Rund 90 Traktoren fuhren am Sonntagabend von Lohmar nach Much. Am Straßenrand jubelten vor allem viele kleine Zuschauer den leuchtenden Fahrzeugen zu.
LandwirtePrachtvoll geschmückte Traktoren und jubelnde Kinder bei Lichterfahrt durch Rhein-Sieg
Den Kindern ein Funkeln in die Augen zu zaubern. Das ist wohl einer der meistgenannten Gründe der Landwirte, an der Lichterfahrt von Lohmar nach Much teilzunehmen. Wenn die großen Fahrzeuge bunt geschmückt und laut hupend an den Schaulustigen vorbeifahren, wird gewunken. Vor allem die Kleinen winken ihren Helden auf den großen Treckern entgegen. Einige Nachwuchslandwirte haben schon ihre künftigen Fahrzeuge in klein mitgebracht. Die Spielzeugtrecker sind natürlich auch mit Lichterketten ausgestattet.
Aus der Flutkatastrophe im Ahrtal entstanden, sind die Lichterfahrten längst ein Bestandteil der landwirtschaftlichen Präsenz in der Region geworden. Als die Bauern vor über drei Jahren in dem Katastrophengebiet geholfen haben, galt es, wenigstens einen Funken Hoffnung für die Betroffenen zu versprühen. Das Motto ist geblieben.
Landwirte wollen auf wirtschaftliche Lage aufmerksam machen
Mittlerweile wird die Gelegenheit auch für andere Anliegen genutzt. Die Landwirte wollen auf ihre wirtschaftliche Lage aufmerksam machen und demonstrieren am Wochenende mit knapp 90 Treckern auf den Straßen des Rhein-Sieg-Kreises. „Das ist eigentlich die einzige Demo, die den Leuten Freude macht. Sonst sind immer alle genervt“, meint Wolfgang Schwamborn, der den Lichterzug anführt. In einer Zeit, in der immer mehr landwirtschaftliche Betriebe schließen müssen, drückt der Schuh laut Schwamborn überall.
Die neueste Druckstelle ist für ihn das Mercosur-Abkommen. „Wie sollen wir mit den Billigprodukten aus Südamerika konkurrieren?", fragt sich der Landwirt. Dort gebe es keinen Umwelt-, Tier- und Klimaschutz, während hierzulande Auflagen der EU den landwirtschaftlichen Betrieb bestimmen würden. „Die nutzen Spritzmittel von vor 40 Jahren“, moniert Schwamborn über die umweltschädliche Landwirtschaft in Südamerika. Er möchte, dass die Politik Vorgaben streicht, sodass die Wirtschaft sich frei entfalten kann. „Die Luft wird enger für uns“, gibt er zu bedenken.
Gegen 22 Uhr rollten die Traktoren über die Mucher Hauptstraße
Viel mehr Spaß, als sich über die Situation der Bauern aufzuregen, macht es aber bestimmt, die weihnachtlich leuchtenden Fahrzeuge zu begutachten. In die sind mitunter Tage und Wochen Arbeit hineingeflossen. Wolfgang Schwamborn hat die Figuren am Frontlader seines Treckers selbst aus 5 bis 15 Millimeter dicken Stahlstangen zurechtgebogen. Die Vorlagen für die Rentier-Figuren hat er aus einem Kinder-Malbuch. Die Schlittenform auf seinem Hänger besteht aus Eineinviertel-Zoll-Rohren.
In Form gebracht hat er diese mit einer Hydraulikpresse. Dass das Ganze auch so farbenfroh erstrahlt, dafür sorgt ein Stromaggregat. Auf der Mucher Hauptstraße haben sich schon ganz pünktlich Schaulustige platziert. Über Facebook und Mundpropaganda haben sie von dem Spektakel mitbekommen. Erst gegen 22 Uhr rollten die bunten Trecker durch den Ort. Fünf Stunden vorher hat sich die Kolonne in Lohmar in Bewegung gesetzt. Erst ging es nach Siegburg, dann hat der Zug noch an der Kinderklinik in Sankt Augustin haltgemacht, bevor es über Neunkirchen durch das Wahnbachtal nach Much ging. 50 Kilometer haben die Treckerfahrer hinter sich gebracht.