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LohmartAusstellung in Lohmar spielt mit Klimt, Kafka und Gesetzestexten

Lesezeit 3 Minuten
Eine blonde Frau hält ihre Hand über ein Glasbild aus leuchtenden Farben.

Aus mundgeblasenen Glasstücken und Lötzinn fertigte Brigitte Simon farbendramatische Wandelemente im Tiffanystil, die sie bei der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Lohmart in Lohmar zeigt.

15 Mitglieder des Lohmarer Kunstvereins beteiligen sich an der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle in Scheiderhöhe.

Ein so weit in die Höhe reichendes Exponat wie Wilfried Vonderbanks „Fahrstuhl“ dürfte es in der Kunsthalle Lohmart nicht so oft geben. Jedenfalls ist die gut fünf Meter hohe Installation der Blickfänger schlechthin bei der Mitgliederausstellung des Lohmarer Kunstvereins.

Die Ausstellung, bei der 15 Mitglieder Einblicke in ihr Sujet bieten, wird dem Titel „Zwischen den Welten“ ob der Vielfalt und des Farbenreichtums gerecht. Umso mehr freute sich Vorsitzende Heidrun Wettengl bei der Eröffnung „über die vielen neuen Gesichter“, die ihr signalisiert hätten, „dass sich die jährliche Ausstellung in Scheiderhöhe zu etablieren scheint.“

15 Kunstschaffende aus Lohmar stellen in der Kunsthalle aus

Zwei rote Holzstühle in der Mitte stellen für Vonderbank die eigentliche Fahrstuhl-Kabine dar, die Farben Schwarz und Weiß seien zwei mögliche Fahrtrichtungen. Deren Deutung lässt der Urheber offen. „Jeder wie er möchte: Gut oder Böse, Himmel oder Hölle, Freude oder Leid“, so der 70-jährige ehemalige Psychotherapeut, der sich seit 30 Jahren mit ambitionierter Holzbearbeitung beschäftigt.

„Wohin?“ hat Lohmart-Vorsitzende Heidrun Wettengl ihr Werk genannt, bei dem ein Mensch von der Kugel an der Decke stürzt.

„Wohin?“ hat Lohmart-Vorsitzende Heidrun Wettengl ihr Werk genannt, bei dem ein Mensch von der Kugel an der Decke stürzt.

Mehrere Optionen sieht er in seinem „Das Urteil“, bestehend aus zwei gegenüberstehenden menschlichen Lindenholz-Skulpturen. Während den Niederwennerscheider Künstler Kafkas gleichnamiger Roman hierfür anregte, sah eine Besucherin darin die Begegnung zwischen dem verheirateten Macho und der devoten Frau.

Vorsitzende Heidrun Wettengl, selber studierte Künstlerin, ist mit mehreren Exponaten vertreten, wobei ihre von der Decke hängende Weltkugel und der offensichtlich in die Tiefe stürzende Mann einer gewissen Ironie nicht entbehrt. Der Titel lautet nämlich „Wohin?“ Dieses Objekt korrespondiert mit Heidi Landgrafs Installation „Grace“, bei dem einem Mädchen der Luftballon entwischt.

Ausstellung in der Kunsthalle Lohmart: Holzplastiken und Papierblumen

Deutsche Gesetzestexte „gefaltet und geschichtet“, wie es in der Beschreibung heißt, auf blauem Grund befestigt und mit einer Aussparung in der Mitte, verhalfen Renate Martinsdorf-Henrici zu ihrem imposanten Objekt „Blauäugig“. Sie schuf auch die „Pusteblumen“, deren 98, an langen Eisenstäben befestigten Papierblumen in Holzsockeln stehen und trotz der monotonen Farben strahlen und munter wogen.

98, an langen Eisenstäben befestigte Papierblumen in Holzsockeln bilden die „Pusteblumen“.

98, an langen Eisenstäben befestigte Papierblumen in Holzsockeln bilden die „Pusteblumen“.

Aus mundgeblasenen Glasstücken und Lötzinn fertigte Brigitte Simon farbendramatische Wandelemente im Tiffanystil. Zwei von ihnen bebildern, wie sie berichtete, den Balkankrieg mit Raketen und Bombenhagel. Die Friedensaussicht symbolisiert der Übergang zum leuchtenden Regenbogen. Fesselnde, in feiner Technik gemalte „Raspberry Dreams“ (Himbeerträume), die an federleichte Sommer erinnern, stellt Martina Furk aus. Dafür holt einen der in eisige Farben getauchte „Morgennebel“ von Susi Jonas in die Herbstrealität zurück.

Routine im Umgang mit kontrastierenden Farbflächen hat Dorle Deparade-Bessel, wie aus ihrem „Sonnenlicht erwärmt die Welten“ ersichtlich ist. Eine gewisse Hommage – gewollt oder ungewollt – an Gustav Klimt und dessen goldene Aura nebst kleiner farbiger Kringel gelingt Astrid Pratsch mit „Wunschbaum der Träume“. Gleichwohl verleihen weiche Kontraste und zarter Strich ihrem Gemälde Individuelles.

Doppelt ist Thea Wersdörfer angetreten. Mit Martin Winkler (Bass) und François Favre (Klavier) schuf sie bei der Vernissage als versierte Saxofonistin mit Stücken wie „All Of Me“, „Sway“ oder „Fly Me To The Moon“ feines Jazzambiente. Dabei hat sie vielleicht mit Blick über die Noten hinweg festgestellt, dass ihre drei wohlgeformten Holzplastiken viel Zuspruch fanden.

Weitere Künstler: Annegret Boddenberg, Irmingard Gebert, Ulrike Malsbender-Felder, Christine Höhne, Ulrike Harder. Die Ausstellung in der Kunsthalle LohmArt, Scheiderhöhe 24b, ist am 6. Oktober von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.