Das Forum Ehrenamt aus Königswinter organisierte einen Besuch der Klinikclowns bei Flüchtlingskindern im Ortsteil Stieldorf.
„Humor Hilft Heilen“Clowns lassen Flüchtlingskinder in Königswinter für eine Weile Sorgen vergessen
Toto und Coco brauchten nicht einmal eine Minute, um die Kinder zum Lachen zu bringen. Statt einfach um das Geländer, das Teile des Sportplatzes in Königswinter Stieldorf umgibt, herumzugehen, quälten sich die beiden Clowns mit gegenseitiger Unterstützung dabei ab, ihre Körper irgendwie über die Eisenstange zu hangeln. Es sah ziemlich ulkig aus.
„Es ist so schön, die Kinder lachen zu sehen“, sagte Nisa Punnamparambil-Wolf vom Forum Ehrenamt. Die Freiwilligenagentur für Königswinter und Umgebung hatte am Samstag für den Besuch der Clowns der Stiftung „Humor Hilft Heilen“ gesorgt, die 2006 vom Mediziner, Kabarettisten und Fernsehmoderator Eckhart von Hirschhausen gegründet worden ist.
Der Alltag der Flüchtlingskinder in Königswinter ist von Spannung und Unsicherheit geprägt
Frei nach der Devise „Lachen ist die beste Medizin“ besuchen die Klinikclowns junge und alte Menschen in Krankenhäusern sowie Altenheime oder Hospize. Oder eben Flüchtlingskinder aus dem Stieldorfer Flüchtlingsheim, das unmittelbar neben dem Sportplatz liegt und in dem laut städtischer Statistik 136 Menschen untergebracht sind. Das ist zumindest der Stand 12. Juni.
Insgesamt lebten zudem Zeitpunkt 560 Flüchtlinge in Königswinter, davon rund 200 im ehemaligen Altenheim Haus Katharina (Kurfürstenstraße in der Altstadt.
„Der Alltag der Kinder ist von Spannung und Unsicherheit geprägt“, sagte Nisa Punnamparambil-Wolf. Es komme zu depressiven Verstimmungen. Die Kinder teilten die Unsicherheit ihrer Familien, die mitunter nicht wissen, ob sie abgeschoben werden oder ob sie bleiben können.
Die Kinder sollten, so das Forum Ehrenamt, „für einen Moment alle Sorgen und Nöte vergessen und zum Lachen gebracht werden“. Toto und Coco alias Denizer Tunic und Oscar Munoz gelang das mit ihren roten Nasen, bunten Hosen und übergroßen Schuhen im Handumdrehen.
Beim Seil ziehen hatten die Clowns gegen die Kinder keine Chance
Die Clowns ließen die rund 30 Kinder mit einem großen bunten Tuch einen Ball rotieren und die Pänz unter der Plane durchlaufen. Sie ließen sie bunte Teller auf Stäben jonglieren. Und sie stellten sich immer fünf Kindern im Seil ziehen gegenüber, wobei die Clowns mit ihren angespannten Gesicherten den Eindruck erweckten, als würden sie mit äußerster Kraft ziehen und zerren – und hatten doch keine Chance gegen die „starken“ Pänz.
Der Besuch der Clowns ist Teil eines Ferienprogramms, das das Forum Ehrenamt in Kooperation mit der Stadt Königswinter und dem Netzwerk Integration (NIK) für Flüchtlingskinder auf die Beine stellt. Geplant sind unter anderem noch Besuche im Botanischen Garten oder im Tierpark Rolandseck.
Gefördert wird das Ganze über das Programm „KOMM-AN“ des NRW-Ministeriums für Kinder, Jugend und Familie. Es will Flüchtlingen laut Landesregierung Orientierung, Unterstützung und Hilfe in ihrem neuen sozialen Umfeld bieten.
In Flüchtlingsunterkünften in Bad Godesberg sind die Clowns seit zwei Jahren regelmäßig zu Besuch, berichtete Georg Brinkmann von der Stiftung „Humor Hilft Heilen“. Open-Air-Aktionen wie die in Stieldorf seien aber eher selten. Szenen wie der Kletterversuch am Geländer des Sportplatzes seien dabei frei improvisiert.
Unter den Ehrenamtlern, die sich um die Betreuung der Flüchtlinge in den städtischen Unterkünften kümmern, sind inzwischen auch Geflüchtete selbst, sagte Nisa Punnamparambil-Wolf. So seien zwei Ukrainer, die vor zwei Jahren vor Russlands Angriffskrieg flüchten mussten, seit ein paar Wochen im Forum Ehrenamt dabei. „Sie sind eine große Hilfe und Unterstützung.“
Veronika Kendzia ist schon länger dabei. Seit Januar 2017 engagiert sie sich jeden Dienstag in der Sozialberatung und jeden Sonntag in der Hausaufgabenbetreuung, sagte sie am Rand des Besuchs der Clowns in Stieldorf, die am Samstag, 27. Juli, für die Flüchtlingskinder aus der Talschiene auf den CJD-Sportplatz kommen.
„Der Alltag in einer Asylunterkunft ist nicht einfach“, so das Forum Ehrenamt. „Kinder leben in sehr beengtem Rau, dich an dicht mit fremden Menschen, Kulturen und Sprachen, die sie nicht verstehen.“ Die ehrenamtliche Helferin Veronika Kendzia meinte aber auch: „Die Kinder sind erstaunlich ausgeglichen und freundlich für das, was sie erlebt haben und wie sie untergebracht sind.“
Helfer gesucht
Das Forum Ehrenamt – Freiwilligenagentur für Königswinter und Umgebung sucht noch ehrenamtliche Helfer für verschiedene Aufgabenbereiche. So könnten sich weitere Integrationshelfer in der Flüchtlingshilfe und dort beispielsweise in der Hausaufgabenbetreuung engagieren.
Aktuell hat die Agentur einen Aufruf veröffentlicht, wonach sie ehrenamtlich Engagierte zur Unterstützung von Senioren sucht, die sich ein- bis zweimal wöchentlich Zeit nehmen zum Reden, Zuhören oder einfach um dazu zu sein. „Die Nachfrage nach Seniorenbegleitungen ist derzeit hoch.“ Eine Voraussetzung für das Engagement sei Offenheit gegenüber anderen Menschen und die Bereitschaft, regelmäßig etwas Zeit zu schenken. „Ein persönliches Kennenlerngespräch und eine Betreuung durch das Forum Ehrenamt gewährleisten eine harmonische Zusammenarbeit.“ Kontakt ist möglich per E-Mail an info@forum-ehrenamt.de oder per Telefon unter 0 22 23/92 36 0. (csc)