Elisabeth und Walter Ullrich aus dem Lohmarer Stadtteil Weegen sind seit 65 Jahren verheiratet.
Eiserne HochzeitWie eine Flucht kurz vor Kriegsende einer Lohmarer Liebe den Weg ebnete
„Klar kann ich kochen, aber nur Sternchen- und Buchstabensuppe.“ Walter Ullrich lacht laut über die Frage nach seinen Kochkünsten. „Dafür kocht meine Frau hervorragend“, berichtet er und liefert einen Grund für die Küchenkünste von Gattin Elisabeth Ullrich mit: „Wir kommen aus einer Generation, wo man noch alles selbst gemacht hat.“
Diese Erkenntnis kommt einige Male zum Tragen beim kurzweiligen und fröhlichen 90-Minuten-Gespräch mit den „eisernen“ Brautleuten über ihre mittlerweile 65 Jahre währende Ehe. So haben sie etwa bei ihrem großen Haus in wunderschöner Lage in Weegen selbst Hand angelegt. „Wir sind 1966 in einen Rohbau eingezogen und haben, wann immer es ging, daran gearbeitet.“
Lohmarer Ehepaar lernte sich bei Ford in Köln kennen
Bei Ford in Köln, wo beide angestellt waren, hatte ihre fast sieben Jahrzehnte währende Liebe ihren Ausgang. „Wir kannten uns vom Sehen, sind uns häufig über den Weg gelaufen“, erinnert sich Elisabeth Ullrich. Schließlich war es Ludwig van Beethoven, der bei einem Betriebsfest in der Wolkenburg die Funken entfachte. Hierfür sei er „von den Chefs verdonnert worden, am Klavier einen musikalischen Beitrag zu leisten“, berichtet der Jubiläums-Bräutigam.
Die „Mondscheinsonade“ verfehlte bei der jungen Dame die Wirkung nicht. „Da war alles gelaufen“ erinnert sich die 87-Jährige, die seinerzeit Personalbearbeiterin war und Stetten mit dem Mädchennamen hieß. Wenngleich er „schrecklich tanzte“ feierten die Jungverliebten den Abend durch. Um drei Uhr früh begleitete er sie „über alle Ringe“ nach Hause, bis zu ihrer Wohnstatt in Köln-Riehl.
Seine Musikalität ließ den gelernten Blechschlosser schon früh ein Zubrot verdienen. Nach dem Krieg habe es in den Tanzschulen kaum Möglichkeiten gegeben, Musik von Band oder mit Schallplatten abzuspielen. Da war ein guter Akkordeonspieler ein gern gesehener Taktgeber für Tango und Foxtrott. Freilich gab es bei frischen Berlinern und Kaffee ein Ständchen vom 94-Jährigen, der nach wie vor über flinke Finger und viel Musikalität verfügt.
Lohmarer tauchte 45 Tage vor Kriegsende unter
Die Jugend war für ihn indes dramatisch und lebensbedrohlich verlaufen. Als 15-Jähriger erhielt er 45 Tage vor Kriegsende den Stellungsbefehl. Auf dem Weg nach Halle tauchte er unter und begab sich damit in höchste Gefahr. „Mit viel Glück“ überstand er die kritische Lage. Das habe ihn insofern geprägt, als er die Chance für eine gesicherte Zukunft darin sah „sich selber aus dem Dreck zu ziehen und nicht auf die Hilfe anderer zu warten.“ Er schaffte es, machte Karriere in der Arbeits- und Maschinensicherheit, die ihn später zum international gefragten Experten werde ließ.
Er fand darin „die Erfüllung eines Lebenstraumes, der zur tragfähigen Grundlage zur Gründung einer Familie führen sollte“, wie er erzählt. Die Ehe brachte die Töchter Claudia und Sabine sowie Sohn Markus hervor, als Großeltern freuen sie sich über acht Enkel. Große Hobbys waren Wandern und Reisen.
Die kroatische Adria steht oben auf der Liste der Lieblingsreiseziele
Vor allem die kroatische Adria hatte es ihnen angetan, wo die junge Familie, so Elisabeth Walter, „in viel Natur und im einfachen Zelt auf Campingplätzen“ die Urlaube verbrachten. Wobei ihr Mann „aus jedem Land einen Stein“ mitgebracht habe.
Die Antwort auf die Frage nach dem Rezept für eine lange, glückliche Ehe beantwortet Ullrich Walter dezidiert und nachdenklich stimmend: „Wir haben das Eheversprechen […] wörtlich genommen und verbinden dieses Versprechen heute mit der Gewissheit, dass, je mehr gemeinsame Zeit wir miteinander verleben dürfen, wir umso weniger Zeit brauchen, um aufeinander warten zu müssen.“