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KrankheitswelleLage in Kitas im Rhein-Sieg-Kreis spitzt sich zu

Lesezeit 3 Minuten
Kinderrucksäcke hängen im Eingangsbereich eines Kindergartens.

In den Kindergärten fehlen derzeit besonders viele Mitarbeiterinnen wegen Krankheit.

Kitas im Rhein-Sieg-Kreis haben mit vielen Krankheitsfällen zu kämpfen. Viele Einrichtungen arbeiten deshalb mit verkürzen Öffnungszeiten.

Erkältungsviren, Corona, die ersten Grippefälle – dass im Herbst eine Krankheitswelle durch das Land rollt, ist nicht ungewöhnlich. Doch in den Kitas trifft sie in diesem Jahr auf Einrichtungen, Fachkräfte und Familien, die kaum noch Reserven haben. Schon eine Person, die ausfällt, kann eine große Lücke reißen.

Exakte Zahlen, wie viele Kindergärten in Engpässen stecken, gibt es nicht. „Trotzdem können wir sagen, dass teilweise 50 Prozent des Personals fehlt“, sagt Anna Wieland, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Rhein-Sieg-Kreis. Erzieherinnen und Erzieher würden derzeit „am Limit und darüber hinaus“ arbeiten.

Kitas in Rhein-Sieg haben verkürzte Öffnungszeiten oder legen Gruppen zusammen

„Die Krankheitswelle trifft uns derzeit massiv“, bestätigt Christian Gau, der die Kita an der Niederkasseler Straße in Troisdorf-Spich leitet. Die Folge seien entweder verkürzte Öffnungszeiten oder die Zusammenlegung von Gruppen oder beides. Das kann der 44-Jähriger in dieser Woche verhindern – doch in den vergangenen Wochen seien die vielen, oft auch kurzfristigen Personalausfälle nicht kompensierbar gewesen. Dabei sei die Stadt Troisdorf mit einem Pool aus Vertretungskräften „noch ganz gut aufgestellt“, ergänzt er.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie würden die Einrichtungen nun von der ganzen Palette der Infektionskrankheiten getroffen, berichtet der Kitaleiter. „Vom RS-Virus über Magen-Darm bis Scharlach ist derzeit alles dabei. Es trifft eben nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen.“ „Massiv“ – wer sich in den Kindertagesstätten der Region umhört, dem begegnet dieses Wort immer wieder.

Kita in Much kurz vor Notbetreuung

Auch Karla Thiel, Leiterin der Kita Hetzenholz in Much benutzt es, wenn sie über die derzeitige Situation spricht. „Wenn morgen noch eine Kollegin krank wird, müssen wir in die Notbetreuung gehen“, sagt die Kita-Leiterin, die derzeit selbst im Gruppendienst aushilft. Andere, administrative Tätigkeiten blieben dadurch liegen.

Auch die Mucher Kita ist gebeutelt von diversen Infektionskrankheiten. „Die Corona-Zeit hat den Menschen viel abverlangt, das Immunsystem ist geschwächt – all das spielt derzeit eine Rolle“, sagt Thiel. Das Problem liege aber noch deutlich tiefer. „Das System ist einfach nicht darauf ausgelegt, dass Leute krank werden.“

Stellen seien unbesetzt, weil viele Auszubildende am Ende doch lieber ins Studium wechseln würden. Die Arbeitsbedingungen seien einfach nicht attraktiv genug. Hinzu komme der Personalschlüssel, der „vorne und hinten nicht passt“. Der Rechtsanspruch, den Eltern mittlerweile seit Jahren haben – ein Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag – habe die Arbeit drastisch verändert. „Reagiert wurde darauf vonseiten der Politik aber nicht. Das wird uns irgendwann überrollen“, mahnt die Mucher Kita-Leiterin.

Fehlende Fachkräfte sind ein flächendeckendes Problem

Auch die GEW im Rhein-Sieg-Kreis sieht ein flächendeckendes Problem: „Grundsätzlich ist es so, dass schon immer Fachkräfte gefehlt haben, aber niemals war der Mangel so eklatant wie in diesem Jahr“, sagt die Vorsitzende Anna Wieland.

Schon seit Jahresbeginn hätten zahlreiche Kitas in der Region ihre Öffnungszeiten eingeschränkt, erläutert sie. Viele Stellen seien nicht besetzt, kranke Erzieherinnen und Erzieher kämen „on top dazu“. Einige treibe die starke Belastung am Arbeitsplatz in die Langzeiterkrankung, andere würden sich einen neuen Job suchen.

Die Gewerkschaft fordert daher eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Zeiten für Vor- und Nachbereitung, Fortbildungen, kleinere Gruppen und Leitungsfreistellungen – all das kann helfen, die Rahmenbedingungen zu verbessern und den Job attraktiver zu machen“, so Wieland. Das würde die Kolleginnen und Kollegen vor Ort entlasten und eine frühkindliche Bildung erlauben, während derzeit oft nur Betreuung möglich sei. „Wir müssen hinter den Fachkräften stehen, die diese unersetzlich wichtige Arbeit mit den Jüngsten unserer Gesellschaft leisten“, stellt die Gewerkschafterin Wieland klar.