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Neuer VorstandSchwieriger Wechsel im Elisabeth-Hospizes in Deesem

Lesezeit 3 Minuten

Lohmar – Erstmals gab es richtigen Streit in einer Mitgliederversammlung des nun 25-jährigen Elisabeth-Hospizes in Deesem. An deren Ende wurde dem Gründer und früheren Leiter des Hauses sowie bisherigem Vorsitzendem des Freundeskreises, Joseph Brombach, mit standing ovations für sein Lebenswerk gedankt.

Dabei wollte der 79-Jährige noch gar nicht Abschied nehmen. Doch er unterlag mit dem von ihm vorgeschlagenen neuen Vorstandsteam. Mit einer Zweidrittel-zu-Eindrittel-Mehrheit war Heijo Hauser zum neuen Vorsitzenden gewählt worden: In einem siebenköpfigem Team, dem vier alte Vorstandsmitglieder angehören, unter anderem Brombachs bisheriger Stellvertreter Karl Kreuzberg. Zu den drei Neuen im Team, aber als Mitgründer schon lange dabei, zuletzt im Stiftungsrat, zählt Bernhard Schlags.

Die Versammlung berührt weiterhin die Mitglieder und hat die Wogen nicht geglättet. Es geht um Konzepte, um unterschiedliche Vorstellungen, wie man das Haus führt, um den Generationswechsel, den man nicht einvernehmlich regeln konnte, und um gegenseitige Vorwürfe. Das alles ist hochemotional, weil viele Mitglieder ihre Angehörigen in ihren letzten Lebenstagen in dem Hospiz hatten. Dabei sind sehr starke innere Bindungen an das Ehepaar Brombach gewachsen, bei Gegnern genauso wie bei Befürwortern des neuen Vorstands. Der Streit betrifft nur den Freundeskreis als Trägerverein des Hospizes. Im Hause soll der Konflikt nichts zu suchen haben. Beiden Seiten ist wichtig, dass im Hospiz die Betreuung der Gäste, wie die Sterbenskranken genannt werden, in aller Ruhe und Fürsorge weitergeht.

Privattüren genutzt

Einiges macht die Runde. So auch, dass Brombach, nun ohne Funktionen, nicht mehr jederzeit die Privattüren von seinem Haus direkt ins Hospiz nutzen, sondern wie alle durch Haupteingang oder Gartenpforte kommen solle. Der neue Vorstand will sich zu alledem nicht äußern, weil er um die sensible Institution keinen öffentlichen Streit führen will. Einige Mitarbeiter sollen aber auch gesagt haben, sie wären froh, jetzt unter einem neuen Vorstand zu arbeiten.

Viel Ärger auf der Brombach-Seite verursachten die Security-Kräfte bei der Versammlung im Birker Bürgerhaus. Vor der Versammlung stieg die Mitgliederzahl durch Neuanmeldungen von 1100 auf über 1300 an. Das Bürgerhaus ist aber noch nicht mal für die Hälfte groß genug. Nach juristischer Beratung sollten Ordnungskräfte sicherstellen, dass vor allem Mitglieder ihr Stimmrecht ausüben und somit Vorrecht vor Gästen im Zugang haben, hieß es. Ansonsten hätte die Ungültigkeit der Versammlung gedroht.

Partner und Ehepaare haben aber nur immer eine Stimmvollmacht. Dass ausgerechnet Brombachs Frau Sibilla, die von Gründung an dabei ist, zunächst wie auch andere nicht eingelassen wurde, erzeugte natürlich zusätzlich Unmut. Freundeskreis-Mitglied Bernhard Wachter meinte, Joseph Brombach wäre „in schäbiger Weise kaltgestellt“ worden und sprach von „menschenverachtenden Schlammschlachten“. Das sieht Alt-Bürgermeister Wolfgang Röger anders, der in Voraussicht der Konflikte gebeten wurde, als neutrale Person Versammlungsleiter zu sein.

Konflikte im kleinen Kreis lösen

Er will sich wegen seiner Neutralität auch nicht äußern, sagt aber, solche Konflikte hätte man nicht in eine Versammlung tragen sollen, sondern zuvor im kleinen Kreis Kompromisslösungen finden müssen. Brombach selbst sagt über Rögers Wirken: „Er hat dafür gesorgt, dass es an dem Tag nicht ausuferte.“ Röger meint aus seiner langen Erfahrung, angesichts der großen Emotionen sei die Versammlung, im Nachhinein betrachtet, noch ordentlich gelaufen.

Der neue Vorstand verspricht auf der Homepage: „Wir sind dem Erbe von Joseph Brombach und der Tradition des Elisabeth-Hospizes verpflichtet und werden das Haus mit seinen wunderbaren Werten zum Wohle unserer Gäste und deren Angehörigen in eine gute Zukunft führen.“