Kommentar zum Impfen in Rhein-Sieg„Bei chronisch Kranken herrscht die nackte Angst“
Rhein-Sieg-Kreis – „Wir haben alles richtig gemacht“, wehrte sich der Landrat gegen die Kritik an der Impfstrategie des Rhein-Sieg-Kreises. Das kann nicht unwidersprochen bleiben.Die Nerven liegen blank. Nach mehr als einem Jahr sind Eltern genauso „durch“ wie Kinder, fiebern Alte ebenso wie chronisch kranke Menschen der schützenden Impfung entgegen. Groß waren daher die Hoffnungen, als auch für den Rhein-Sieg-Kreis immerhin 14.000 zusätzliche Impfdosen Astrazeneca angekündigt wurden. Endlich!
Für die Terminvergabe seien die Hausärzte zuständig, erklärte die Kreisverwaltung auf ihrer Internetseite. „Ab sofort“ könne man dort Termine vereinbaren hieß es weiter – mitgeteilt am Gründonnerstag, kurz vor dem langen Osterwochenende. Die Feiertage verbrachten viele Menschen zunehmend gestresst am Telefon oder auf Internetseiten. In Sorge, mit drängenden Fragen, die ohne Antwort blieben. Mit Fragen, die sich sogar die Beschäftigten in Hausarztpraxen stellten, wie sie auf Social-Media-Kanälen bekannten.
Impfstrategie im Rhein-Sieg-Kreis: Das nennt man ein Kommunikationsdesaster
Die Kreisverwaltung war derweil nicht erreichbar, verwies die Absender von Mails automatisiert darauf, dass ihre Nachricht am Dienstag an die entsprechende Stelle weitergeleitet werde. „Schöne Ostertage“ wünschte der Rhein-Sieg-Kreis am Ostersamstag den Facebook-Nutzern. Eine Hotline aber war offenbar nicht zu besetzen. So etwas nennt man ein Kommunikationsdesaster.
Er habe ein „Windhundrennen“ um die Impftermine verhindern wollen, erklärte der Landrat am Montag als Reaktion auf die öffentliche Empörung. In der Tat ist es sicher schwierig, 14.000 Impfdosen einigermaßen gerecht auf 132.000 anspruchsberechtigte Personen zu verteilen. So aber hatten viele Impfwillige den Eindruck, dass andere längst zum Rennen gestartet waren, während der Rhein-Sieg-Kreis noch in der Startbox saß.
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„Wir haben alles richtig gemacht“, hat sich Landrat Sebastian Schuster gegen die Kritik vom Wochenende gewehrt. Nein, Herr Schuster, das finde ich nicht. Es geht hier schließlich nicht um eine begehrte Konzertkarte, die man halt bekommt oder nicht. Bei vielen chronisch Kranken herrscht inzwischen die nackte Angst.