HotelSchloss Auel beherbergte schon Napoleon und Kaiser Wilhelm II.
Lohmar – Wären da nicht das Telefon auf dem alten Schreibtisch und der Flachbildschirm auf der hölzernen Kommode, könnte man meinen, dass er gleich hereinkommt. So wie 1901. Damals weilte Kaiser Wilhelm II. auf Schloss Auel bei Wahlscheid. Das Anwesen kannte er von verschiedenen Besuchen, so auch von 1879, als er in Bonn studierte und noch den Titel „Prinz“ trug: Prinz Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen.
Das Schloss hat im Laufe seiner Geschichte viele hohe Gäste beherbergt. Auch Napoleon Bonaparte zählte im Jahr 1811 dazu und Zar Alexander I. im Jahr 1815. Schon lange empfing man in dem 1391 erstmals urkundlich erwähnten und öfter umgebauten Haus Auel gern Reisende.
Aber erst 1951 wurde es in ein Hotel umgewandelt und erlangte wegen seiner hauseigenen Kapelle bald auch als Hochzeitsschlösschen und als besonderer Ort für Taufen Beliebtheit. Mittlerweile ist das Anwesen ebenso durch den Golfplatz bekannt. Prominente Gäste kamen auch weiterhin. So etwa die ehemalige persische Kaiserin Soraya in den Jahren nach ihrer Scheidung vom Schah 1958. Ihre Eltern – die Mutter war Deutsche, der Vater ein persischer Fürst – wohnten in einer Villa in Köln-Marienburg.
An den prominenten Besucher von 1901 aus Berlin erinnert heute die Kaiser-Wilhelm-Suite. Anlass für den Aufenthalt war sein Sohn, Kronprinz Wilhelm, der es nicht schaffte Kaiser zu werden. Mit der Novemberrevolution 1918 war es nämlich vorbei mit der Monarchie in Deutschland.
Der Filius studierte damals in Bonn. Just zu dieser Zeit war ein Vorfahr der heutigen Schlossherrin Tatjana von la Valette Rektor der Bonner Universität. Es handelt sich um ihren Ur-Ur-Großvater mit dem langen Namen Adolf Johann Hubert Freiherr von la Valette St. George (1831–1910), ein Dr. med. und Dr. phil., Geheimer Medizinalrat und Professor. Der fuhr vor Eröffnung der Aggertalbahn („Luhmer Grietche“) zweispännig zum Dienst. Hohe Gäste brachte er mit zurück nach Schloss Aull
Wie die Menschen auf dem Lande, die Wahlscheider, über die städtisch und höfisch geprägten Gäste dachten, kommt in erhalten gebliebenen Anekdötchen zur Sprache. So kursierte damals auch eines vom ehemaligen Gärtner des Anwesens, August Piel. Er soll von einem Mitglied der kaiserlichen Familie gefragt worden sein, warum die Wasserpflanzen auf dem Weiher so große Blätter hätten. Piels Antwort lautete: „Do jon de Fisch dronger, wenn et räänt.“ Was soviel bedeutet wie: Darunter verstecken sich die Fische, wenn es regnet.
Andererseits war die Schlossfamilie aber wohl beliebt. So unterwies der „alte Baron“, eben jener Ur-Ur-Großvater, die Wahlscheider Kinder im Bogenschießen. Scherzhaft wurde er von ihnen „Mösche-Scheeß-Ühm“ genannt, also Spatzen-Schieß-Onkel. Der Professor soll in der Umgebung des Schlosses nie ohne Flinte ausgegangen sein.