Umstrittenes ProjektErneute Kritik an Rheintrassen-Vorhaben
Niederkassel/Troisdorf – Einen Tag nach der Vorstellung möglicher Trassenvarianten für die geplante Rheinquerung bei Niederkassel durch den Landesbetrieb Straßen NRW gibt es erneut Kritik an dem umstrittenen Projekt. „Eine Rheinspange ist insgesamt entbehrlich und erweist sich mehr und mehr als das, was sie ist, eine fixe Idee, die von wenigen interessierten Kreisen mit viel Elan gepuscht wurde, sich nun aber den Realitäten stellen muss“, sagt Achim Baumgartner, der Sprecher der Kreisgruppe Rhein-Sieg des BUND.
Sinnvolle Varianten
Die Planer des Projekts „Rheinspange 553“ bei Straßen NRW haben nach eigenen Angaben inzwischen die Untersuchung von „Grobvarianten“ für das Autobahnprojekt abgeschlossen. Eine Auswahl „sinnvoller“ Varianten liege nun vor, heißt es in der Vorabinformation für den politischen Begleitkreis des Vorhabens. Dessen Mitglieder sollten am Mittwochabend in Niederkassel auf den neuesten Stand gebracht werden.
Sechs Stellen möglich
Demnach ist eine Rheinquerung grundsätzlich an sechs Stellen denkbar: Eine im Grenzgebiet zwischen Niederkassel-Lülsdorf und Köln-Porz-Langel, zwei im Norden von Niederkassel-Ort im südlichen Teil des heutigen Evonik-Areals, eine südlich von Niederkassel-Ort und zwei im Norden des Stadtteils Rheidt. An drei dieser Stellen – am Evonik-Areal, im Niederkasseler Norden und im Rheidter Norden ist nach Auffassung der Planer neben einer Brücken- auch eine Tunnellösung machbar.
Im nächsten Schritt wollen die Planer nun zwischen grundsätzlich denkbaren und „sich aufdrängenden“ Trassenvarianten für die Verknüpfung der rechtsrheinischen Autobahn 59 und der linksrheinischen A555 unterscheiden.
Allein im rechtsrheinischen Gebiet gibt es laut Straßen NRW 25 Varianten und weitere Untervarianten, wie die Rheinspange von der A59 zu den sechs denkbaren Stellen für eine Rheinquerung geführt werden könnte. Frühzeitig ausgeschlossen werden sollen jedoch jene Autobahntrassen, die „aufgrund ihrer diagonalen Führung zu einer starken Raumzerschneidung führen“ und die große Umwege beinhalten und nach Auffassung der Planer damit „wenig attraktiv sind“.
Niederkasseler Süden im Fokus
Nach Auffassung des BUND und von Niederkasseler Kommunalpolitikern rücken damit jetzt vor allem die Varianten im Niederkasseler Süden in den Fokus. Sie stützen sich dabei auf ein Ranking, das Straßen NRW nach einer „Sensitivitätsanalyse“ aufgestellt hat. Dort rangierten die Brückenlösung im Norden Niederkassels auf den Plätzen eins und zwei. Es folgt die Variante mit Brücke im Rheidter Norden, für die im linksrheinischen Urfeld voraussichtlich 14 Wohnhäuser geopfert werden müssten. In der Rangliste auf Platz vier steht die Variante im Süden von Niederkassel-Ort – ebenfalls als Brückenlösung.
Online-Infomesse
Einen Überblick über die Trassenvarianten der Rheinspange 553 bietet eine „Online-Infomesse“, die Straßen NRW bis zum 6. November geschaltet hat. Dort gibt es unter anderem interaktive Karten und Steckbriefe zu den verbliebenen Trassen. Zudem beantwortet das Planungsteam dort Fragen zur Trassenauswahl sowie zu den nächsten Schritten bei der Ermittlung einer sogenannten Vorzugsvariante. (pf)
www.rheinspange.nrw.de
Bislang hatte sich die Diskussion über Sinn und Unsinn des Projekts vor allem auf die nördliche Variante konzentriert. Die Nordvariante durch den Langeler Auenwald mit einem „teuren und kompliziert zu bauenden Autobahnknoten Godorf“ sei sehr unwahrscheinlich geworden, argumentiert BUND-Sprecher Baumgartner nach Studium der jüngsten Unterlagen von Straßen NRW. Gegen diese Nordvariante hatten nach einem Aufruf von Niederkasseler und Kölner Bürgerinitiativen im August mehrere Hundert Menschen im Langeler Bogen demonstriert.
Bereitschaft sinkt
Nun werde eine südliche Autobahnvariante immer wahrscheinlicher, ist man sich beim BUND sicher. Diese schädige aber nicht nur Natur und Umwelt. Da sie in einem Gebiet liege, von dem die A59 und die A555 ohnehin nicht weit entfernt seien, würde sie Niederkassel und Troisdorf noch mehr als bislang schon belasten.
Bei den Umweltschützern geht man davon aus, dass vor diesem Hintergrund „die politische Bereitschaft, das Verkehrsprojekt überhaupt mitzutragen, weiter deutlich sinkt“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Aus der Niederkasseler Politik hat sich gestern bereits die SPD zu Wort gemeldet, die sich bereits vor Monaten klar gegen das Projekt positioniert hatte. „Die Vorstellung der Varianten für eine mögliche Rheinquerung muss alle Niederkasseler erschrecken – besonders in der Mitte und im Süden der Stadt“ heißt es in ihrer Stellungnahme. „Unsere Stadt könnte durch eine sechsspurige Autobahn durchschnitten werden.“