Vierjährige starb in NiederkasselTödlicher Unfall entfacht Debatte über Verkehr
Niederkassel – Nach dem schweren Verkehrsunfall, bei dem zu Wochenbeginn in Uckendorf ein vier Jahre altes Mädchen tödlich verletzt wurde, ist die Diskussion über die Verkehrsführung im Stadtteil neu entbrannt. Das Mädchen war am Montagabend mit einem Tretroller aus dem Weiler Weg kommend auf die Niederkasseler Straße gefahren, hatte dabei offenbar nicht auf den Verkehr geachtet und war von einem Kleinlaster angefahren worden.
Es stieß zwischen Vorder- und Hinterachse gegen den Wagen und stürzte. Der Fahrer hatte offenbar keine Möglichkeit mehr zu reagieren oder abzubremsen. Das Kind starb noch am Unfallort.
In sozialen Netzwerken wird die Forderung nach einer Verbannung des Durchgangsverkehrs aus dem Stadtteil jetzt neu diskutiert. Viele Nutzer dort kritisieren, dass die bereits verkehrsberuhigte Niederkasseler Straße auch 15 Jahre nach Eröffnung der Niederkasseler Ortsumgehung (L 269) weiter als Schleichweg genutzt werde. Vor allem Anwohner aus Mondorf, Rheidt und Niederkassel-Ort beführen auf dem Weg nach Troisdorf-Spich und zum dortigen Autobahnanschluss weiter in großer Zahl die Niederkasseler Straße, anstatt den knapp vier Kilometer weiten Weg um Uckendorf herum zu nehmen.
Gefährliche Situationen sollen mit neuer Lösung vermieden werden
Inzwischen gibt es eine OnlinePetition, in der Landrat Sebastian Schuster aufgefordert wird, das bislang nur für Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen Gesamtgewicht geltende Durchfahrtverbot auszuweiten. Ausnahmen, so heißt es in der Petition, solle es nur für Anwohner und Linienbusse geben. Der Antragsteller begründet seine Forderung damit, dass es auf der Niederkasseler Straße und den angrenzenden Straßen immer wieder gefährliche Situationen für Fußgänger, Radfahrer und spielende Kinder gebe – auch, weil Linienbusse und Autos, deren Fahrer sich an das Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde halten, häufig von Rasern überholt würden.
Für Bürgermeister Stephan Vehreschild ist der tragische Unfall nicht die Folge des Durchgangsverkehrs. „Nach allem, was wir wissen, war weder überhöhte Geschwindigkeit noch ein Fehlverhalten des beteiligten Autofahrers die Ursache dieses schrecklichen Unfalls.“ Vehreschild hofft auf eine baldige Fertigstellung der L 269n. „Ein Teil des Verkehrs in Richtung Troisdorf könnte dann über diese Straße und die L 332 fließen, das böte die Möglichkeit einer weiteren Entlastung für Uckendorf“, sagt er.
„Das ist vermutlich die Straße, mit der sich die Niederkasseler Kommunalpolitik in den vergangenen Jahren am meisten beschäftigt hat“, sagt Matthias Großgarten, Ratsmitglied und Vorsitzender der Niederkasseler SPD. Seiner Meinung nach lässt sich der Verkehr auf der Niederkasseler Straße kaum noch weiter reduzieren. „Wir können Uckendorf nicht von der Außenwelt abschneiden“, sagt er. „Wichtig ist vor allem, dass die Linienbusse dort weiterhin ungehindert fahren können, was angesichts der Enge der Straße inzwischen mitunter schon schwierig ist.“ Für ihn sei klar, dass sich der Verkehrsausschuss des Stadtrates mit dem Thema erneut befassen müsse. „Wir machen das, wenn uns der endgültige Unfallbericht vorliegt.“
CDU sieht wenig Möglichkeiten für Verkehrs-Verringerungen
Wenige Möglichkeiten, das Verkehrsaufkommen im Stadtteil weiter zu reduzieren, sieht auch Marcus Kitz, Fraktionschef der CDU und selbst Uckendorfer. „Nach der Eröffnung der Umgehungsstraße im Jahr 2005 ist der Durchgangsverkehr hier spürbar weniger geworden, um mehr als 50 Prozent, bei Lkw sogar noch deutlicher.“ Der verbleibende Verkehr sei durch Aufpflasterungen und wechselseitig angeordnete Parkplätze deutlich verlangsamt worden. Der Unfall vom vergangenen Montag sei tragisch, allerdings sei er nach allem, was er bislang wisse, auch durch eine andere Verkehrsführung nicht zu verhindern gewesen.
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Ähnlich argumentiert Annette Wickel, die Vorsitzende der FDP-Fraktion. „Wir sind der Meinung, dass die Verkehrsführung nicht ursächlich für diesen Unfall war“, sagt sie. „Wir appellieren trotzdem an alle Verkehrsteilnehmer, die Ortsumgehung zu nutzen.“ Die Grünen halten nach Angaben von Fraktionschef Sascha Essig eine Diskussion für verfrüht. Für ihn ist die Verkehrsführung bereits vorbildlich. „Es gibt Verkehrsberuhigungen, die ein vorausschauendes und rücksichtsvolles Fahren fördern und am Zebrastreifen, im Kreuzungsbereich eine Anrampung. Einzig ein Fahrradschutzstreifen fehlt, der aber auf Grund der Straßenbreite kaum zu verwirklichen ist.“