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Neues Wohngebiet?Anwohner in Birk und Umgebung sorgen sich um dörflichen Charakter

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Das Interesse der Anwohner war groß, der Saal Fielenbach war mit rund 150 Besuchern rappelvoll.

Lohmar – Wenn kleine Ortsverbände von Parteien zu Informationsversammlungen aufrufen, kommen oft nur zwölf Mitglieder und drei bis fünf, im guten Fall zehn Bürger. Aber nun drängten sich mehr als 150 Interessierte im Saal Fielenbach in Birk, teils stehend, teils am Boden sitzend. Die meisten von ihnen machen sich offenbar Sorgen um den Erhalt des dörflichen Charakters ihrer Heimatorte.

Es geht um 148 Wohneinheiten

Der CDU-Ortsverband hatte zur Diskussion des Entwicklungsplans für Heide, Inger, Birk und Algert eingeladen, nach den Anfangsbuchstaben kurz HIBA genannt. Dazu gehört auch ein neues mögliches Gewerbegebiet auf der grünen Wiese am Fernmeldeturm neben der B 56. Darum ging es aber diesmal nicht.

Im Brennpunkt stand vielmehr eine Wohnbebauung, ebenfalls auf noch grüner Wiese am südöstlichen Birker Ortsrand. Nachgedacht wird bisher über 148 Wohneinheiten, davon 80 in einem Pflegewohnheim sowie 20 in einem Bau für betreutes Wohnen.

Also die überwiegende Zahl für ältere Menschen, die auch in HIBA und Umgebung, dem dritten Siedlungsschwerpunkt von Lohmar, nach ortsnahen Betreuungsplätzen suchen. Die anderen beiden Siedlungsschwerpunkte Lohmar-Ort und Wahlscheid sind bereits mit Altenheimen versorgt, wobei Lohmar-Ort noch ein weiteres braucht.

148 Wohneinheiten sollen am südöstlichen Ortsrand von Birk entstehen, beidseits des heutigen Wirtschaftsweges auf der grünen Wiese in Sichtweite des Birker Fernmeldeturms (r.).

Außerdem sind 14 Einfamilienhäuser geplant, direkt vor den heute ortsabschließenden Einfamilienhäusern an den Straßen Auf der Löh und Zum Friedenskreuz. Diese sollen „verträglich“ zum jetzigen Baubestand sein, hieß es, nämlich so gebaut, dass Garten an Garten stoße, die Häuser also weit auseinander lägen.

Weitere vier Wohneinheiten folgen dahinter in Doppelhaushälften und danach weiter in südöstlicher Ausrichtung fünf mehrgeschossige Häuser mit 30 Wohneinheiten. Mittig geteilt wird das Neubaugebiet durch den heutigen Wirtschaftsweg in Verlängerung der Pastor-Biesing-Straße.

Zu den Mehrfamilienhäusern sagte CDU-Ortsverbandschef Andreas Schmidt, es müsse dringend sozialer und bezahlbarer Wohnraum geplant werden, gut gemischt mit höherpreisigem Wohnen.

Zu viel Verkehr befürchtet

Auch in dieser Versammlung war wie vielerorts beim Thema „sozialer Wohnungsbau“ ein Grummeln zu hören. Dem begegnete der in Heide wohnende Bürgermeister Horst Krybus mit der Auskunft, heute sei Wohnen so teuer geworden, dass die Hälfte seiner Stadtverwaltungs-Mitarbeiter Anrecht auf einen Wohnberechtigungsschein hätte.

In Wortbeiträgen wurde die Notwendigkeit weiteren Wohnraums auch anerkannt, aber leidenschaftlich um den Erhalt des dörflichen Charakters gestritten. Die meisten befürchteten zu viel Verkehr für die kleinen Straßen. Auch die Hitze im Saal ließ die Gemüter wallen. Dabei konnte Krybus auch mit Witzelei entschärfen: „Dieser Bürgerinfo-Abend wird in die Annalen eingehen als erster großer Bürger-Sauna-Abend.“

Mit zunehmender Diskussion schwanden die anfänglichen Schärfen. Vor allem dadurch, dass Schmidt und Krybus immer wieder betonten, noch sei nichts in Stein gemeißelt, und die Bürger würden mit breiten Diskussionen ins Boot geholt. Dazu sollen sie nach den Sommerferien mitreden in einer „Zukunftswerkstatt“. Nach Vorbild der breiten Diskussions-Plattform aus Bürgern, Geschäftsleuten und Politikern, die beim Umbau der Hauptstraße so erfolgreich war.

Den grundsätzlichen Rahmen erläuterte Krybus auch. Von 30 000 Einwohnern heute werde Lohmar bis zum Jahr 2030 auf 32 000 Menschen anwachsen. Dafür würden im ganzen Stadtgebiet 1000 neue Wohneinheiten benötigt. Wie etwa bereits Lohmar-Ort und Wahlscheid mit fortgeschritteneren Planungen müsse sich auch HIBA beteiligen. Bei 148 Wohneinheiten wäre HIBA dann mit knapp 15 Prozent dabei.