Wie schnell doch die närrische Macht entrissen werden kann, erlebten die Tollitäten beim Rathaussturm im Festzelt. Miriam Richarz aus der Stadtverwaltung zögerte nicht lange und nahm den Schlüssel an sich. An Weiberfastnacht zeigte sie zusammen mit den anderen Frauen im Festzelt, wer das Sagen hat. Und das, nachdem sich die Tollitäten so große Mühe bei der Lösung der Aufgaben gegeben hatten, um an den Schlüssel zu gelangen. Eine Zielscheibe musste getroffen oder Fragen zur Mitarbeiterzahl im Rathaus beantwortet werden. Treffsicher war keiner. Dass 700 Mitarbeiter sich um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger kümmern, wussten die Tollitäten allerdings.

Veranstaltet wird die jecke Machtübernahme vom Ortsring. Vorsitzender Ramon Wiener moderierte, unterstützt wurde er von Jochen Ketteniß. Das Motto des Tages lautete:„ More Amor Por Favor“. Richarz erklärte, was gemeint war: „Respekt, Toleranz und Wertschätzung untereinander fehlen in unserer Gesellschaft mittlerweile.“ Bürgermeister Matthias Großgarten als Liebesengel Amor sollte diesen Trend stoppen und sogar umkehren.

Die Tollitäten in Niederkassel mussten zwischen den Gästen versteckte Puzzleteile im Festzelt suchen

Um zu zeigen, dass die Stadt ein Herz hat, mussten die Tollitäten verschiedene zwischen den Gästen versteckte Puzzelteile im Festzelt suchen. Das Kinderprinzenpaar Hendrik I. mit Leoni I sowie Kinderprinz Luam I. aus Uckendorf schwärmten aus. Unterstützt wurden sie von Prinz Horst I. aus Ranzel sowie dem Dreigestirn aus Rheidt Prinz Hanno I., Bauer Marc und Jungfrau Betty. Die Puzzleteile wurden schnell gefunden und so gezeigt, dass die Stadt sehr wohl Herz hat. Der Bürgermeister freute sich.

Das Bühnenprogramm war hochkarätig. Als heimische Garden zeigten Rut-Wiess Ranzel und Blau-Gelb Niederkassel vor der närrischen Machtübernahme die große Bandbreite des karnevalistischen Tanzes. Mädchen und Jungen aller Altersgruppen wurden bejubelt und präsentierten durchaus die sportliche Komponente des Karnevals. Gewagte Hebefiguren und gekonnte Schritte begeisterten.

Auffällig waren die vier jugendlichen Fahnenschwenkerinnen und -schwenker Clarissa, Timm, Paul und Nica von Blau-gelb. Sie warfen die Flaggen geschickt in die Höhe. Nun kann gehofft werden, dass eine neue Tradition begonnen hat.

Der Entdecker der Session präsentierte auch sein Können. Die Truppe von „De Lack is aff “ zeigte, dass der Bühnentanz keine Frage des Alters ist. 2019 gründete sie sich als Abteilung der Freizeitkicker Abtsberg Rheidt. Von 25 bis 58 Jahre reicht das Alter der Tänzerinnen und Tänzer, die zweimal pro Woche trainieren. Die Beine bekommen sie sogar auch noch fast so gut hoch wie die jungen Garden.

Nach der jecken Machtübernahme klang der Nachmittag noch bis in den Abend aus. Von Grün-Weiß Lülsdorf über den Verschönerungsverein Uckendorf bis hin zur Showtanzgruppe Rhytmocada reichte das Programm der After-Rathausstürmung. Der Holzboden bebte im „Wohnzimmer von Niederkassel“, wie es Wiener formulierte.