Der Rat der Stadt Königswinter muss am Montag entscheiden, wie es mit dem sanierungsbedürftigen Lemmerz-Freibad am Drachenfels weiter geht. Das Hauptproblem ist fehlendes Fachpersonal für den Betrieb.
Stadtrat entscheidetLemmerz-Freibad in Königswinter droht jahrelange Schließung
Wenn nicht noch bis Montag ein kleines Wunder geschieht, dann müssen Freibad-Freunde aus Königswinter im Jahr 2023 und wohl noch einige Jahre danach in Nachbarstädte ausweichen. Denn eine deutliche Mehrheit im Stadtrat, das zeigt eine Abfrage dieser Zeitung unter den Fraktionen, wird in der Sitzung am Montag dafür votieren, die Freibadsaison 2023 abzublasen und gleichzeitig zügig die grundlegende Sanierung des Lemmerz-Freibades zu planen. Die aber kann ein paar Jahre dauern.
Von einem „Dilemma“ spricht SPD-Fraktionschef Dirk Lindemann namens der Mehrheitskoalition aus Königswinterer Wählerinitiative, SPD und Grünen. „Wir wollen das Bad aufmachen, aber wir haben keine Perspektiven, weil es keinen Betreiber gibt.“ „Wir stehen zu dem Bad“, betont sein KöWI-Kollege Stephan Bergmann. Der Chef der größten Oppositionsfraktion, Stephan Unkelbach, bekennt sich ebenso zum Freibad und will eine Schließzeit so kurz wie möglich halten.
Bei der „Auswinterung“ waren gravierende Schäden ans Tageslicht gekommen
Zur Erinnerung: Bei der „Auswinterung“ des prominent am Drachenfels gelegenen Freibades waren Schäden ans Tageslicht gekommen, die die Betriebs- und Verkehrssicherheit gefährden. Rund 100 000 Euro hat der Rat zwar für eine Reparatur im Haushalt eingeplant, doch dann schlug der Hallenbad- und Freibadbetreiber Schwimmtreff Alarm: Er habe kein Fachpersonal für einen ordnungsgemäßen Freibadbetrieb. Eine Einschätzung, die er ausweislich des Protokolls in einer Sitzung der interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Zukunft des Lemmerz-Freibades vor gut einer Woche bekräftigte.
Die Verwaltung hat dem Stadtrat nun zwei alternative Beschlussvorschläge formuliert:
- Vorschlag 1: Das Freibad wird in der Saison 2023 „und gegebenenfalls weitere Jahre“ nicht geöffnet. Die Anlage werde regelmäßig überwacht und kontrolliert. Die weiteren Schritte für eine grundlegende Sanierung würden geprüft und eingeleitet.
- Vorschlag 2: Die Lemmerz-Freibad wird in der Saison 2023 geöffnet. Für rund 100 000 Euro würden die Reparaturen durchgeführt, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten. Aber berücksichtigt werde mit dem Beschluss auch, dass die Lieferung von Material und Ersatzteilen nicht garantiert werden könne und dass der Betreiber in diesem Jahr voraussichtlich kein Fachpersonal für den Betrieb habe.
Die Koalition (29 Stimmen) und die CDU (16 Stimmen) tendieren zu Beschlussvorschlag 1. Man sei ja bereit, das Geld für die Reparaturen zu investieren, aber das nütze nichts, wenn der Betrieb mangels Personal nicht gewährleistet ist, so sinngemäß die Koalition. Aber man wolle, so Dirk Lindemann, so schnell wie möglich die grundlegende Sanierung auf den Weg bringen. Er geht von drei Jahren aus und weist zugleich auf das Problem hin, dass das Freibad im Naturschutzgebiet liegt. Stichwort Bestandsschutz.
Die CDU-Fraktion plädiert dafür, dass die Stadt „umgehend mit der Planung für eine umfangreiche und nachhaltige Sanierung“ beginnt. Dabei solle die Schließzeit „so kurz wie möglich gehalten“ werden, so Stephan Unkelbach. Parallel zur Sanierung müsse der spätere Betrieb sichergestellt werden.
„Wir sind dafür, das Freibad offenzuhalten“, erklärt dagegen FDP-Fraktionsvorsitzender Bruno Gola. Es gebe einen Vertrag mit dem Schwimmtreff, der müsse eingehalten werden. Gola, dessen FDP zwei Stimmen im Rat hat, kann sich nach eigenem Bekunden eine Reduzierung der Öffnungszeiten und einen „Ein-Schicht-Betrieb“ vorstellen. Man wisse nicht, wie lange das Freibad im Falle eines anderen Beschlusses geschlossen bleiben müsse, und er habe die starke Sorge, dass es womöglich überhaupt nicht wieder öffne.
Kritik von Linkspartei und CDU an Bürgermeister Lutz Wagner
Die Linke (zwei Stimmen) plädiert für eine Wiedereröffnung in diesem Jahr und für eine möglichst schnelle Generalsanierung, so Fraktionschef Andreas Danne. Man sei bereit, die hohen Subventionskosten – Danne spricht von 387 000 Euro für eine Freibadsaison – zu tragen. Und er kritisiert Bürgermeister Lutz Wagner und dessen Verwaltung, die in der nicht-öffentlichen Arbeitsgruppe „eine Meinungsbildung zur Schließung“ hätten erreichen wollen. Danne: „Überhaupt nicht beraten wurde, ob ein Freibad im Naturschutzgebiet Bestandsschutz hat, wenn es denn dann mehrere Jahre geschlossen ist, wie die Problematik beim Burghof zeigt.“
Dass die Stadtverwaltung dem Rat überhaupt zwei Beschlussvorschläge macht – eben Schließung ab der Saison 2023 oder Eröffnung mit Reparatur – hat unterdessen die CDU nach eigenem Bekunden überrascht. Denn die Verwaltung habe zuvor plausibel dargestellt, dass eine Öffnung des Freibades im Sommer nicht realistisch sei, weil es kein Personal gebe.
Unkelbach vermutet, dass der Bürgermeister „der Politik den schwarzen Peter zuschieben“ wolle. Er werde daher in der Ratssitzung noch einmal nachfragen, ob die Verwaltung eine Öffnung des Bades in der Saison 2023 für machbar hält.
Das Thema „Zukunft Lemmerz-Freibad“ steht am Montag, 6. Februar, auf der Tagesordnung des Stadtrates (17 Uhr; Aula CJD-Schule).
Förderverein enttäuscht
„Bestürzung und Enttäuschung“ hat die mögliche Nichteröffnung des Lemmerz-Freibades beim Förderverein „Rettet unsere Lemmerzbäder“ ausgelöst. Der Förderverein plädiert dafür, die Mängel zu beheben, die ein Risiko für die Verkehrs- und Betriebssicherheit darstellten. Rund 100 000 Euro soll das kosten. Das Bad dürfe aber nicht ohne Not für mehrere Jahre geschlossen werden. Eine Generalsanierung könne schrittweise in den Herbst- und Wintermonaten erfolgen. Vorstellbar wäre im ersten Schritt eine Erneuerung der Elektrotechnik, anschließend die Modernisierung der Wassertechnik, gefolgt von der Beckensanierung. (csc)