HygienekonzeptWie die Freiwillige Feuerwehr in Lohmar ein bundesweites Vorbild wurde
Lohmar – Die Einsatzstellen-Hygienegruppe der Freiwilligen Feuerwehr ist inzwischen schon weit herumgekommen. Auf der „Interschutz“ in Hannover, einer der größten Fachmessen weltweit, fand ihr Konzept große Beachtung. Selbst größere Feuerwehren holten sich Anregungen und Tipps ab.
Der Antrieb der Truppe, die Stefan Höngesberg, André Neff und Marion Völkerath ins Leben gerufen haben, ist so einfach gesagt wie schwierig umzusetzen. „Wir wollen alles tun, um unsere Kameraden so weit wie möglich zu schützen.“ Deshalb verlagern sie das Umziehen der rauch- und rußverschmutzten Kleidung an den Einsatzort. Keine kontaminierte persönliche Schutzausrüstung kommt mehr in die Fahrzeuge, wenn es zurück in die Gerätehäuser geht.
Lohmarer Hygienegruppe: Auslöser war Brand in Naafshäuschen
Auslöser für die neue Herangehensweise war der Brand am 10. Oktober 2019, in einer Sauna in Naafshäuschen. Jacken und Hosen waren nach Sturmeinsätzen klatschnass, dann kam der schwarze Ruß obendrauf. „Es musste etwas passieren“, so Neff. Spontan brachte der Gerätewagen Logistik Brandschutzkleidung zum Naafshäuschen. „Es war nichts organisiert“, erinnert sich Neff.
In einer Nachbesprechung kamen damals die entscheidenden Fragen auf den Tisch, es entwickelten sich die Grundzüge des Konzepts. In den Haushalt für die Freiwillige Feuerwehr wurden Mittel eingestellt für eine Waschmaschine und einen Trockner. Denn bislang ging die Kleidung nach Sankt Augustin zur dortigen Feuerwehr.
Seit Januar 2021 konnten Helme, Handschuhe, Stiefel, Jacken und Hosen sofort wieder einsatztauglich gemacht werden. Vor allem aber beschaffte das Trio, zu dem inzwischen sieben weitere Wehrleute stießen, Rollcontainer, zwei Pavillons, Ersatzkleidung bis hin zu Boxershorts und Socken. Der Einsatzleiter kann das Material anfordern, egal ob bei einem Groß- oder einem Pkw-Brand. Es wird nach Bedarf auf einen Sprinter oder einen Transporter geladen.
Hygiene: Lohmarer Feuerwehrleute sehen sich gut aufgestellt
„Mit jeder Einsatzübung, jedem Einsatz werden die Stellschrauben nachgezogen“, berichtet Neff. Die Rollcontainer waren gerade bestückt, da gingen sie auch schon in den ersten Einsatz nach Bruchhausen.
Beide Pavillons wurden aufgebaut, die Schlauchwaschanlage und das Hygieneboard angeschlossen. Ein Pavillon wird zum Auskleiden benutzt, im zweiten gibt es neue Kleidung, inklusive Stiefel und Unterwäsche. Ein dritter Pavillon als Ausgabezelt wurde angeschafft, insgesamt 80.000 Euro an Investitionen. Dazu kam ein Schutzanzug mit einem Gebläse für den Mensch, der seinen Leuten hilft, sich ihrer Klamotten zu entledigen.
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„Der bekommt ja die die ganze Zeit die belastete Luft ab“, erklärt Höngesberg. Die Fürsorge kommt an. „Das Ganze findet Akzeptanz“, bestätigt er. Die Mannschaft sei inzwischen fasziniert von der Vollausstattung. „Es muss ja nicht immer brandkontaminiert sein“, weiß Völkerath. Bei Waldbränden und Hochwasser ist es manchmal einfach nur Schlamm und Nässe, da ist trockene, saubere Kleidung hoch willkommen. „Ziel muss es sein, dass die Autos nie wieder Schwarzbereich werden“, sagt Antreiber Höndgesberg. Und, nach der Messe, ist Neff richtig stolz: „Wir sind verdammt gut aufgestellt.“