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„Erhöhtes Risiko“Gewerkschaft warnt Landwirte in Rhein-Sieg vor Parkinson-Gefahr durch Pestizide

Lesezeit 3 Minuten
Ein Bauer versprüht chemische Substanzen auf einem Feld.

Ein Bauer versprüht chemische Substanzen auf einem Feld.

Die Aufnahme der Krankheit in die Berufskrankheiten-Verordnung steht bevor. Derweil warnt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft vor „Panikmache“.

Sind Bauern einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, an Parkinson zu erkranken? Die Gewerkschaft schlägt deswegen im Juli 2024 Alarm. Menschen mit „grünen Jobs“ drohe Parkinson-Gefahr durch Pestizide. „Wer auf dem Feld arbeitet oder im Gewächshaus Pflanzen hochzieht, den kann es treffen: Der Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln kann ein erhöhtes Risiko mit sich bringen, an Parkinson zu erkranken“, warnt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Köln-Bonn, Mehmet Perisan.

Angekommen ist das Thema auch auf Bundesebene: Das Bundesarbeitsministerium will die notwendigen Schritte dazu einleiten, dass die Erkrankung in die Berufskrankheiten-Verordnung aufgenommen wird. Zuvor hatte ein Experten-Gremium nach mehrjährigen Beratungen die entsprechende Aufnahme in den Katalog der Berufskrankheiten empfohlen.

Vorsitzender der Kreisbauernschaft warnt vor Panikmache

Die Anerkennung bedeutet, dass Betroffene Anspruch auf Leistungen ihrer gesetzlichen Unfallversicherungsträger haben. Bislang hatten Landwirte oder Gärtner, die ihre Parkinson-Erkrankung auf beruflichen Pestizid-Einsatz zurückführten, kaum Chancen auf Anerkennung.

Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg, Johannes Brünker, warnt indes vor Panikmache. „Angesichts des Umstandes, dass Parkinson in die Liste der Berufskrankheiten offiziell aufgenommen werden soll, muss dem Anwenderschutz besonderes Augenmerk geschenkt werden, ohne Panik zu verbreiten.“ Es ginge schließlich nicht nur um die Gesundheit der Arbeitnehmer, sondern auch um die der landwirtschaftlichen Unternehmer, die im hiesigen Gebiet Pflanzenschutzmittel-Anwendungsmaßnahmen durchführten.

Eine wissenschaftliche und medizinische Bewertung könne nicht vorgenommen werden, eindeutig sei eine Korrelation nicht nachzuweisen. Brünker ist in seinem erweitertem Umfeld kein solcher Fall bekannt. Auch andere Landwirte, die die Redaktion befragte, gaben dieselbe Antwort.

Auch Beschäftigte im Gartenbau, im Forst und in der Floristik in Troisdorf, Siegburg oder Lohmar betroffen

Der Anwenderschutz habe für die Landwirte mittlerweile eine hohe Priorität, betont der Kreislandwirt. Die Qualität der landwirtschaftlichen Ausbildung sei hoch und Anwendern würden erst nach bestandener Prüfung der Sachkunde zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln befähigt. „Pflanzenschutzmittel gehören zu den best untersuchtesten Chemikalien, die einen langen und kritischen Prozess bis zur finalen Zulassung durchlaufen.“

Die Gewerkschaft weist darauf hin, dass nicht nur Menschen, die in der Landwirtschaft gearbeitet haben, davon betroffen sein könnten. Auch für Beschäftigte im Gartenbau, im Forst und in der Floristik gelte diese Vermutung. Sogar auf dem Bau werde bei Sanierungsarbeiten mit Pestiziden gearbeitet. „Vielen ist gar nicht bewusst, wo überall Pestizide zu finden sind. Gerade im Sanitärbereich kommen häufig Baustoffe mit Anti-Schimmelmitteln zum Einsatz. Und die enthalten oft Pestizide“, erklärt Perisan.

Der Gewerkschafter rät Menschen, die in gefährdeten Branchen arbeiten, sich bei Fragen an ihre jeweilige Berufsgenossenschaft zu wenden. Wer welche Unterstützung bekomme, hänge vom Einzelfall ab. „Betroffene müssen allerdings nachweisen, dass sie in ihrem Berufsleben mindestens 100 Tage Pestiziden ausgesetzt waren“, so Perisan.

In Frankreich ist Parkinson bereits seit 2012 entsprechend anerkannt. Bislang gibt es in Deutschland nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums 82 anerkennungsfähige Berufskrankheiten, Parkinson wäre die 83. Erkrankung.