„Bruch des Völkerrechts“Reaktionen aus Rhein-Sieg zum Krieg in der Ukraine
Rhein-Sieg-Kreis – Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ist in der Nacht auf Donnerstag eskaliert. Russland startete eine Militäroffensive auf die Ukraine. Auch aus dem Rhein-Sieg-Kreis gibt es viele Verbindungen in die Ukraine oder nach Russland. Wir haben Stimmen und Reaktionen gesammelt.
Kuraray aus Troisdorf hat Niederlassung in Russland
Im russischen Bor bei Nischni Nowgorod unterhält der Chemiekonzern Kuraray mit Sitz in Troisdorf eine Niederlassung. „Natürlich sind wir in Sorge“, sagte Dr. Holger Stenzel, Verantwortlicher für das operative Geschäft von Kuraray Europe. „Wir wollen unseren Kollegen dort so gut es geht helfen“, zugleich sei man aber davon abhängig, „was die Politik entscheidet.“
In Bor beschäftigt der Konzern etwa 60 ausschließlich russische Mitarbeiter; der – deutsche – Werksleiter erledigt seine Aufgaben schon seit Monaten von Deutschland aus. „Zuerst wegen Corona und später wegen der Krisensituation“, wie Stenzel ausführte.
Probleme gebe es schon länger bei der Logistik, berichtete Stenzel dieser Zeitung. „Die Lkw fahren durch Weißrussland“, an der Grenze zu Polen gebe es bisweilen tagelange Wartezeiten. Bisher sei es dennoch gelungen, die Rohstoffe für die Produktion der Folie für Verbundsicherheitsglas nach Russland zu liefern. Nun aber sei die Situation „völlig unübersichtlich“ und völlig unklar, was passiere, wenn der Zahlungsverkehr tatsächlich unterbrochen werde. „Dann könnten die Russen keine Rechnungen mehr bezahlen.“ (dk)
Pawel Brochin aus Königswinter wuchs in der Ukraine auf
Pawel Brochin ist deutscher Staatsbürger, besitzt außerdem die russische Staatsbürgerschaft. Der 56-Jährige ist als Sohn eines sowjetischen Offiziers in der Ukraine geboren und wuchs als Kind dort auf. Brochin ist Musiker und Dirigent und lebt mit seiner Frau und einem Sohn in Königswinter.
„Ich bin sehr traurig, dass der Krieg ausgebrochen ist. Das ist für mich ganz klar ein Bruch des Völkerrechts. Die Vorgehensweise hat nicht die geringste Rechtfertigung. Ich kann gar nicht erkennen, welches Endziel diese Eskalation hat. Europa und die USA werden nicht alles mitmachen und Territorien einfach so abgeben. Die Kriegshandlungen müssen eingestellt werden und ich hoffen, dass es so kommt. Wir haben in der Ukraine heute noch Verwandte und Bekannte. Denen gilt jetzt unser Mitgefühl und unser Hoffen." (loi)
Bad Honnef hisst Flagge „Mayors for Peace“
Otto Neuhoff, Bürgermeister der Stadt Bad Honnef, hat am Donnerstagmorgen vor dem Rathaus die offizielle Flagge der „Mayors for Peace“, der Bürgermeister für den Frieden, hissen lassen.
Das Stadtoberhaupt verurteilt den russischen Einmarsch in die Ukraine aufs Schärfste: „Unsere schlimmsten Befürchtungen, denen die Weltgemeinschaft der Vereinten Nationen bis zur letzten Minute mit diplomatischen Verhandlungen und Friedensbemühungen entgegengetreten war, sind heute Nacht eingetreten. (...) Das unsägliche Leid, das Krieg für die Zivilbevölkerung bedeutet, muss unverzüglich beendet werden.“ Das Netzwerk „Mayors for Peace“ wird von 8000 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in 165 Ländern der Welt unterstützt. (csc)
Almut van Niekerk: Gefühle von Ohnmacht und Empörung
Almut van Niekerk, Superintendentin der evangelischen Kirche an Sieg und Rhein: Die Nachrichten aus der Ukraine erschüttern uns. Mit Gefühlen der Ohnmacht und Empörung hören wir von der Invasion russischer Truppen, von Beschuss und Explosionen, von verzweifelten Rufen nach einem Ende der Aggression und Bitten um Hilfe.
Der Kirchenkreis schließt sich dem Aufruf der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Bonn zum gemeinsamen Glockenläuten am Donnerstagabend um 18.30 Uhr an. Im Anschluss daran laden verschiedenen Gemeinden zur Friedensandacht, etwa in Lohmar, Much, Seelscheid, Siegburg und Königswinter.(pf)
Nicole Westig: Entschlossenheit bei der Reaktion nötig
Nicole Westig (FDP): „Den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine verurteilen wir als FDP-Bundestagsfraktion auf das Allerschärfste. Der militärische Angriff bricht auf schwerste Weise das Völkerrecht. Wir stehen solidarisch an der Seite der Ukraine. Unsere Gedanken sind bei den Menschen vor Ort. Aus der Geschlossenheit des Westens muss nun Entschlossenheit bei der Reaktion werden. Russland muss klar und unmissverständlich diplomatisch, wirtschaftlich und finanziell hart getroffen werden.“ (pf)
Elisabeth Winkelmeier-Becker: Europäische Sicherheitsordnung erlebt Zeitenwende
Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU): Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist ein eklatanter Völkerrechtsbruch. Ohne jeden Anlass werden die Menschen in der Ukraine nun vom Putin-Regime mit Krieg überzogen. Die europäische Sicherheitsordnung erlebt eine Zeitenwende.
Jetzt kommt es darauf an, zusammen mit unseren Verbündeten eine klare kurzfristige aber auch mittelfristige Antwort auf die Aggressionen zu geben, die von Putins Regime ausgehen. In einem ersten Schritt müssen heute noch abgestimmte härteste Sanktionen erfolgen. (pf)
Sebastian Hartmann: Russland ist Aggressor
Sebastian Hartmann (SPD): Die Lage in der Ukraine ist dramatisch. Erneut gibt es Krieg in Europa. Russland bricht das Völkerrecht und ist Aggressor. Die Staaten der Nato, der EU und G7 müssen maximalen Druck auf Russland ausüben mit einem klaren Ziel. Die Kampfhandlungen sind sofort zu beenden. Die Ukraine hat unsere Solidarität, es geht um den Schutz der Menschen in der Ukraine. Russland hat die gesamte Friedensordnung Europas in Frage gestellt und die Hand Europas ausgeschlagen. Die enge Abstimmung zwischen den Staaten des Westens ist entscheidend, um die Aggressionen Russlands einzudämmen. (pf)