AboAbonnieren

„Zehrt an den Nerven“Betreiber der Post in Königswinter schließt wegen Bedrohung und Beleidigung

Lesezeit 2 Minuten
Ein Mann in kariertem Hemd sitzt hinter einem Schalter der Postfiliale in Königswinter.

Deutliche Hinweise am Schalter: Mitarbeiter Thomas Müller in der Postfiliale in der Altstadt von Königswinter.

Von Kunden bedroht, beleidigt und belästigt: Der Betreiber der Postfiliale in Königswinter hat seinen Vertrag mit DHL gekündigt.

Thomas Müller ist hörbar genervt. „Ein überraschend großer Teil der Kunden weiß nicht oder will nicht verstehen, dass er sich mit einem gültigen amtlichen Ausweis ausweisen muss.“ Ohne dürfe er in der Poststelle, die Emrah Ernet in der Altstadt von Königswinter in seinem Kommunikationsgeschäft com-mo für DHL betreibt, nichts rausgeben, betont sein Mitarbeiter Thomas Müller.

Dass aber trotz dieser „Selbstverständlichkeit“ (Müller) mitunter lange Diskussionen folgen, die sogar in Beschimpfungen oder Beleidigungen gipfelten, hat Emrah Ernet zu einem drastischen Schritt veranlasst: Er hat den Vertrag mit DHL zum 31. Oktober gekündigt. Sein IT- und Computergeschäft bleibe in der Fußgängerzone und werde expandieren, betont sein Mitarbeiter.

Betreiber der Postfiliale in Königswinter spricht von Hausfriedensbruch

„Aufgrund von Beleidigungen, Bedrohungen, Belästigungen, Hausfriedensbrüchen und ständigen Konfrontationen am DHL Schalter durch manche Kunden haben wir diese Postfiliale zum 31. Oktober gekündigt“, steht unmissverständlich auf einem Zettel am Postschalter. Auf einem weiteren weist man auf die Ausweispflicht hin: „Keine Diskussionen! Kein Wenn und Aber!!!! Kein amtlicher Ausweis, keine Sendung.“

Thomas Müller berichtet im Gespräch mit dieser Zeitung beispielsweise von ständigen Diskussionen, weil DHL-Fahrer oft die Sendungen nicht bei den Kunden zu Hause zustellten. Da werde das Geschäft zur Anlaufstelle und Ziel von Kritik. „Wir sind ein IT-Unternehmen, wir haben mit den Fahrern nicht zu tun!“, betont Müller.

Er berichtet von einer Frau, die partout nicht habe akzeptieren wollen, dass ihr Päckchen kein Brief sei, weil sie zwei Euro sparen wollte. Daraufhin sei ihr Mann aufgetaucht, sei aggressiv geworden und bis hinter den Tresen vorgedrungen. Mehrfach habe sein Chef aggressive Kunden physisch aus dem Geschäft schieben müssen, zwei- oder dreimal habe er Anzeige wegen Beleidigung und Hausfriedensbruch erstattet.

Das alles „zehrt an den Nerven“, so Thomas Müller, der auch über viele Asylbewerber klagt, die von ihm und seinen Kollegen verlangten, dass sie die Sendungen schreiben sollten. „Dafür haben wir keine Zeit.“ Die Menschen müssten sich an Freunde oder Nachbarn oder an offizielle Stellen wenden.

DHL Group spricht bereits mit möglichen Nachfolgern für Post in Königswinter

Eine Sprecherin der DHL Group bestätigte auf Anfrage die Kündigung. Zu Details wolle sich das Unternehmen nicht äußern. Man spreche gerade mit möglichen Nachfolgern. „Wir verstehen die Herausforderungen, denen sich unsere Mitarbeiter in den Postfilialen manches Mal im Kundenkontakt gegenübersehen, zum Beispiel bei Einhaltung bestimmter Vorschriften wie der Vorlage von Ausweisen etc. Unsere Mitarbeiter werden geschult, professionell und respektvoll mit den Bedenken von Kunden umzugehen und diese zu adressieren. Uns sind keine Kundenreklamationen bekannt.“ Die Frage nach ähnlichen Fällen wie in Königswinter wurde nicht konkret beantwortet.