Trotz einiger kritischer Stimmen geht auf den meisten Niederkasseler Straßen weiter nach 1 Uhr das Licht aus. Die Stadt spart so mehr als 100.000 Euro pro Jahr.
StraßenbeleuchtungUm 1 Uhr gehen in Niederkassel die Lichter aus – Energiesparmaßnahmen
Die Straßenbeleuchtung im Niederkasseler Stadtgebiet bleibt zu bestimmten Zeiten nachts ausgeschaltet, um den Energieverbrauch zu senken. Das hat der Stadtrat jetzt einstimmig entschieden. Allerdings gilt die Nachtabschaltung künftig an allen Wochentagen nur noch im Zeitraum von 1 bis 5 Uhr. Bislang erfolgt die Abschaltung unter der Woche zwischen 23 und 5 Uhr und nur am Wochenende lediglich zwischen 1 und 5 Uhr.
Bei der Einführung der Nachtabschaltung im Zusammenhang mit der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten sogenannten Energiemangellage im Herbst wurden die Straßenlaternen um 23 Uhr ausgeschaltet. Nach Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern blieben die Lichter zuletzt am Wochenende länger an.
CDU scheitert mit Antrag
Die jetzt getroffene Entscheidung ist ein Kompromiss. Die CDU, die das Thema auf die Tagesordnung der jüngsten Ratssitzung setzen ließ, hatte beantragt, die nächtliche Verdunkelung komplett aufzuheben. Die Christdemokraten hatten dies mit „einem stark verminderten Sicherheitsempfinden der Niederkasseler Bevölkerung“ begründet. Vor allem Frauen und ältere Niederkasseler fühlten sich in der Dunkelheit unsicher, auch Eltern Heranwachsender seien in Sorge, wenn ihre Kinder an den Wochenenden unterwegs seien, argumentierte Fraktionschef Dano Himmelrath.
Die Angst vor Kriminalität spiele dabei ebenso eine Rolle wie die Verletzungsgefahr durch schlechte Sicht auf Gehwegen und Straßen, so die CDU. Ihre Vertreter betonten, das Bemühen, Energie zu sparen, dürfe nicht zum Verlust von Sicherheit und zur Beeinträchtigung der Lebensqualität führen.
Dieser Argumentation mochte sich die SPD nicht anschließen. Für sie komme eine völlige Aufhebung der nächtlichen Laternen-Abschaltung nicht in Frage. Die Argumentation der CDU gehe „populistisch einseitig“ auf eine gefühlte Unsicherheit ein, lasse die Belange von Umweltschutz, Klimaschutz sowie der Kosten- und Energieersparnis außer acht, entgegnete Fraktionschef Friedrich Reusch. Er forderte, die Diskussion über die Straßenbeleuchtung zu versachlichen.
Ähnlich argumentierte Sascha Essig für die Grünen: „Selbst in den Sommermonaten sind extrem wenig Menschen nach 23 Uhr auf den Straßen unterwegs.“ Kreuzungen und Gefahrenstellen würden auch bei einer Abschaltung ausreichend beleuchtet.
Angesichts der möglichen finanziellen Einsparungen und der ökologischen Vorteile dürfe die Stadt nicht die Beschwerden „weniger lauter Bürger“ zum Anlass nehmen, ein sinnvolles Projekt aufzugeben. Die FDP bezeichnete die erzielbaren Einsparungen als Argument, das die Stadt in ihrer prekären finanziellen Lage berücksichtigen müsse, auch wenn sie Ängste ihrer Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen müsse, wie die Fraktionsvorsitzende Anette Wickel betonte.
40 Prozent Energie gespart
Nach Angaben der Stadtverwaltung war die Nachtabschaltung unter Kosten- und Energiesparaspekten vergleichsweise erfolgreich. Zwar ließen sich die Einsparungen noch nicht abschließend beziffern. Eine Fortsetzung der Nachtabschaltung werde aber nach Angaben der Stromlieferanten der Stadt den Verbrauch für die Straßenbeleuchtung aber um etwa 40 Prozent reduzieren. Die bedeute für 2023 Einsparungen von rund 135 000 Euro. Sollte die staatliche Energiepreisbremse aufgehoben werden, werde diese Ersparnis noch deutlicher ausfallen, heißt es im Rathaus.
Allerdings hat die Nachtabschaltung auch Geld gekostet. Anschaffung, Einbau und Programmierung von Zeitschaltuhren, die die bisher verwendeten Dämmerungsschalter ersetzen, schlugen laut Stadtverwaltung bislang mit rund 12 000 Euro zu Buche. Für die Einführung einer flächendeckenden und fehlerfreien Nachtabschaltung wären weitere Arbeiten erforderlich, die den Haushalt zusätzlich mit mindestens 63 000 Euro belasten würden.
Folgen für die Sicherheit der Menschen in der Stadt hat die Nachtabschaltung der Beleuchtung offenbar nicht gehabt. „Das Ordnungsamt der Stadt Niederkassel geht nicht davon aus, dass eine Kausalität zwischen der Nachtabschaltung und möglicher festgestellter Sachverhalte hergestellt werden kann“, teilte die Stadtverwaltung in der Ratssitzung mit.