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Kopernikus-Gymnasium NiederkasselBauausschuss berät über Sanierung oder Abriss

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Nicht nur die Dachflächen des Niederkasseler Kopernikus-Gymnasiums bereiten Probleme. Die gesamte Gebäudehülle muss dringend saniert werden.

Nicht nur die Dachflächen des Niederkasseler Kopernikus-Gymnasiums bereiten Probleme. Die gesamte Gebäudehülle muss dringend saniert werden.

Sanierung oder Abriss und Neubau? Diese Frage scheint sich beim Niederkasseler Kopernikus-Gymnasium zu stellen. Am Schulgebäude gibt es viele Mängel.

Das sanierungsbedürftige Kopernikus-Gymnasium scheint für die Stadtverwaltung zum Fass ohne Boden zu werden. Diese Vermutung legt eine Beschlussvorlage der Verwaltung mit der Überschrift „Sanierung Gymnasium – Dringlicher Handlungsbedarf und strategische Planung“ nahe, über die die Mitglieder des Stadtratsausschusses für Bauen und digitale Infrastruktur bei ihrer nächsten Sitzung (am Dienstag, 14. Januar, ab 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses) beraten werden.

Der Unterlage zufolge gibt es nicht nur an den Dächern des Schulgebäudes und der Aula, durch die monatelang Wasser ins Gebäude eindrang, dringenden Handlungsbedarf. Die gesamte Gebäudehülle inklusive Fassaden, Fenstern und Außentüren sind dringend sanierungsbedürftig. Zwischenzeitlich konnten die Arbeiten an den beiden großen Dachflächen immerhin weitgehend abgeschlossen werden. Die Aula bleibt allerdings gesperrt, unter anderem, weil die dortige Akustik-Decke durch Regenwasser beschädigt und in der Würfel-Konstruktion auch Asbest gefunden wurde.

Niederkasseler Gymnasium stammt aus den 70er Jahren

Wasser dringt inzwischen auch immer wieder durch die Fenster des aus den 70er Jahren stammenden Schulgebäudes ein, auch andere Dachflächen des Gebäudekomplexes sind weiterhin undicht. „Mittlerweile ist ein Punkt erreicht, an dem dringender Handlungsbedarf besteht. Andernfalls drohen der Schule erneut Nutzungseinschränkungen“, warnt das Gebäudemanagement. Auch die Metallvorhangfassade des Gebäudes hat nach Angaben der Stadtverwaltung ihre „Nutzungsdauer erreicht“. Eine gemeinsame Sanierung von Dächern, Fassade und Fenstern scheint unausweichlich, auch, weil Dach, Fenster und Metallvorhangfassade an vielen Stellen miteinander verbunden sind.

In der gesperrten Aula des Kopernikus-Gymnasiums standen im vergangenen Jahr immer wieder Behälter, die das Wasser auffangen, das durch das Flachdach ins Gebäude eindringt.

In der gesperrten Aula des Kopernikus-Gymnasiums standen im vergangenen Jahr immer wieder Behälter, die das Wasser auffangen, das durch das Flachdach ins Gebäude eindringt.

Wie umfangreich die Sanierungsarbeiten ausfallen, muss der Stadtrat entscheiden. Denkbar sei, heißt es im Rathaus, dass im Zuge der Arbeiten auch die Heizungstechnik der Schule erneuert und modernisiert werden könnte. Dafür spreche, so die Stadtverwaltung, das Alter der bestehenden Heizungstechnik. Zudem gebe es Möglichkeit, einen Heizungsaustausch über entsprechende Programme fördern zu lassen.

Klar scheint schon jetzt, dass die offenbar unausweichliche Sanierung der Gebäudehülle erhebliche Folgen für den Unterrichtsbetrieb des Kopernikus-Gymnasiums haben dürfte. Es scheint fraglich, ob die Sanierung bei laufendem Betrieb möglich ist. Denn durch die massive Betonkonstruktion der Gebäude kann sich vor allem der Lärm von Bohr- und Stemmarbeiten offenbar leicht innerhalb des Gebäudes ausbreiten. Das, so die Stadtverwaltung, hätten Probebohrungen zur Messung der Schallübertragung bereits gezeigt. Der Unterricht müsste deshalb voraussichtlich ausgelagert werden, etwa ins H-Gebäude der Gesamtschule. Das ist allerdings erst möglich, wenn die gerade laufende millionenschwere Erweiterung des Schulzentrums abgeschlossen ist und die neuen Räume zur Verfügung stehen. Das wäre frühestens im Jahr 2027 der Fall.

Tiefkeller des Kopernikus-Gymnasiums wurde dreimal geflutet

Kopfzerbrechen bereiten dem städtischen Gebäudemanagement beim Kopernikus-Gymnasium aber auch andere Probleme. So wurde der Tiefkeller der Schule vor zwei Jahren geräumt, um ihn bei hohem Grundwasserstand fluten zu können. Auf diese Weise sollen Schäden an der Statik des Gebäudes verhindert werden. Immerhin dreimal sei eine solche Flutung seitdem schon nötig gewesen, teilt die Verwaltung mit. Langfristig gefährde aber auch das die Gebäudesubstanz.

Handlungsbedarf besteht zudem bei der Aufzuganlage, die für behinderte Schülerinnen und Schüler unverzichtbar ist. Sie stammt aus dem Erbauungsjahr der Schule und ist in die Jahre gekommen. Ersatzteile für die Steuerungstechnik seine inzwischen nicht mehr zu bekommen, teilt die Verwaltung mit. Der Austausch könne daher nicht weiter aufgeschoben werden.

Probleme in bislang nicht absehbarem Umfang könnten auch Schadstoffe verursachen, die im Gebäude verbaut wurden, unter anderem in einer weiteren Akustikdecke. Auch das Brandschutzkonzept könnte weitere Investitionen und Sanierungen möglich machen. Andere bauliche Herausforderungen mit bislang nicht absehbaren finanziellen Folgen könnten überhaupt erst im Laufe der Sanierungsarbeiten zu Tage treten, warnen die Zuständigen im Rathaus.

Vor dem Hintergrund dieser Unwägbarkeiten muss der Stadtrat offenbar auch darüber nachdenken, ob ein Neubau der Schule wirtschaftlicher sein könnte. „Diese Frage stellt sich auch hier angesichts des oben dargestellten Sanierungsbedarfs, erfordert jedoch die Berücksichtigung zahlreicher Faktoren“, heißt es in der Beschlussvorlage zur Ausschusssitzung.