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Im Kostüm zur ArbeitCorona zum Trotz feierten kleine Gruppen doch ein wenig Karneval

Lesezeit 3 Minuten

Zum ersten Mal seit 20 Jahren an Weiberfastnacht auf der Arbeit in der Apotheke: Martina Klein von den Mocca Kännchen ging als Pippi Langstrumpf. Auch ihre Kolleginnen hatten sich verkleidet.

Rhein-Sieg – „Das erste Mal seit 20 Jahren arbeite ich an Weiberfastnacht!“ Für Martina Klein, Vorsitzende der Eitorfer Damen-KG „Die Mocca Kännchen Mühleip 1948“ ist das ein trauriges Novum: Ausgerechnet im doppelt jecken 22. Jahr als Karnevalistin hat sie keine Sitzung und keine Treffen mit ihren Vereinsschwestern. Aber: „Zum Glück sind wir karnevalsjecke Frauen auf der Arbeit.“ Verkleidet als Pippi Langstrumpf hat sie mit ihren Kolleginnen Karnevalslieder gesungen und geschunkelt. So kam wenigstens hinter dem Tresen der Uckerather Drei-Linden-Apotheke etwas Stimmung auf.

Denn online jeck sein, das habe nicht gefunkt, berichtet Klein von einem Zoom-Versuch. „Da kam nicht so die Stimmung auf.“ Anfang der Woche habe sich die große Leere breit gemacht: „Da wäre das Zelt für unsere Sitzung gekommen.“ Das letzte Treffen der Mocca Kännchen war am 1. September, und Martina Klein fragt sich, wie wohl die kommende Session aussehen könnte.

„Es ist die Frage, ob unsere Tanzgruppe mit 14 Jugendlichen den Lockdown übersteht und der Zeltverleiher die Ausfälle überlebt.“ Sie selbst habe immerhin Geld gespart: Kostüme, Kamelle, Kneipe – alles nicht möglich. Der Blick auf den Kontostand: Überraschend erfreulich. (seb)

Verkleidete Belegschaft

Kleiderordnung – das ist doch eigentlich was für Uniformträger. Doch Markus Bolle, Chef der Firma Solaris and More, machte seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine klare Ansage. An Weiberfastnacht sollten sie alle im Kostüm zur Arbeit erscheinen. Die Belegschaft ließ sich das nicht zwei Mal sagen, und die Monteure nahmen ein Stück Karneval mit auf ihre Baustellen.

Punkt 11.11 Uhr schmiss Bolle eine Lage Berliner und natürlich gab es etwas zum Anstoßen, mit Maske, Abstand und draußen vor der Tür des Betriebs an der Reisertstraße im Industriegebiet Hennef-West. (rvg)

Traurige Eulen

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so weh tun kann“, Melanie Kurth-Seiffert, Chefin der Sövener Naaksühle in Hennef, trauert um den ausgefallenen Karneval. Schon im vergangenen Jahr war der Zug wegen Sturms abgesagt worden. Und in diesem Jahr sollte Jubiläum gefeiert werden, 33 Jahre gibt es die Truppe. Ihre Mutter Anneliese Kurth hatte sie gegründet. Mit der Mama und ihrer Schwester traf sich die 43-Jährige zum Frühstück, statt die Sitzung vorzubereiten.

Melanie Kurth-Seifert trauert um den ausgefallenen Geburtstag der Naaksühle in Söven.

Und dann wollten sie die anderen Ühlen per Zoom-Konferenz zuschalten und mit einem Sekt anstoßen. Na ja, vielleicht gibt es von der ein oder anderen auch nur eine WhatsApp. „Wir wollen aber so viele wie möglich erreichen“, verspricht Kurth-Seiffert. Statt in der Sitzung sitzen alle zu Hause.

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„Jede trauert auf ihre eigene Weise“, weiß die Präsidentin. Ihr selbst fehlen auch die Sitzungen der befreundeten Gesellschaften an den Wochenenden. Und ihre Nichte hätte Kinderprinzessin werden können, genug also für ein paar Tränchen. (rvg)

Miniaturzug durchs Veedel

Verkehrte Welt in der Siegburger Nordstadt: „Wir sind heute ein kleiner Karnevalszug, der Kamelle verteilt“, sagte Pia Hübinger. Mit den Kindern Helene, Luise, Jakob und Aaron sowie dessen Mutter Angelika Paßlack hatte sie das Projekt „Karneval to go“ auf die Beine gestellt. „Sehr lange“ hatte der vierjährige Jakob nach eigenen Angaben gebastelt; in liebevoll gestalteten Butterbrottüten brachten die Kinder am Donnerstag „kunterbunte Grüße“ zu Kitafreunden und Klassenkameraden.

„Karneval to go“ in Siegburg: Angela Paßlack (links) und Pia Hübinger mit Aaron, Jakob, Helene und Luise (von links).

Früh hatte Wieverfastelovend für die Kinder begonnen, schon um 8 Uhr begann die digitale Sitzung der Nordschule. Dass aber das übrige Weiberfastnachtsprogramm – Feiern in Schulen, Kitas und zuhause – ersatzlos ausfallen sollte, das wollten die beiden Mütter nicht hinnehmen. Sehr zur Freude auch der Nachbarn. Am Schilfweg warf ein Mann Schokotäfelchen von seinem Balkon, bis er einräumen musste: „Jetzt habe ich keine mehr.“ (dk)