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Hilfe für ein gutes LebenEhepaar aus Lohmar gründete eine Familienstiftung

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Von ihrem eigenen Glück wollen sie etwas zurückgeben, sagen die Stiftungsgründer Manfred und Margaret Baatsch.

Lohmar – Im siebten Himmel kann es ganz schön kalt sein: Frisch verheiratet, hockten Margaret und Manfred Baatsch vor einem kleinen, elektrischen Öfchen in ihrer eisigen Londoner Einraumwohnung. Man habe immer einen Shilling einwerfen müssen, erzählt das Paar, das lange Jahre knapsen musste. Doch das Leben habe es gut mit ihnen gemeint, so dass sie der Gesellschaft etwas zurückgeben wollten. Vielleicht finde ihre Familienstiftung sogar Nachahmer, hoffen die 78- und der 80-Jährige, die seit 1989 im Örtchen Hausen leben.

Knapp 40 000 Euro flossen bereits in Projekte für Kinder und Jugendliche und Senioren, überwiegend im Lohmarer Raum, Erträge aus der Stiftung, die die Eheleute nach Absprache mit ihrer Tochter im Jahr 2007 gründeten. Der Stiftungsstock betrug 170 000 Euro.

Verlässlichkeit ist Pflicht

Die Verwaltung übernimmt der frühere Automobilmanager selbst, der kleine, ehrenamtlich arbeitende Stiftungsbeirat aus einem Bänker und einem Steuerberater hilft und steuert Ideen bei, wohin die Erlöse fließen. Die Stiftung muss regelmäßig gegenüber der Bezirksregierung Rechenschaft ablegen über Aktivitäten, Projekte und Erträge. Dass dabei Kosten anfallen für die vorgeschriebenen Veröffentlichungen im Bundesanzeiger, ärgere ihn, sagt Manfred Baatsch: „81,20 Euro im Jahr, das sehe ich eigentlich gar nicht ein.“ Transparenz herzustellen müsse doch auch anders funktionieren.

Die Projekte

Der „Sprachschatz“ an der Grundschule Lohmar wurde vom Stifter-Ehepaar initiiert; Geld floss für Bücher, Material, Honorare und eine Küche. Margaret Baatsch: „Da haben die Kinder gelernt, wie man Kuchen backt und Kartoffeln kocht.“

Die Tafel stattete Erstklässler mit Schulranzen aus. Ein Zoobesuch mit anschließendem Essen im Krewelshof war ein tolles Erlebnis; für die älteren Tafelkunden wurde eine Fahrt zum Weihnachtsmarkt nach Trier organisiert: „Leider hat es in Strömen geregnet“, erinnert sich Manfred Baatsch.

Ein Klavier und ein Digital-Piano erhielt die Musikschule, um Talente unter den Flüchtlingskindern zu fördern. Das Jugend-Blasorchester Neuhonrath ein Xylophon. Bedacht wurden unter anderem das Kinder- und Jugendheim Hollenberg, das Hospiz in Deesem sowie das Altenheim Wahlscheid . (coh)

Mit der Lohmarer Tafel arbeite man eng zusammen (siehe „Die Projekte“), mit der Grundschule Lohmar, mit der Musikschule, dem Altenheim Wahlscheid, dem Jugendorchester Neuhonrath. Die Sprachförderung von Einwandererkindern liegt dem Paar besonders am Herzen. Margaret Baatsch ist gebürtige Schottin, das Paar lebte arbeitsbedingt längere Zeit in Großbritannien, in den USA, in Brasilien, auch in Fernost.

Schwerpunkt liegt auf Hilfe zur Selbsthilfe

Beiden ist Hilfe zur Selbsthilfe wichtig. Auch außerhalb der Stiftung unterstützen sie junge Flüchtlinge auf den Weg in den Beruf. Bedingung: Verlässlichkeit. „Wer nach zwei Tagen Praktikum nicht mehr hingeht, kann nicht mehr mit uns rechnen.“ Der eigene Lebensweg dient als Richtschnur: „Wir haben als Kriegskinder bei Null angefangen.“ Margaret verließ ihre Heimat, war in Stellung bei einem Künstlerpaar in London, machte eine Ausbildung zur Heilpädagogin.

Manfred Baatschs Vater war gefallen, die Mutter musste mit kleiner Witwenrente zwei Kinder durchbringen, verdingte sich als Tagelöhnerin. Der Sohn gründete als Zwölfjähriger einen Putzmittel-Bringdienst für die Nachbarschaft, bestellte Scheuermittel, Bohnerwachs, Lappen, tüftelte Liefertouren aus, schrieb Bestell- und Rechnungszettel und radelte mit vollen Packtaschen los. „Mit dem Erlös konnte meine Mutter für uns einkaufen.“ Eine Getränkeausgabe folgte: „Bier und Limo lagerte ich im Keller.“

Nach der Kaufmannslehre in einem Autohaus bildete er sich fort, lernte Englisch und Spanisch – und machte Karriere bei Opel, General Motors, Klöckner Humboldt Deutz. Dass sie es auch im Seniorenalter schaffen, Garten und Haus in Schuss zu halten, dass er noch dreimal die Woche Golf spielen kann, dafür seien sie dankbar. „Wir haben das Bedürfnis, unser Glück zu teilen.“