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Organisator von Protest warntImmer mehr Landwirte im Rhein-Sieg-Kreis geben auf

Lesezeit 3 Minuten
Ein Landwirt steht mit einem Protestschild vor einem Traktor.

„Ein Funken Hoffnung“ ist das Motto der Tour. Klaus Weber ist einer der Organisatoren.

150 Traktoren werden am 3. Dezember durch den Rhein-Sieg-Kreis rollen. Der Organisator erklärt, warum Landwirte gerade jetzt einen „Funken Hoffnung“ brauchen – und warum viele von ihnen aufgeben müssen.

Die Lichterketten liegen noch in der Kiste, Klaus Weber hatte noch keine Zeit, seinen Traktor zu schmücken. Das wird er aber spätestens am Freitagabend erledigt haben, denn am Samstag (3. Dezember) geht er auf große Lichterfahrt durch den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Mit vielen Kollegen will er einen „Funken Hoffnung“ bringen.

„Ohne Bauern geht es nicht“ lautet das Motto, deshalb ist die Tour zugleich eine Demonstration. Grund genug hätten die Landwirte, sagt Weber von der Interessengemeinschaft „Land sichert Versorgung NRW“ (LsV). Als Organisator hat er die Absprachen mit der Polizei getroffen. Weber schätzt, dass es 150 Fahrzeuge werden, die den Menschen einen Funken Hoffnung bringen wollen.

Landwirtschaft: Immer mehr Betriebe im Rhein-Sieg-Kreis geben auf

So gut wie in Siegburg hat das nicht überall geklappt. In anderen Landkreisen hatten die Bauern erhebliche Probleme, nicht alle „Funken Hoffnung“-Touren werden in diesem Jahr fahren. Dabei werden die Anliegen immer drängender. „Wir brauchen einen Funken Hoffnung auch für uns selber“, erklärt der 56 Jahre alte Nebenerwerbslandwirt. Denn immer mehr Betriebe geben nach seinen Angaben auf oder werden dies bald tun müssen. „Es ist wirklich fünf vor zwölf.“

Nicht einfacher werde es durch die Ausweisung roter Gebiete, die als nitratbelastet gelten. „Wir sollen auf immer weniger Fläche immer mehr Menschen ernähren, bei immer weniger Ertrag“, klagt Weber. Auf den roten Flächen sollen „die Düngegaben um die Hälfte reduziert werden“, schildert Weber, dessen Familie schon seit 300 Jahren auf dem Hof arbeite. „Wir sollen ackern nicht nach Fachwissen, sondern nach Ideologien“, kritisiert er.

Bewährte Anbaustrategien seien nicht mehr umsetzbar. Die Regelung, landläufig Gülleverordnung genannt, werde immer wieder geändert, für Landwirte meist zum Schlechteren. Gleichwohl findet er: „Sie hat auch ihr Gutes.“ Er wisse durchaus, dass früher zu viel Gülle ausgebracht worden sei und dass es unter den Bauern auch schwarze Schafe gebe.

Um 17 Uhr startet der Protestzug durch das Kreisgebiet mit 150 Traktoren

Mit seinen Mitstreitern kämpft er für den Erhalt der deutschen Landwirtschaft, sucht den Dialog mit der Politik, organisiert er Großveranstaltungen, streitet um faire und gerechte Bezahlung und setzt auf regional vor international. Dass es ihm und seinen Berufskollegen finanziell nicht mehr so gut geht, zeigt sich an einem Detail.

Erstmals verzichten sie auf Geschenke, mehr als 30.000 Schokoladennikoläuse haben sie sonst im ganzen Land verteilt. Die Spenden sind weniger geworden, viele haben sich für die Flutopfer vom 14. Juli 2021 und die Flüchtlinge aus der Ukrainekrieg engagiert. Weber verspricht aber: „Wir werden mit der Milchkanne rumgehen und Geld einsammeln für die Kinderkrebshilfe in Sankt Augustin.“

Die Landwirte treffen sich an diesem Samstag, 3. Dezember, um 16 Uhr auf dem Krewelshof in Lohmar, um 17 Uhr geht es los. Von dort führt die Strecke nach Siegburg, dann über Troisdorf nach Sankt Augustin, wo die Traktoren an der Kinderklinik vorbeifahren. Von dort peilen sie Hennef an, nach Neunkirchen-Seelscheid und Much ist der Sportplatz in Breitscheid das Ziel.