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Mondofer FähreOhne Hektik übers Wasser

Lesezeit 3 Minuten

In seiner Kabine behält Fährkapitän Robert Funken (62) stets den Überblick.

Niederkassel – Beide Hände am Steuer, ein konzentrierter Blick in Richtung Ufer. Robert Funken steuert die Fähre zum Anleger, so wie schon fünfzehnmal an diesem Tag. Es ist 13.30 Uhr, drei Schulkinder stürmen an Bord der „Mondorf“, ein Mann steigt die steile Treppe hoch zur Fahrerkabine. Fährkapitän Funken begrüßt ihn mit einem Nicken.

Seit zehn Jahren arbeitet der 62-Jährige auf der Mondorfer Fähre, inzwischen kennt er die Leute. Etwa fünf Minuten braucht das Schiff von einem Rheinufer zum anderen, von Mondorf nach Graurheindorf. Funkens Passagiere sind Pendler, Schüler, Ausflügler. Viele kennt er noch aus seiner Zeit als Kassierer, als er unten auf der Fähre die Tickets für die Überfahrt verkaufte – das ganze Jahr bei Wind und Wetter. Jetzt ist er Kapitän. Mit Kaffeetasse und Fernglas hat er es sich in der kleinen, beheizten Kabine gemütlich gemacht und überblickt das Treiben vom höchsten Punkt der Fähre. Zwischen den alten, hölzernen Armaturen wirkt er wie ein echter Seemann.

Ausbildung als Tischler

Ruhig und bedächtig bringt Funken die „Mondorf“ von einem Ufer zum anderen. Am Anleger muss er die Auffahrrampe im richtigen Winkel positionieren, dann rollen die Autos an Land. Klick, klick, klick: Funken drückt für jedes Auto einmal auf den mechanischen Zähler. 350, 351, 352 – so viele Fahrzeuge sind seit dem Morgen mitgefahren, abends werden es etwa 700 sein, schätzt er.

Eine Gans ist an Bord und watschelt hastig zwischen den Autos umher, Robert Funken kennt sie. „Ein Kollege hat sie einmal gefüttert, seitdem fährt sie häufiger mit.“ Der Fährführer ist in Hennef geboren, er freut sich, wenn die Menschen aus der Region die kurze Fahrt über den Rhein genießen. Er wundert sich immer wieder, wie gestresst und hektisch manche Fahrgäste morgens sind. „Mensch, schalt doch mal ab“, denkt er dann. „Wenigstens die paar Minuten auf dem Wasser.“

Ein Alltag ohne große Hektik, die Nähe zur Natur – das ist es, was Funken so sehr an seiner Arbeit schätzt. Er kennt es auch anders: Nach der Ausbildung zum Tischler legte er Fliesen, lieferte Möbel aus, machte die Meisterprüfung als Kunststoffschlosser und bildete sich zum Industriemeister weiter. Dann wurde er arbeitslos. Die Suche nach einer neuen Anstellung erwies sich als schwierig, nicht zuletzt, weil Funken damals Probleme mit dem Knie bekam. Seine Schwester brachte ihn auf die Idee, sich bei der Lux-Werft zu bewerben, dem Betrieb, der die Mondorfer Fähren unterhält. Sie arbeitete dort im Büro und fragte ihren Bruder, ob er sich nicht als Kassierer an Bord etwas dazuverdienen wolle.

150 Praxis-Tagen folgt die Prüfung

Das war im Jahr 2009. Bald war sein Ehrgeiz geweckt, und Robert Funken machte den Fährführerschein, um den Wasserweg zwischen Mondorf und Graurheindorf auch selbst befahren zu können. Nach 150 Praxis-Tagen an Bord durfte er die Prüfung ablegen.

Das Wasser ist ruhig heute. Funken muss kurz warten, weil ein großer Tanker Vorfahrt hat. Als im Oktober in Bonn die Landwirte demonstrierten, half die Mondorfer Fähre zwölf Traktoren über den Rhein. An einem anderen Tag schipperte Funken die Teilnehmer einer großen Radrallye über den Fluss. Solche Fahrten vergisst er nicht. Mittlerweile fährt er auch andere Fähren. Die urige „Mondorf“ aber bleibt für ihn etwas Besonderes: „Auf der kleinen, schnuckeligen Fähre habe ich angefangen.“

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In drei Jahren wird Robert Funken in Rente gehen. Ganz aufhören will er aber auf keinen Fall, lieber als Aushilfe noch ein paar Jahre weiterfahren: „Ich bin keiner, der denkt: Endlich Rente!“ Dafür, sagt Funken, „ist der Job viel zu toll“.