Das Altenheim in Wahlscheid hat ein neues Fahrzeug, mit dem Rollstuhlfahrer Ausflüge machen können.
Im RollstuhlBewohner des Altenheims können jetzt mit einer Rikscha durch Lohmar fahren
Die Neue ist 2,60 Meter lang, vorn 1,50 Meter breit und hat 13.000 Euro gekostet. Das Auffälligste an der Rikscha, die das Evangelische Altenheim in Wahlscheid von der Stiftung der VR-Bank Bonn Rhein-Sieg spendiert bekommen hat, ist indes die Plattform zwischen den Vorderrädern: Mit dieser Rikscha können Rollstuhlfahrer kutschiert werden.
Bei der Übergabe sahen sich VR-Bank-Vorstandschef Holger Hürten und Dr. Werner Mertens vom Stiftungsrat an, wie es funktioniert. Fritz Tallack war der Passagier. Rainer Seegert vom ehrenamtlichen Rikscha-Fahrerteam schob den 86-Jährigen samt Rolli auf die Plattform, die sich dafür vorn absenken lässt.
Wenn der Rollstuhl mit Bremsen, Gurt und Splinten gesichert ist, kann es losgehen. „Das ist schon eine enorme Verbesserung der Lebensqualität“, sagte Reinhard Bartha, der seit 40 Jahren dem Vorstand des Altenheim-Vereins vorsitzt. Bewegungseingeschränkten Menschen ermöglichten die Rikschas zum Beispiel, noch einmal zu ihrem früheren Haus zu fahren, Verwandte in Nachbarorten zu besuchen oder bei Ausflügen die Gegend zu erkunden.
Rikschas ziehen viele Ehrenamtliche in Lohmar an
Zu den beliebten Zielen zählt der Aueler Hof, wo Gastwirt Ralf Günther eine „Rikscha-Tankstelle“ eingerichtet hat. Fritz Tallack ist schon öfter mitgefahren. „Toll“ findet er das Angebot, das von Seegert initiiert worden war. Auf die Frage, ob es denn mit der Rikscha schnell genug vorangehe, sagte der Senior: „Ich habe doch Zeit genug.“
Das Altenheim mit einem zweiten Standort in Lohmar verfügte bisher bereits über drei Rikschas, mit denen sich jeweils zwei Personen chauffieren lassen – vor dem Lenker sitzend, mit Panoramablick. Laut Bartha sind unter den 110 ehrenamtlichen Kräften, die sich für das Altenheim engagieren, inzwischen 20, die auf den Rikschas in die Pedale treten.
Fahrerinnen und Fahrer werden von Elektromotor unterstützt
Durch die Rikschas seien etliche Männer in den Kreis der Ehrenamtlichen gekommen, berichtete Michaela Baumann von der Heimleitung. Freilich sitzen auch Frauen am Lenker. Grundsätzlich gilt, dass die Rikscha-Pilotinnen und -Piloten eine mehrstündige Einweisung bekommen. Die erste Ausfahrt mit Passagier wird zudem von einem erfahrenen „Kapitän“ begleitet.
Ein Fehler wäre es, mit der Rollstuhl-Rikscha in der Kurve einen Bordstein zu rasieren. „Das schlägt einem das Ding aus der Hand“, erklärte Seegert. Eine Besonderheit des Gefährts aus niederländischer Produktion, gekauft bei einem Fahrradhändler in Hennef-Stoßdorf, ist, dass die Vorderräder beim Lenken einschlagen.
Selbstredend unterstützt ein Elektromotor die Fahrerinnen und Fahrer. Einschließlich Fahrgast, Rollstuhl, den 65 Kilogramm, die die Rikscha wiege, und dem eigenen Gewicht seien 250 bis 300 Kilo zu bewegen, rechnete Seegert vor – und das in Wahlscheid bei der Rückfahrt zum Altenheim steil bergauf.