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„Zu hoch, zu massiv“Lohmarer Politik lehnt neuen Edeka-Markt inklusive Wohnungen ab

Lesezeit 3 Minuten
Ein Entwurf für ein Supermarktgebäude

Abgelehnt: Vor dem Bürgerhaus Birk (links im Bild) soll kein neuer Edeka-Markt mit Wohnungen entstehen. (Visualisierung)

Edeka zieht nicht vor das Bürgerhaus Birk: Die Politik lehnt das ambitionierte Bauvorhaben ab. Das sind die Gründe.

Günter Klein-Heßling, Inhaber der Edeka-Märkte in Lohmar und Siegburg, plant ein ambitioniertes Bauprojekt in Birk: einen größeren und schöneren Lebensmittelmarkt samt Wohnungen und Tiefgarage.

Die Mehrheit im Sonderausschuss Birk sieht aber mehr Probleme als Gewinn für den Ort und stimmte mit elf gegen vier CDU-Stimmen. Von insgesamt sieben waren nur vier CDU-Ratsmitglieder anwesend. Das sind die Argumente der Befürworter und Kritiker.

Warum will der Edeka in Lohmar-Birk überhaupt neu bauen?

Der Supermarkt an der Birker Straße sei in die Jahre gekommen, für den Bevölkerungszuwachs - an mehreren Stellen im Ort entstehen neue Wohnungen - sei die Fläche zu klein, so der Investor. Die Konkurrenz, zum Beispiel in Seelscheid, würde die Kunden mit schöneren Läden locken, argumentierte Dr. Miriam Lange (CDU): „Dort sind die Räume größer, die Gänge breiter.“

Christina Kaemmerer (Grüne) erwiderte, dass Klein-Heßling auch am Standort umbauen und die freiwerdende Kreissparkassenfiliale nutzen könne. Ihr Parteifreund Horst Becker verwies auf die in den letzten Jahren geschrumpfte Einwohnerzahl, die durch die Zuzüge gerade mal ausgeglichen werde.

Wie sehen die Pläne für den Supermarkt vor dem Bürgerhaus Lohmar-Birk aus?

Für einen Neubau vor dem Bürgerhaus hatte Architekt Heinz Hennes (Lohmar) bereits vor der Sommerpause einen Entwurf vorgelegt. Die Visualisierung zeigt die Bauhöhen und das Volumen. Ein Teil des Parkplatzes würde wegfallen, eine Tiefgarage dafür Stellplätze schaffen. Anwohner hatten in Stellungnahmen an die Verwaltung bereits das Gebäude als zu hoch und unpassend für den Ortskern kritisiert.

Ein Parkplatz im Ortskern von Birk

Der Investor will seinen Supermarkt in den Hang an der Pastor-Biesing-Straße bauen und auf einem Teil des Bürgerhaus-Parkplatzes.

Eine Anwohnergruppe, die IG Birk, macht sich hingegen für das Projekt stark. Im Sonderausschuss verfolgten viele Bürger die Entscheidung. Für Grüne, SPD, UWG und FDP passt das Gebäude nicht in den Ortskern. Die CDU warf den Gegnern das Messen mit zweierlei Maß vor: Der geplante Wohnungsbau auf dem Areal nebenan sei ebenfalls nicht aufgelockert genug. Horst Becker (Grüne) widersprach: Das seien ganz andere Dimensionen.

Was ist mit den Parkplätzen im Ortsteil Lohmar-Birk?

Deren Zahl sei schon heute knapp, der Parkplatz sei sowohl in der Woche wie auch am Wochenende gefüllt, im Bürgerhaussaal finden zum Beispiel Chorproben statt, in der Sporthalle Training, Spiele und Turniere, so die Kritiker. Und das parallel zu den Ladenöffnungszeiten. Kommen noch die Supermarktkunden hinzu, würden die benachbarten Wohnstraßen zugeparkt, „das möchten wir den Bürgern nicht zumuten“ (Becker, Grüne).

Unklar sei auch die Bewirtschaftung. Das habe schon am Edeka in Lohmar zu Problemen geführt, erinnerte Horst Becker an einen Rechtsstreit mit Klein-Heßling. Die Befürworter von der CDU argumentierten mit einer stark veränderten Mobilität, durch Car-Sharing und Lastenräder würden in zehn Jahren weniger Pkw-Stellflächen benötigt, so Helga Trimborn. Ein Vorhalten von vielen Parkplätzen sei nicht mehr zeitgemäß.

Bei ihrem Vergleich mit Hamburg und München grummelte es im Publikum. Ihre Parteifreundin Lange verwies auf den Parkplatz an der neuen, fast fertigen Grundschule in Birk. Der Fußweg von dort sei „kein Gewaltmarsch“ (Lange).

Gefährdet die Entscheidung die Nahversorgung in Birk und den umliegenden Ortschaften?

Ja, warnt die CDU. Es gehe darum, „den Nahversorger als Dreh- und Angelpunkt“ des Ortes zu halten, sagte Trimborn (CDU). Sie nannte als Negativ-Beispiele die Ladenschließungen in Wahlscheid, Heide und Braschoß. Der Sonderausschuss verspiele „leichtfertig größere Chancen“ (Lange, CDU). Der Ort werde sich noch entwickeln. Für Kaemmerer (Grüne) sind das lediglich Schreckgespenster: Dass ohne den Neubau der Edeka vor der Schließung stehe, davon habe die Koalition noch nichts gehört.

Was ist mit der beliebten Birker Kirmes?

Die beliebte Birker Kirmes, das vom Ortsring organisierte dreitägige Volksfest, hätte weniger Platz nach einem Supermarktneubau vor dem Bürgerhaus. Der Ortsring hatte das moniert, für die Ausschussmehrheit ein weiterer Grund, das Vorhaben abzulehnen. Für die CDU ist der Platz für die Kirmes auch im Falle eines Neubaus noch ausreichend.