Wege über die AggerIn Lohmar müssen drei marode Brücken neu gebaut werden
Lohmar – Gitter stoppen Passanten und Radfahrer an der Agger. Zwei Brücken sind komplett gesperrt, eine ebenfalls marode dritte, Schulweg für Kinder aus Heppenberg, nehmen Ingenieure einmal pro Woche unter die Lupe, um sie bei akuter Gefahr abzuriegeln.
Bürgermeisterin Claudia Wieja hat nun einen „Brückengipfel“ einberufen. Ziel: zügig bauen und Konflikte mit Umweltverbänden vermeiden, die, wie jüngst beim Horstmannsteg an der Sieg in Hennef, zeitraubend und teuer werden können.
Wieja will die Beteiligten trotz Corona an einen Tisch holen: den Landrat, Vertreter der Bezirksregierung, der Fachämter der Stadt und des Aggerverbandes. Gründlichkeit gehe dabei vor Schnelligkeit, erläuterte der Grünen-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Horst Becker im Sonderausschuss Donrath am Beispiel des Brückenneubaus nach Heppenberg. Hier koste ein Planfeststellungsverfahren zwar mehr Zeit, es sei aber rechtssicherer.
Zwei Varianten stehen zur Wahl
Zweiter Punkt: Eine teurere Variante könne helfen, Geld zu sparen. So gebe es nur Zuschüsse aus dem Programm „Stadt und Land“ (Klimaschutz durch Stärkung des Radverkehrs), wenn die Verbindung verbessert werde und sich auf einem breiteren Steg dann Kinderwagen, Rollstühle, Fahrräder und Fußgänger begegnen könnten.
Zwei Varianten sollen untersucht werden in Bezug auf Bau- und Unterhaltungskosten sowie Nutzungsdauer: die Holzbauweise mit einem Belag aus wasserdichten Betonfertigteilen und die Stahlbauweise mit einer Holzverkleidung und Bodenbelägen aus Holz.
Der heutige, 1983 installierte etwa 1,50 Meter breite Pylonsteg ist komplett aus Holz, 2014 wurden erhebliche Mängel an der Konstruktion festgestellt. Seit Anfang April ist die Holzbrücke einige Hundert Meter weiter am Dornheckenweg gesperrt, die Bauwerksprüfung ergab, dass der mittlere Brückenpfeiler mit einer Basis aus Natursteinen durch Ausspülungen nicht mehr standsicher ist. Die Verbindung, eine ausgewiesene Fahrrad- und Wanderroute, soll repariert werden, wie viel das kostet, ist noch unklar.
Eine regionale Radwegeverbindung führt auch über die dritte marode Brücke an der historischen Gaststätte Naafshäuschen auf dem Radweg zwischen Wahlscheid und Overath. Hier ist ebenfalls der Hauptträger nicht mehr tragfähig.
Alte Postkarte zeigt Brücke bei Naafshäuschen
Die Ansichtskarte ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie trägt den Poststempel vom 28. Mai 1907 und ist wohl die älteste Postkarte von Naafshäuschen.
Im Jahr 1824 wurde Naafshäuschen erstmals erwähnt, zur Gaststätte gehörte damals eine Pferdewechselstation für Fuhrwerke aus dem Oberbergischen, mit denen landwirtschaftliche Produkte auf den Markt nach Köln transportiert wurden. Die einzige Steigung auf der Strecke bis Bachermühle konnte nur mit Vorspannpferden überwunden werden.
Bis zum Bau der ersten Fußgängerbrücke 1846 gab es zwischen Naafshäuschen und Honsbach nur eine Fährverbindung. Der neue Steg sei bald sehr beliebt gewesen, schildert Autor Horst Schöpe auf der Internetseite des Heimat- und Geschichtsvereins: Um den Brückenzoll in Wahlscheid zu sparen, fuhren viele Bauern bis zum Ausflugslokal, bauten ihre Karren auseinander, trugen diese samt Waren hinüber und setzten die Gefährte auf der anderen Aggerseite wieder zusammen.