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ADHS- und AutismusSelbsthilfeverein „Luftschlosspiraten“ erweitert sein Angebot

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Für seine Beratungs- und Beschäftigungsangebote hat der Selbsthilfeverein ein Haus an der Oberstraße in Rheidt gefunden.

Niederkassel – Lange haben die „Luftschlosspiraten“ geeignete Räume für ihre Beratungs- und Beschäftigungsangebote gesucht. Anfang Januar übernimmt die Familienselbsthilfegruppe für Kinder mit Autismus oder ADHS die frühere Niederlassung eines Taxi-Unternehmen an der Oberstraße 37 in Rheidt.

Hier soll zunächst eine regelmäßige Hausaufgabenbetreuung angeboten werden, sagt die 1. Vorsitzende Tamara Kosa: „Wir planen derzeit Gruppen mit maximal vier Kindern und zwei Betreuern für eine Stunde, damit es für die Kinder nicht zu anstrengend wird.“

In einem Jahr bereits viel erreicht

Schließlich seien nicht die Hausaufgaben an sich, sondern die fehlende Konzentration das Problem. Daher setzt der Verein auf ein Belohnungssystem: „Wenn die Kinder ihre Hausaufgaben gut gelöst haben, dürfen sie sich anschließend ein Spiel aussuchen.“ Schließlich sollen sie ja gerne kommen und die Hausaufgaben nicht als Belastung empfinden – wie es heute oft der Fall ist: „So können die Eltern das Stressthema Hausaufgaben outsourcen und zuhause eher die angenehmen Seiten des Familienlebens genießen.“

Ein Ziel erreicht: (von links) die Vorstandsmitglieder Jennifer Steinröhder, Bianca Alonidis und Tamara Kosa.

Im ersten Jahr seines Bestehens hat der Verein schon viel erreicht. Fest etabliert ist das wöchentliche Sport- und Kreativprogramm in der Turnhalle Lülsdorf, das womöglich um eine dritte Gruppe ausgebaut werden soll. „Meist sind die Eltern dabei, die so die Möglichkeit bekommen, sich auszutauschen und etwas mit ihren Kindern zu unternehmen.“

Zentrale Frage: „Wo bekomme ich Hilfe?“

Auch die Beratung der Eltern soll am neuen Standort in Rheidt intensiviert werden: „Wir können dort auch Gespräche am Vor- und Nachmittag anbieten, statt wie bislang ausschließlich abends im Roncalli-Haus. Das war für viele Eltern ein Problem, da dann erst ein Babysitter gefunden werden musste.“

Schwierige Diagnose

Die Ursachen für ADHS liegen in einem veränderten Hirnstoffwechsel, viele Kinder fühlen sich einer ständigen Reizüberflutung ausgesetzt und haben daher Probleme mit ihrer Impulssteuerung. Autismus wird durch eine frühkindliche Hirnentwicklungsstörung ausgelöst, die zu Problemen im sozialen und emotionalen Bereich führen kann. In beiden Fällen wird das Verhalten der Kinder häufig als sehr anstrengend wahrgenommen. Zuletzt hatte der mehrfach ausgezeichnete Spielfilm „Systemsprenger“ für die Probleme verhaltensauffälliger Kinder sensibilisiert. (map)

www.luftschlosspiraten.de

Denn Beratung sei ein Thema, das viele Familien umtreibe, weiß Tamara Kosa aus eigener Erfahrung: „Egal, ob es um den Umgang mit der Krankenkasse oder dem Jugendamt geht – die Frage “Wo bekomme ich Hilfe?“ bleibt nun einmal eine zentrale Frage.“

Sozialkompetenztraining soll eingerichtet werden

Die Luftschlosspiraten sind von ursprünglich gut 20 Familien inzwischen weiter gewachsen, die meiste Arbeit bleibt aber am Vorstand hängen. Weitere ehrenamtliche Helfer und Spender sind daher dringend gewünscht, zumal das Team um Tamara Kosa bereits einiges plant: „Wir wollen Neurofeedback anbieten, mit dem die Kinder ihre Gehirne trainieren können.

Alleine die Geräte dafür kosten etwa 10 000 Euro. Für die Hausaufgabenbetreuung könnten wir auch Lehrer im Ruhestand oder Studenten gebrauchen.“ Neben den Kreativangeboten soll außerdem ein Sozialkompetenz-Training eingerichtet werden, dazu könnten auch Entspannungsübungen für die Eltern kommen. Doch zunächst müssen die neuen Räume noch renoviert werden.