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Modelprojekt in NiederkasselLandwirte testen Agrar-Roboter, der sät und Unkraut jätet

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Mitglieder des Arbeitskreises „Drüber und drunter“ begutachten erste Ergebnisse vom Einsatz des Roboters auf dem Rübenfeld.

Niederkassel – Der weltweit erste Roboter, der die Aussaat von Ackerpflanzen und auch das Unkrautjäten zu übernehmen verspricht, ist seit dem Frühjahr auf einem Rübenacker im Langeler Bogen im Einsatz. Der Arbeitskreis „Drüber und drunter“ testet das solarbetriebene Gerät eines dänischen Herstellers, um einen weiteren Schritt hin zu einer modernen, schadstoffarmen Landwirtschaft zu gehen.

Der „Farmdroid“ agiert selbsttätig und präzise auf einer sechseinhalb Hektar großen Fläche, die Landwirt Gottfried Kader für den Probebetrieb bereitgestellt hat. Jetzt begutachteten Mitglieder des Arbeitskreises, der seit 1985 für den Schutz von Boden und Wasser aktiv ist, die ersten Ergebnisse.

Farmdroid: GPS-Steuerung arbeite faszinierend präzise

Gottfried Kader und sein Sohn Sebastian stellten Stärken und Schwächen des innovativen Roboters vor. „Nachdem wir die vier Eckpunkte des Feldes markiert und ins Programm eingegeben hatten, brachte der „Farmdroid“ im März innerhalb von 36 Stunden die Saat aus und meldete sich jeweils, wenn Saatgut nachzufüllen war oder die Akkus über Solarzellen erst wieder Sonnenenergie tanken mussten. Die GPS-Steuerung arbeitete faszinierend präzise“, sagte Gottfried Kader und sprach von durchschnittlichen Abweichungen von unter vier Millimetern bei den Saatabständen.

Schwieriger sei das Unkrautjäten gewesen, das bei Rüben unerlässlich sei, wenn kein Pflanzenschutzmittel aufgebracht werde. Der Roboter könne zwar in den Pflanzreihen und auch zwischen einzelnen Rüben innerhalb der Reihen hacken. Doch dauere das sehr lange und sei auch noch nicht so effektiv wie notwendig. Deshalb habe man auf dem größten Teil der Fläche doch noch konventionell nachgearbeitet und nur 1000 Quadratmeter dem Roboter überlassen.

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Sechs Reihen Rüben bearbeitet der Farmdroid beim Unkrauthacken zeitgleich.

„Da ist noch Luft nach oben“, sagt Sebastian Kader mit Hinweis auf hochgewachsene Weiße Melde zwischen den Rüben. Dieses Unkraut ist gefürchtet, nimmt es der Feldfrucht doch so viel Licht und Wasser, dass die Erträge schon bei einer einzigen Melde auf zwei Quadratmetern spürbar sinken. Bei der Begehung zeigt sich: Auf dem vom Roboter gehackten Abschnitt stehen die Melden bedenklich dicht.

Vater und Sohn Kader sind vom Nutzen des Experiments dennoch überzeugt und tragen gern dazu bei, technische Kinderkrankheiten zu erkennen und zu bekämpfen. Kader sagt, das 75.000 Euro teure Gerät zu kaufen sei „derzeit in keiner Weise wirtschaftlich darstellbar“. Es arbeite schließlich noch zehnmal langsamer als von Menschen gesteuerte, größere Maschinen und eigne sich für das Betreuen von Getreideflächen überhaupt nicht. Doch die Entwicklung werde voranschreiten.

Landwirtschaft im Langeler Bogen sei der Agrarwende voraus

Bernd Bulich, der Vorsitzende des Arbeitskreises, nannte den Praxisversuch mit dem Farmdroid einen weiteren Schritt im gemeinsamen Bemühen von Landwirten und Trinkwasserversorgern, „immer ein bisschen der Zeit voraus“ zu sein. „Im Langeler Bogen nimmt die Landwirtschaft viele Forderungen nach einer Agrarwende vorweg“, sagte er. Das gelte für boden- und wasserschonende Anbaumethoden, den sparsamen Einsatz von Pflanzenschutz und Dünger und auch für neue Herausforderungen infolge des Klimawandels.

Bulich dankte der Rhein-Energie, die als Mitglied im Arbeitskreis die Jahresmiete für den Agrar-Roboter zahlt. Martin Kaupe vom Kölner Wasserversorgungsunternehmen und Uwe Nolting von den Stadtwerken Niederkassel äußerten sich begeistert über die hohe Motivation, mit der Landwirte im Arbeitskreis sich für neue Wege zum Gewässer- und Bodenschutz engagierten. „Wir haben im Bereich des Arbeitskreises zwar keinerlei Probleme mit Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft“, betonte Nolting. Doch sei weiterhin ein vorbeugender Gewässerschutz jeder Nachsorge vorzuziehen.

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Achim Roth, der den Arbeitskreis als Agrarberater unterstützt, wünscht sich stärkere wissenschaftliche Unterstützung und Evaluation. So innovative Experimente, wie sie die Landwirte im Langeler Bogen beispielsweise mit dem einzigen autark arbeitenden Agrar-Roboter wagten, müssten begleitet werden. Damit langfristig Erfolge erzielt würden, sollten beispielsweise die Landwirtschaftskammern und Universitäten solche Versuche auswerten.

Roth setzt bei der Abkehr von Pflanzenschutzmitteln und Hinwendung zu mechanischen Verfahren aber zudem auf die Erfahrung älterer Landwirte. Von ihnen könne man, was Unkrautbekämpfungstechniken wie das Rübenhacken oder Getreidestriegeln betrifft, eine Menge lernen. Auch, um dieses Wissen künftigen Agrar-Robotern beizubringen.