Aquarium vor SchließungStadt Königswinter soll wegen des Sea-Life hart verhandeln
Königswinter – Oliver Bremm, Chef der Tourismus Siebengebirge GmbH, und Andreas Pätz, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WWG), schauen schon nach vorne. Die Schließung des Sea-Life-Aquariums in der Altstadt, die zum Jahresende droht, bedeute zwar einen „großen Verlust für die Stadt“, betont der WWG-Chef. Der Aus für eine touristische Institution wie das Riesenaquarium „tut uns schon weh“, ergänzt der Tourismus-Geschäftsführer.
Zugleich betonen die beiden Experten auf Anfrage, dass eine Nachnutzung auf dem Filet-Gelände in der Altstadt einen „Mehrwert“ für die Tourismusstadt Königswinter haben müsse. Und zwar gleich, ob im vorhandenen Gebäude oder in einem neuen. „Wir brauchen in Königswinter eine Indoor-Attraktion“, stellt Bremm aus seiner Sicht klar.
Konditionen sind offenbar strittig
Die Merlin Entertainments Gruppe will den eigentlich bis 2064 geltenden Erbbaurechtsvertrag für das Sea Life Königswinter, das sie nach viel Streit und langen Diskussionen in der Stadtgesellschaft 2005 eröffnete, vorzeitig beenden. Der Wunsch war jüngst in den nicht-öffentlichen Sitzungen des Hauptausschusses und des Stadtrats beraten worden. „Das grundsätzliche Ansinnen der vorzeitigen Vertragsbeendigung und die Gespräche seitens der Stadt mit der SLC Sea Life Centre Meerwasseraquarium Betriebs GmbH können wir bestätigen“, hatte Stadtsprecher Florian Striewe erklärt.
Strittig sind indes offenbar die Konditionen. Wie mehrere Kommunalpolitiker auf Anfrage übereinstimmend bestätigen, hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, „hart“ mit Merlin Entertainments zu verhandeln. Ziel soll demnach sein, dass die Betreibergesellschaft zumindest für die Tiere sorgt, die Inneneinrichtung wie die Aquarien beseitigt und sich zudem an den eventuellen Abrisskosten für das Gebäude beteiligt.
Gebäude hat nur als Aquarium Wert
Die sollen sich demnach insgesamt auf rund 440.000 Euro belaufen. Ein Gutachter soll diesen Angaben zufolge den Wert des Gebäudes auf Null Euro beziffert haben, da es sich im Grunde nur als Großaquarium eignen soll.
Im Hintergrund steht bei den Verhandlungen auch die Sorge, dass in der Altstadt über Jahre hinweg ein ungenutztes Gebäude oder gar eine Ruine stehen könnte, wenn man sich nicht einigen sollte. Bekanntlich gibt es in der Altstadt – bei allen Verbesserungen in den vergangenen Jahren – in Teilen immer noch etliche marode Gebäude und viele Leerstände.
Angaben aus der Politik, wonach die Betreibergesellschaft ursprünglich sogar die Tiere und die gefüllten Aquarien der Stadt Königswinter überlassen wollte, wies Merlin Entertainments auf Anfrage dieser Zeitung zurück. „Das kann ich nicht bestätigen“, so Martin Lind, General Manager Cluster NRW.
Aber: „Die Stadt Königswinter hat mit uns Kontakt aufgenommen und möchte das Gebäude von uns erwerben. Die Bewertung dieses Angebotes wird nun in den entsprechenden Fachabteilungen der Merlin Entertainments Group vorgenommen.“
„Mehr Lage am Rhein geht nicht“
Nach Einschätzung von WWG-Chef Andreas Pätz steht das Gebäude auf dem Berliner Platz und an der Rheinallee, die in den nächsten Jahren städtebaulich aufgewertet werden soll, in einer Toplage: „Mehr Lage am Rhein geht nicht.“
Laut Pätz müsse eine Nachnutzung – sei es im vorhandenen oder in einem neuen Gebäude – für Königswinter „befruchtend“ sein. In der Altstadt fehle „eine große moderne Gastronomie“, nennt Tourismusmanager Oliver Bremm ein Beispiel, auch „eine Weinerlebniswelt wäre eine tolle Sache“.
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Für eine Stadthalle oder ein Bürgerforum indes wäre der Standort aus touristischer Sicht „zu wertvoll“. Bei allem Bedauern über das wahrscheinliche Aus fürs Sealife Königswinter muss man in der Altstadt, die sich laut Oliver Bremm seit 2005 verändert habe und heute besser dastehe, auch „die Chancen sehen, die der Standort bietet“.