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Medizin als GrenzerfahrungNiederkasseler Arzt unterstützt seit 1991 in Krisengebieten

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Bereits seit 1991 ist Michael Brinkmann als Mediziner in Krisengebieten unterwegs.

Niederkassel – Eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Rheidt ist der übliche Arbeitsplatz von Dr. Michael Brinkmann. In den kommenden Wochen wird er allerdings Patientinnen und Patienten behandeln, die er eher zu Fuß und unter Umständen auch mit dem Boot erreicht: Für die Hilfsorganisation Humedica reist der Facharzt für Allgemeinmedizin am Montag in das von einer verheerenden Flut gebeutelte Pakistan.

Zum 18. Mal hat sich der 63-Jährige zum Einsatz in einem Katastrophen- und Kriegsgebiet bereiterklärt. Ein Engagement, das für Angehörige oft eine ziemliche Belastung sei, sagt Brinkmann. Schließlich arbeite man in Gebieten, die „nicht risikofrei“ seien und wo auch Kommunikation zumindest schwierig sei. Hinter ihm stehe „eine sehr tapfere und mich unterstützende Familie mit zwei Kindern“, auch die Praxiskollegin Dr. Anne Ahrens und das übrige Team seien „Kummer gewöhnt“.

Niederkasseler Arzt half drei Monate im Irak

1991 hatte eine kleine Zeitungsannonce den Arzt in ein Hilfsteam geführt, das während des zweiten Golfkriegs Menschen in einem Flüchtlingslager im Irak beistand. „Ich bin reisefreudig und politisch interessiert“, sagt Brinkmann. Einsätze im Ausland böten die Chance, „etwas von dem, was ich gelernt habe, gewinnbringend einzusetzen“. Es sei „wertvoll, wenn man medizinische Kenntnisse in solche Gebiete trägt“, in Gegenden die meist ohnehin schon unterversorgt seien. „Ein Privileg“ nennt er die medizinische Versorgung in Deutschland: „Wenn hier jemand weggeht, ist die Lücke schnell geschlossen.“

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Begegnungen mit den Menschen nimmt Michael Brinkmann als intensive Erfahrungen von den Einsätzen mit.

Drei Monate war Brinkmann damals im Irak. 14 Tage wird der Mediziner voraussichtlich in Pakistan bleiben, wie es bei Einsätzen in akuten Krisen üblich ist. „Dann ist man auch durch“, weiß er. Tagestemperaturen von 35 bis 40 Grad herrschen derzeit in Pakistan, und das bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 Prozent. „Anstrengend“, aber Zeit zum Akklimatisieren habe das Team eben nicht. Mit Sport versucht er, sich fitzuhalten, mit der Familie geht er wandern und klettern. Alle zwei Jahre muss ein Amtsarzt die Tropentauglichkeit bestätigen.

63-Jähriger Arzt aus Niederkassel: Hilfe in Krisengebieten ist mental fordernd

Mental ist die Hilfe ebenfalls fordernd: „Wenn man Menschen sterben lassen muss, für die wir in Deutschland die nötigen Ressourcen hätten.“ Und das insbesondere, wenn es nicht Naturgewalten seien, sondern Kriege, die zur humanitären Krise führten. Mehrfach war der Niederkasseler in Somalia und Ruanda, behandelte Kinder, die auf Minen getreten waren. Den Krieg in der Ukraine hat er im Frühjahr hautnah erlebt. Wo in Pakistan die Helferinnen und Helfer von Humedica zum Einsatz kommen, wissen sie noch nicht. Im Flutgebiet, hat man ihnen mitgeteilt – überflutet war allerdings zeitweilig ein Drittel des Landes.

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Vor allem Patienten mit Infektionskrankheiten erwartet daher der 63-Jährige in einem Gebiet, wo viele Menschen gar keinen Zugang zu medizinischer Versorgung hätten. Dank verschiedener Fortbildungen in Kinderheilkunde und -chirurgie, Unfallchirurgie und Innerer Medizin könnte er bei Bedarf auch kleinere Eingriffe vornehmen.

Arzt aus Niederkassel erlebte bei Einsatz einen Entführungsversuch

„Intensive Eindrücke“ bringt Brinkmann von allen Einsätzen mit, sei es aus Haiti oder von den Philippinen, aus Äthiopien oder Nepal, man lebe ja einige Zeit mit den Einheimischen. Eine Rangfolge aufzustellen sei da schwierig. Besonders bewegt aber hat ihn die Begegnung mit einer Frau in Nepal: „Allein die Tatsache, dass Sie sich auf den weiten Weg gemacht haben, gibt uns Hoffnung“, sagte die Großmutter zu ihm, die außer ihrem Enkel die gesamte Familie verloren hatte.

Auch die Helfer und Helferinnen geraten unter Umständen in Gefahr. In Nepal erlebten sie ein zweites schweres Erdbeben, anderswo wurden sie beschossen, einmal gab es einen Entführungsversuch. „Man sollte nicht ängstlich sein“, betont Michael Brinkmann, „aber mit Umsicht und Respekt unterwegs sein.“