MotorradfreundeZahme Kerle in wilden Kutten – Motorradtreffen in Lohmar
Lohmar – Rainer Schüttke aus Lohmar-Heide hat 1971 in der Lehre mit einem Mofa (Moto Guzzi) angefangen.
Mit 16 war es dann ein Moped (Zündapp), und mit 18 musste es ein Motorrad (BMW R50/2) sein. Heute fährt der mittlerweile 60-jährige Maschinenschlosser und Industriemeister bei Continental-Emitec eine Yamaha XJ3 1300.
So wie er waren in den 70er-Jahren noch eine ganze Reihe Lohmarer Jugendliche unterwegs. Man traf sich am Campingplatz Jansen oder am Weißen Haus in Donrath und röhrte durch die Gegend. Wenn man sie heute fragt, ob ihre Mofas damals frisiert waren, schallt einem ein vielstimmiges „Nöööö!“ entgegen, mit Unschuldsmiene untermalt.
Motorradtreffen in Lohmar-Feienberg
Am Wochenende konnte man einiges über die mehr oder weniger wilde Jugend von Lohmar aus den 70er-Jahren erfahren, bei einem Motorradtreffen auf einer Wiese am Meigerhof in Lohmar-Feienberg oberhalb des Sülztals.
Meist waren es Lehrlinge, die sich damals trafen und gern schneller unterwegs waren als mit dem Fahrrad. Dazu zählte auch Frank Sieben (55), heute bekannt als KG Kazi-Vorstand und Chef von Kunststoff Kümpel.
Am Freitagabend schenkte er zur Begrüßung auch von Motorradfreunden aus verschiedenen Ecken Deutschlands fleißig aus in der Bierbude, bei deren Aufbau Biker Einar Deubner (57) einen Finger brach. „Sowas passiert ihm beim Motorradfahren nicht“, witzelten die anderen.
Warum man damals immer wieder das Weiße Haus oder den Campingplatz anfuhr, konnte Jürgen Pfitzner (59) gut erklären: „Wir hatten ja keine Handys, um uns irgendwo zu verabreden. Mit Mofa oder Moped konnte man aber schnell mal vorbeifahren, um zu gucken, ob was los war.“ Der heutige selbstständige Bauhandwerker, der eine Harley Davidson Dyna fährt, war nicht der einzige in der Familie, mit dem Hobby.
Auch seine Brüder Ralf, gelernter Kfz-Mechaniker/Harley Davidson Crossbone, und Achim, Chef von Agger Gerüstbau/Jamaha XJR 1300 sind motorradjeck. Die Freude an der temporeichen zweirädrigen Fortbewegung führte 1980 zur Gründung der Motorradfreunde Lohmar.
Da sind alle drei Pfitzner-Brüder und die Mofafahrer der 70er-Jahre heute noch drin, rund 20 Kerle, aber mittlerweile mit gebremstem Schaum. Wild wirken aber immer noch ihre Motorrad-Kutten aus Leder und Jeansstoff. Sie sind mit allerhand Aufnähern, Schildchen und Anhängseln dekoriert, meist jahrzehntealt und mit Hingabe konserviert.
Es waren aber nicht nur Lohmarer zugegen, sondern auch befreundete Biker und Motorradclubs, so dass die Zahl der Fans schwerer Maschinen an den drei Tagen auf 70 stieg, etwa zehn Prozent davon Frauen. Bei diversen Treffen in den vergangenen Jahrzehnten quer durch die Republik lernten die Lohmarer viele Gleichgesinnte kennen.
Man schloss Freundschaft mit Bikern aus dem Raum Dithmarschen (Motorradfreunde Fredstedt), aus Oberhausen (MC Osterfeld), mit dem MC Gunzenburg bei Rothenburg ob der Tauber und dem MC Soest.
Früher besuchten sich die Clubs gegenseitig viel häufiger. Das waren dann fünf Termine im Jahr. 2006 beschlossen sie dann im fortgeschrittenen Alter ihrer Mitglieder, sich nur noch alle zwei Jahre abwechselnd bei einem Club zu treffen.
Diese Zusammenkünfte nennen sie „Veteranentreffen“. Lohmar richtete 2006 das erste aus und nun das sechste. Im Jahr 2026 sieht man sich dann nach vier Treffen bei den anderen Clubs in Lohmar wieder. Dann sind sie über 60, manche schon 70 Jahre alt.