- beziehungsweise Rheinseite, das den Malern Rubens, Dürer und Rembrandt gewidmet ist, konnte schon 2017 wiederhergestellt werden.
Damals wie jetzt mit dem Rekonstruktionsprojekt befasst: Walter Uptmoor, Kunstglaser der Mayer’schen Hofkunstanstalt. Sie führt seit 1930 das Unternehmen Königlich Bayerische Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler (München) fort, das Ende des 19. Jahrhunderts die Originalscheiben für die Kunsthalle anfertigte. Dabei bezieht sich der Name auf den Raum selbst: Hier wurden nicht Kunstwerke präsentiert, sondern die Glasmalerei und damit quasi die Halle selbst ausgestellt .
In den Archiven der Mayer’schen habe er auf Abbildungen und Entwürfe für die Rekonstruktion zurückgreifen können, sagte der Kunstglaser, als er am Mittwoch zusammen mit Sophia Loutelser und Heiko Petrik die Buntglasscheiben in die oberen Teile der raumhohen Fenster einsetzte. Allein für diese allegorische Darstellung waren 53 Einzelteile angefertigt worden. Die mundgeblasenen Scheiben werden mit keramischer Schmelzfarbe bemalt und bei 620 Grad gebrannt, erläuterte der Experte die Herstellung der Buntglasfenster. Die unteren Lanzettfenster werden in zwei Teilen gefertigt.
Die meisten Original-Fenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört
Als Schloss Drachenburg 2010 nach 15-jähriger Restaurierung wiedereröffnet wurde, waren die Scheiben der Kunsthalle nur mit „Milchglas“ versehen worden. Die Originale waren im Zweiten Weltkrieg zerstört worden oder galten als verschollen. Damals sei die Rekonstruktion der Scheiben in der Kunsthalle, die ursprünglich berühmte Persönlichkeiten aus Weltgeschichte, Kunst und Wissenschaft zeigten, als „Aufgabe für Generationen“ betrachtet worden, erinnerte Joachim Odenthal, Chef der Betreibergesellschaft, schon im Sommer dieses Jahres. Dass dieses ambitionierte Projekt nun in nur etwas mehr als zehn Jahren gelungen sei, mache ihn „glücklich und stolz“.
Ermöglicht wurde das vor allem durch Spenden und Stifter. So konnte laut Schloss Drachenburg gGmbH das große Ostfenster, an dem gerade gearbeitet wird, ebenso wie das Westfenster mit Geld aus dem Erbe des aus Brighton stammenden Engländers Douglas George Leicester finanziert werden, der einen besonderen Bezug zu Schloss Drachenburg hatte. Er kannte das Gebäude-Ensemble von mehreren Besuchen. Leicester hat der NRW-Stiftung, der Eigentümerin des historischen Gemäuers, im Jahr 2015 insgesamt 175.000 Euro vermacht.
Laut Walter Uptmoor kann die Rekonstruktion eines der großen Fenster mit rund 200. 000 Euro zu Buche schlagen, bei den kleineren Lanzettfenstern seien es 20.000 bis 25.000 Euro. Das letzte noch fehlende Lanzettfenster auf der Westseite der Kunsthalle, das Porträts der Komponisten Verdi und Meyerbeer zeigt, wird ebenfalls noch in dieser Woche eingesetzt – dank einer privaten Stiftung.
Schloss Drachenburg hat wegen der Energiekrise zurzeit nur samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet.