Die Band DorfMusic aus Königswinter, die schon seit 18 Jahren Musik macht, veröffentlicht mit „Paradies“ einen neuen Song – und zwar an Heiligabend.
KlimaschutzinitiativeDorfMusic aus Königswinter veröffentlicht an Heiligabend neuen Song „Paradies“
In der Welt der populären Musik ist das Auswechseln von Band- und Künstlernamen nicht allzu ungewöhnlich. Manchmal geht das schnell und passiert auch häufiger, und Benni Ried alias Toni Benoni muss selbst lachen, als er sich ganz schnell aufs nagelneue Alias seines DorfMusic-Kollegen besinnen muss. VLyon ist also auch im jüngsten Song „Paradies“ zu erleben, außerdem dabei sind Beppa 137 und Hey Jo und als Gastsängerin Stella Batzella.
Das ist auch so ein bisschen eine Weihnachtsgeschichte, denn „Paradies“ gibt es pünktlich zu Heiligabend. Wer am 24. Dezember das elektronische Türchen des Adventskalenders auf der Homepage der Klimagruppe Königswinter öffnet, kommt in den Genuss der Premiere, gleichsam ein Weihnachtsgeschenk in Form eines tollen Videos mit Klasse Sound und bewegendem Text.
DorfMusic machte Pausen und vollzog Stilwechsel
Utopische Texte sind den vier geläufig, und aus einem weiteren Utopia haben sie diesmal gleich das Paradies gemacht. Das ist – wenn man nicht gerade einer Religion mit entsprechendem Versprechen anhängt – wohl noch weniger erreichbar als eine gediegene Utopie.
Aber erstens wird man ja wohl wünschen dürfen, und zweitens wäre ohne Utopien alles nichts und manches nie etwas geworden. „Jeder schreit nach Profit, keiner fragt nach dem Sinn, stell dir vor, wie's wär“, wenn wir zusammen gewinn'n.“ Das ist wie Lennons „Imagine“ gerappt, wahr und richtig und mit der Hoffnung verbunden: „Ob es jemals diese Welt geben wird? Ich bete, dass mein Sohn in besseren Zeiten leben wird.“
Kinder haben einige von DorfMusic mittlerweile auch schon, und Benni Ried ist selbst immer wieder erstaunt, dass sie jetzt schon seit 18 Jahren miteinander Musik machen. Und das mittlerweile entspannter als früher und nach einigen DorfMusic-Pausen, Solo-Karrieren, Stil- und Besetzungswechseln.
Seit gut einem Jahr treffen sie sich wieder regelmäßig und schreiben neuerdings auch wieder Stücke („Wenn da ein paar Kreative zusammenhocken, lässt sich das gar nicht vermeiden“), vor allem wegen der Freude am Tun und ohne Stress.
Veröffentlichung auf Webseite der Klimaschutzinitiative Königswinter
Den habe es früher durchaus gegeben, weil der Enthusiasmus immer groß, der selbstauferlegte Leistungsdruck der jungen Rapper aber mindestens ebenso groß und irgendwann auch zu schwer war. Bloß l'art pour l'art machen DorfMusic aber längst nicht.
„Die Leute zum Nachdenken bringen“ wollen sie noch immer, und das gelingt mit dem ebenso eindringlichen wie eindrucksvollen „Paradies“ ziemlich gut. Übrigens ist da durchweg alles selbstgemacht. Text und Musik sowieso, der Tanz am Mischpult auch, und das Video ist mit minimalen Mitteln enorm professionell gedreht.
Erstes Video von DorfMusic konnte nur in Schwarz-Weiß veröffentlicht werden
„Wir haben in all den Jahren so viel gelernt, dass wir es mittlerweile komplett in Eigenregie angehen“, sagt Toni Benoni, der mit seiner DorfMusic 2012 den Nachwuchsbandcontest „Toys2Masters“ gewonnen hat. Kaum zu glauben, dass alles mal mit einer VHS-Videokamera angefangen hat.
„Das erste Video war dann in Farbe so schlecht, das konnte man keinem zeigen.“ Haben sie dann aber doch, und in Schwarz-Weiß hat es funktioniert. Und es hat seinerzeit für einen schrägen Erfolg auf YouTube gereicht: „Das war damals noch so neu, dass wir einmal ganz knapp hinter Tokio Hotel gelandet sind.“
Die überaus kuriose Charterfolg-Eintagsfliege taugt als herrliche Erinnerung, hat aber mehr mit den Eigenarten zeitgemäßer Verbreitung von Musik zu tun als mit dem Charakter von DorfMusic, die als Königswinterer Gewächs nicht umsonst so heißen. Daher auch die Premiere im Internet-Adventskalender der örtlichen Klima-Initiative.
DorfMusics Verbindung zur Klimagruppe kommt nicht ganz von ungefähr, schon inhaltlich stehen sich alle Beteiligten nahe. Wer sich den Kalender der Gruppe auf den Bildschirm gehängt hat, hört 23-mal bedenkens- und bemerkenswerte Statements zum Klimaschutz und eben am 24. als musikalischen Höhepunkt das „Paradies – wie schön es wär“. (jon)