Türkische DiamanthochzeitAllein die Familie füllt den Festsaal

Das Diamantpaar daheim: Ummahan (dritte von rechts) und Basri Yesiltas (obere Reihe, vierter von rechts) im (fast) vollständigen Kreis der Lülsdorfer Kinder, Enkel und Urenkel
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Niederkassel – „In Afyon hätten sie sich nur kurz einen Kuss gegeben.“ Das aber, so Mustafa Yesiltas lachend, wäre dann doch ein bisschen zu wenig an so einem Ehrentag. Und so, berichtet der zweitälteste Sohn des Diamantpaares weiter, hätten die vier Kinder sich zusammengetan, um Basri und Ummahan Yesiltas, die den Winter in der alten Heimat verbrachten, in den Flieger nach Deutschland zu setzen. Private Jubiläen wie eine Diamanthochzeit werden im kalten Norden eben doch ganz anders begangen als in der Türkei.
Seit dem 17. Januar sind Basri und Ummahan 60 Jahre verheiratet, doch gefeiert wird erst Ende des Monats – und zwar im Saal Roncalli. Als Gratulantin hat sich die stellvertretende Bürgermeisterin Hildegard Seemayer angekündigt, denn die Yesiltas sind das erste türkischstämmige Diamantpaar der Stadt. „Wir feiern fast so wie die Deutschen“, sagt Sohn Mustafa, „nur, dass bei uns schon die Familie ausreicht, um den Saal zu füllen.“ In der Tat: Vier Kinder, 13 Enkel und drei Urenkel hat das Jubelpaar, alle wohnen mit ihren Familien nahe bei den Eltern in Lülsdorf. Jüngster Spross ist die vierjährige Asra.
Geheiratet haben die beiden jung, wie es damals üblich war in Westanatolien. So kommt es, dass sie jetzt erst 76 Jahr alt ist und er 78. Noch an ihrem Heimatort Afyon, 250 Kilometer südwestlich von Ankara, legte Basri eine Prüfung zum Maurer ab. Ummahan war als Älteste von sieben Kindern für ihre Geschwister verantwortlich.
Seit 1969 in Deutschland
1969 kamen sie nach Deutschland, erst nach Wuppertal, wo Basri dreieinhalb Jahre als Maurer arbeitete. 1973 bekam er eine Anstellung im Dynamit-Werk (heute Evonik), holte seine Frau und die damals drei Kinder nach Lülsdorf. Der jüngste Sohn wurde dann in Sieglar geboren, ebenso wie die Enkel und Urenkel.
Bis zu seiner Rente vor 18 Jahren arbeitete Basri Yesiltas im Werk Lülsdorf. Doch daneben blieb immer noch Zeit, die religiösen Pflichten wahrzunehmen: Dreimal absolvierten Basri und Ummahan die Hadsch, die muslimische Pilgerreise nach Mekka und Medina. Basri, der in der Türkei fast eine Ausbildung zum Imam abgeschlossen hätte, bringt sich sehr in die türkisch-islamischen Moscheegemeinde Lülsdorf-Ranzel ein. Doch am 31. Januar wird das Diamantpaar gefeiert – ganz weltlich-familiär und mit vielen Überraschungen, die Kinder und Enkel vorbereitet haben. Denn die Familie steht für die Yesiltas an erster Stelle: „Wir haben immer zusammengehalten, uns gegenseitig unterstützt“, erzählt Mustafa Yesiltas. „Auch wenn die Zeiten mal schwerer waren.“