Der Auftakt zur jährlichen Aktion „Wir räumen den Kreis auf“, an der sich verschiedene Rhein-Sieg-Kommunen beteiligen, startete in Lohmar.
„Wir räumen den Kreis auf“Kinder starten Müllsammel-Aktion in Lohmar

Vorschulkinder der Katholischen Kindertageseinrichtung Sankt Johannes räumen die Wiese neben der Naturschule Aggerbogen auf.
Copyright: Lilian von Storch
„Viel muss ich euch zum Thema Müll ja nicht erzählen, ihr seid schließlich schon Profis“, begrüßt die Lohmarer Bürgermeisterin Claudia Wieja die Vorschulgruppe aus der Katholischen Kindertageseinrichtung Sankt Johannes vor der Naturschule Aggerbogen in Lohmar. Die Fünf- bis Sechsjährigen sind bei eisiger Kälte dick eingepackt und mit Müllzangen ausgestattet.
Glitzernder Raureif bedeckt die Wiese um sie herum, und auch die Relikte, die sie in einem Plastikeimer zusammengesammelt haben, sind mit Eis überzogen: Reste von Silvesterböllern, Zigarettenstummel, Plastikbeutel für Hundekot. Sie räumen gemeinsam die Wiese um die Naturschule Aggerbogen auf und leisten damit den Auftakt für die Rhein-Sieg-Kreis-übergreifende Müllsammelaktion „Wir räumen den Kreis auf“, die die RSAG in Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden des Kreises organisiert.
Lohmarer Vorschulkinder finden Zigarettenstummel, Scherben und Reste von Silvesterböllern
„Einer von euch hat eine Glasscherbe gefunden“, sagt Claudia Wieja, „ICH!“ ruft ein Kind. Damit habe das Kind vielleicht einen Igel vor Verletzungen bewahrt, erklärt die Bürgermeisterin. „Guck mal, was ich gefunden habe!“, ruft ein anderes Kind und hält mit seiner Zange ein Stück Schnur hoch. Noch ein potenziell geretteter Igel.

Die Vorschulkinder mit unter anderem Vertretern und Vertreterinnen der RSAG und Lohmarer Bürgermeisterin Claudia Wieja. Die Plakate zur Aufräumaktion sollen im ganzen Kreis für mehr Bewusstsein im Umgang mit Müll sorgen.
Copyright: Lilian von Storch
Zigarettenstummel, von denen sie Kinder einige mit ihren Zangen aufgehoben haben, seien wegen ihrer Giftstoffe besonders gefährlich, erklärt Vera Nothelle von der Umweltbildung der RSAG: Bis zu 50 Jahre brauchten sie, um zu verrotten. „Also, wenn ihr etwa so alt seid wie ich, gibt es diesen Zigarettenstummel immer noch“, sagt die Bürgermeisterin zu den Kindern.
Wenn ihr etwa so alt seid wie ich, gibt es diesen Zigarettenstummel immer noch.
Vera Nothelle und ihre Kollegin Cynthia Kaufhold halten dann kleine Modelle von Mülltonnen in verschiedenen Farben hoch und fragen die Kinder, was von dem Gefundenen wohl wo hinein gehört. Die Kinder beweisen, dass Mülltrennung für sie kein unbekanntes Terrain ist.
„Die Erfahrung zeigt, wenn man bei den Kleinen anfängt, wird das Nachhaltigkeitsbewusstsein vielleicht in der Pubertät für eine bestimmte Zeit weniger, aber danach ist es tatsächlich wieder da“, schildert Sigrun Jungwirth, die die Naturschule Aggerbogen leitet.

Ein Kind hat eine Schnur gefunden, die für Tiere wie zum Beispiel Igel gefährlich sein kann.
Copyright: Lilian von Storch
Auch die Eltern der Kinder könne man durch Aktionen wie diese zum Nachdenken anregen, so Jungwirth. Oft kämen Nachfragen über Fakten zum Thema Müll, die die Kinder mit ihren Eltern geteilt hätten, „ob das denn auch wirklich stimme“, so die Leiterin der Naturschule.
Das Problem von illegal weggeworfenem Müll nimmt Jungwirth auch in ihrer direkten Umgebung wahr. Die Wiese neben der Naturschule ist vor allem im Sommer ein beliebter öffentlicher Treffpunkt. Leider finde man hier oft zurückgelassene Flaschen, Chipstüten et cetera an. „Wir arbeiten dagegen an und versuchen, da auch hier in der Schule früh ein Bewusstsein zu schaffen“, sagt Sigrun Jungwirth.

Der „Müllfriedhof“ der Naturschule Aggerbogen: Hier verrottet seit fast vier Jahren ein Schuh.
Copyright: Lilian von Storch
Im Waldstück hinter der Naturschule haben Jungwirth und ihre Kollegen einen kleinen „Müllfriedhof“ angelegt. Unter anderem ein Schuh, ein Tetra-Pack und eine Softdrink-Dose liegen hier begraben unter etwas Laub, alle seit dem 31. Mai 2021, wie auf den Grabsteinen vermerkt ist. Die Dose sieht aus, als sei sie gerade eben ausgetrunken und zerknüllt worden. „Die Gräber ‚Papier‘ und ‚Bio‘ sind leer - die große Preisfrage ist, warum“, sagt Sigrun Jungwirth und lacht.
Illegaler Müll kostet den Rhein-Sieg-Kreis 500.000 Euro jährlich
Rund 500.000 Euro müsse der Rhein-Sieg-Kreis jedes Jahr für die Entsorgung von illegalem Müll ausgeben, sagt der RSAG-Pressesprecher Philip Moll: „Das ist kulminiert in den Abfallgebühren. Jeder hier im Rhein-Sieg-Kreis bezahlt also für den wilden Müll.“ Dazu kommen weitere Kosten, beispielsweise für das Personal der Bauhöfe.
Leider sei das Problem in den vergangenen Jahren gewachsen, sagt Vera Nothelle von der RSAG-Umweltbildung. Das kann auch die Lohmarer Bürgermeisterin bestätigen. Immer wieder werden Sperrmüllhaufen im Wald gefunden, obwohl man diesen im gesamten Rhein-Sieg-Kreis kostenlos und zu flexiblen Zeiten durch die RSAG abholen lassen könne, betont Claudia Wieja.

Ausgestattet mit Müllzangen trotzen die Kinder der eisigen Kälte.
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„Man kann den Müll außerdem sehr unkompliziert zur RSAG bringen. Ich glaube, das ist den Leuten oft gar nicht klar, dass man das auch samstags machen kann und das zum größten Teil gar nichts kostet.“
Der Rhein-Sieg-Kreis ruft wirklich überall dazu auf: Trefft euch, und wir sammeln gemeinsam.
Andererseits sehe man immer wieder Bürgerinnen und Bürger, die aus eigener Initiative zum Müllsammeln gingen. „Das finde ich natürlich richtig toll - andererseits sollte das nicht deren Aufgabe sein, anderen Leuten den Müll hinterherzutragen“, sagt Wieja.
Alle, die in den kommenden Wochen und Monaten zu einem saubereren Rhein-Sieg-Kreis beitragen wollten, könnten sich bei den Kommunen nach den lokalen Aktionen von „Wir räumen den Kreis auf“ erkundigen, sagt Vera Nothelle. In Lohmar beginnt „Lohmar legt los!“ im April.
Die lokalen Bauhöfe stellen Zangen, Handschuhe und Müllsäcke zur Verfügung - und täten das gern auch außerhalb der Aufräum-Aktion, so Nothelle. RSAG-Pressesprecher Philip Moll nickt zustimmend. „Der Rhein-Sieg-Kreis ruft wirklich überall dazu auf: Trefft euch, und wir sammeln gemeinsam.“
Der 18. Februar ist Tag der Batterie. Mehr als 30 Tonnen davon und mehr als 60 Tonnen Autobatterien wurden 2024 bei der RSAG fachgerecht entsorgt, teilt Pressesprecher Philip Moll mit. Das heißt, sie wurden über Sammelstellen für Altbatterien, über Wertstoffhöfe oder an den Verkaufsstellen abgegeben werden. Die unsachgemäße Entsorgung in Mülltonnen führe zu einer erheblichen Brandgefahr bei der Sammlung und Verarbeitung des Mülls. Dies könne nicht nur Schäden herbeiführen, sondern auch Menschenleben gefährden, teilt die RSAG mit.