Freifunk-ProjektSportplatz des 1. FC Niederkassel bekommt kostenloses Internet
- Auf dem Sportplatz des 1. FC Niederkassel steht nun der 25. Router des Freifunk-Projekts Niederkassel.
- Noch werden Firmen, Vereine und Privatleute gesucht, die einen der 50 Router aufstellen.
- Mit dem Projekt soll die Internet-Infrastruktur in der Stadt verbessert werden.
Niederkassel – Nummer 25 wirkt unscheinbar: ein glänzend weißer Kasten mit vier mattgrauen Antennen. Doch der Router, den fünf Männer am Sportplatz des 1. FC Niederkassel wie ein Juwel in Händen halten, steht für viel mehr als den kostenlosen Zugang zum Internet. Er ist Teil einer überwiegend unsichtbaren Infrastruktur in weiten Teilen des Rhein-Sieg-Kreises, ehrenamtlich aufgebaut von den Freifunkern. Nummer 25 ist da nur ein winziger Mosaikstein.
Was geschieht derzeit in Niederkassel?
Der Stadtmarketingverein will 50 Router zum Stückpreis von 35 Euro weitergeben, so Hans-Werner Klinkhammels: „Wir suchen noch Firmen, Vereine und Privatleute, die diese aufstellen.“ Diese müssen bereits einen WLAN-Router fürs kabellose Internet haben, beim 1. FC Niederkassel steht dieser in der Schiedsrichterkabine. In der Regel ist der Zugang durch Verschlüsselung geschützt. Die Freifunk-Router, die hier angedockt werden, erlauben für jedermann freies Surfen im Umkreis bis zu 200 Metern, ohne Passwort. Mit 24 Interessenten ist bereits ein Nutzungsvertrag geschlossen worden, der 1. FCN hat das 25. Gerät erhalten.
Wer surft am Fußballplatz?
„Bei manchen Spielen haben wir rund 300 Zuschauer. Diese schauen auch gerne, wie es gerade in den anderen Partien in der Liga steht“, berichtet der zweite Vorsitzende Marc Koch erfreut. Sie sehen nun automatisch den Hinweis „Freifunk-WLAN“. Dass nun plötzlich der Nachwuchs nur noch daddelt statt dribbelt, befürchtet Klein nicht: „Bei uns steht das Mannschaftserlebnis im Mittelpunkt.“ 19 Jugendteams trainieren auf dem Kunstrasen an der Spicher Straße, das sei Spitze im Kreis.
Stichwort Störerhaftung: Tragen die Aufsteller ein Risiko?
Ganz klar nein, sagt Andreas Groß vom Verein Freifunk Rhein-Sieg. Alle Router werden zuvor programmiert, die Daten laufen beim Verein zusammen. Dieser habe eine Lizenz als Internet-Provider und sei somit juristisch von der Störerhaftung ausgeschlossen. Das sei aber kein Freibrief für kriminelle Machenschaften: Die Ermittler können die Datenströme bis zum Endgerät, meist ein Smartphone, zurückverfolgen – die IP-Adresse des Routers tauche nicht auf, versichert Groß.
Wie sieht es bei den Nachbarn aus?
Vorreiter im Rhein-Sieg-Kreis ist Troisdorf, hier gibt es ein dichtes Freifunk-Netz mit 287 Knoten. Im Schnitt tummeln sich darin zeitgleich rund 1000 Nutzer, das zeigt eine Karte auf der Freifunk-Homepage. Die Stadt unterstütze den Verein bereits seit Jahren als Fördermitglied, so Andreas Groß. Die Stadt Lohmar habe 2018 eine Fördermitgliedschaft abgeschlossen, für 1000 Euro pro Jahr. Zuvor hätten aber städtische Einrichtungen das Freifunknetz bereits genutzt. In das investieren die 23 Mitglieder, viele davon Ingenieure wie Groß, nicht nur viel Zeit und Wissen, sondern auch Geld in die Netz- und Serverlandschaft, jeder pro Jahr eine vierstellige Summe. Es sind riesige Datenmengen, die hier ständig fließen, so der Freifunker: „Nie unter 100 Terrabite.“
Könnte nicht jeder Surfer bei einem der vielen Anbieter eine passende Flatrate buchen?
Der Zugang zum World Wide Web könne teuer werden, so Andreas Groß, Ansprechpartner im Verein für soziale Projekte. Er hat auch Notschlafstellen, Frauenhäuser und knapp 30 Flüchtlingsheime mit Freifunk versorgt. Jede Installation kostet etwa 800 Euro.
Wer in Niederkassel einen eigenen Router aufstellen möchte, kann sich per E-Mail beim Stadtmarketing melden.
hwk@stadtmarketing-niederkassel.de