Ende JuliHut-Geschäft in der Bad Honnefer Innenstadt schließt nach 42 Jahren
Bad Honnef – Seit 1967 sorgt Hannelore Mertesacker dafür, dass ihre Kunden gut behütet sind und schick aussehen. Damals fing sie ihre Lehre in Bonn bei der Modistin Else Dick an. Durch die Beratung im Arbeitsamt und ein Praktikum hatte sie den Beruf der Modistin für sich entdeckt, und der wurde auch zu ihrer Berufung.
„Ursprünglich machte eine Modistin nur den Aufputz, also den Schmuck auf dem Hut. Sie wurde daher auch Putzmacherin genannt“, so Mertesacker. Den Männern, den Hutmachern, war es vorbehalten die schwere Arbeit zu machen wie das Ziehen der Filze. „Wir, also meine vier Kolleginnen und ich, haben in der Ausbildung aber alles gelernt. Es gab sogar Gesellen damals“.
Ende Juli gibt Hannelore Mertesacker nun ihr Geschäft in der Fußgängerzone auf. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so die Modistin, denn eine Ära geht zu Ende. Nach ihrer Lehre machte sich die gebürtige Linzerin zunächst in ihrer Heimatstadt selbstständig. 1972 legte sie ihre Meisterprüfung ab, 1979 eröffnete sie ihr Geschäft in Bad Honnef.
In den 50er und 60er Jahre macht man sich noch schön und zog sich formvollendet mit Hut an. Dann zog eine ungezwungenere Zeit ein. Doch Trends gab es immer wieder. „In den 80er Jahren kamen Hüte oder Hütchen mit Schleier auf, in den 90ern trugen viele Damen einen Herrenhut zum Hosenanzug á la Humphrey Bogart“, so Mertesacker. Später folgte der Faszinator, ein festlicher Kopfschmuck, der nur dekorativ und keinen funktionalen Nutzen hat. Große Bekanntheit erhielt er durch die britische Herzogin Kate.
Hüte müssen heute praktisch sein
Seit gut zehn bis 15 Jahren ist auch bei uns ein vermehrter Trend zur Kopfbedeckung festzustellen. „Man trägt alles lässiger, es muss praktisch sein. Und so ein Hut muss dann auch schon mal in eine Tasche passen, wenn man ihn unterwegs nicht mehr tragen möchte.“ Der aktuelle Renner ist das Honecker-Hütchen, auch Trilby-Hut genannt. „Der wird heute aber mehr auf dem Hinterkopf getragen“, so die Modistin. Auch Frauen trügen das Modell.
Was auch immer geht, ist der Panama-Hut; die Echten werden in Ecuador gefertigt. Was im Winter den Kopf wärmt, schützt ihn im Sommer vor UV-Strahlen. So verkauft Mertesacker auch Stoffmützen mit einem UV-Schutz von 80.
Heute muss ein Hut zu allem passen und praktisch sein. Das sei für eine Modistin „eine größere Herausforderung“. Beraten wird der Kunde ausführlich im Fachgeschäft und so muss die Kundin, die einen Hut für einen besonderen Anlass haben möchte, auch ihr Kleid, das sie dazu tragen möchte, mitbringen. „Damit alles gut zueinander passt“.
Neben Hüten für die Oper Bonn oder die Rosenkönigin, deren Kleid Mertesacker auch schneiderte, fertigt sie auf Wunsch auch Hüte für große Anlässe wie Hochzeiten, Empfänge oder Geburtstage. „Solche Feste gab es leider in den vergangenen Monaten corona-bedingt nicht. Das war ein Einbruch“. Das gelte auch für Uniformhüte, die zu Karneval getragen werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Drei bis vier Stunden, „es können auch schon mal sieben bis acht Stunden sein“, braucht die Fachfrau für einen eigens hergestellten Hut. Ihre Kundschaft sei altersmäßig gut gemischt. Von den 1980ern bis etwa 2000 verkaufte Mertesacker auch Brautkleider. Durch den Trend zu möglichst großen Brautkleidgeschäften gab sie diesen Zweig aber auf.
Hannelore Mertesacker hat so einige Ideen, was sie machen möchte, wenn sie ihr Geschäft endgültig schließt. Denn oft hat sie sogar sonntags gearbeitet, um in Ruhe Hüte zu fertigen. „Ich habe immer pünktlich geliefert“. Was sie ab August macht, will sie nicht verraten, aber „eine Sieben-Tage-Woche soll es nicht mehr sein“.