Drei Tankstellen aus der Region sind in Siegburg, Troisdorf und Königswinter noch mit CNG-Technik bestückt.
ErdgastankstellenVersorgung im Rhein-Sieg-Kreis an drei Stellen gesichert

Redakteur Quentin Bröhl tankt mit seinem Golf an der Erdgastankstelle der Rhenag in Siegburg an der Wilhelm-Oswald-Straße.
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Seit mehr als 20 Jahren ist Tanken für mich schonend für den Geldbeutel und die Umwelt. Mit dem mittlerweile bereits dritten Erdgasfahrzeug fahre ich mit der CNG-Technik (Compressed Natural Gas) statt mit belastendem Benzin oder Diesel. Die rund um die Hälfte niedrigeren Kosten für das Befüllen des Autos mit Kilogramm statt Liter ist ein netter Nebeneffekt.
Stadtwerke Bonn schließen Erdgas-Tankstelle am Potsdamer Platz
Die Bundesregierung hat zwar die Steuerbegünstigung für Erdgas bis Ende 2026 verlängert, diese wird aber seit 2024 sukzessive verringert. Bei den Autobauern ist die Entscheidung längst für Elektromobilität und gegen CNG-Technik gefallen. Seit Mitte 2023 rollen keine Erdgas-Neuwagen mehr vom Band.
Somit verschwinden mit der Zeit auch die Erdgas-Tankstellen in Deutschland, von denen es vor einigen Jahren noch an die 900 gab. Erst kürzlich hatte die Stadtwerke Bonn als Betreiber der Erdgas-Tankstelle am Potsdamer Platz die Zapfpistole abgebaut.

Der Einfüllstutzen für Erdgas befindet sich meist gleich neben dem normalen Tank.
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Gute Nachricht für die noch 815 der 378.107 Ende Januar im Rhein-Sieg-Kreis angemeldeten Autos mit einem Erdgas-Antrieb. Bei den drei Tankstellen in der Region in Troisdorf, Siegburg und Königswinter gibt es jedenfalls keine Pläne für ein schnelles Ende.
Die Erdgas-Tankstelle der Rhenag an der Wilhelm-Ostwald-Straße in Siegburg ist mit einem Preis von 94 Cent pro Kilogramm seit Jahren die billigste in ganz Deutschland. „Wir haben frühzeitig lange Beschaffungsverträge unterschrieben“, erklärt Rhenag-Sprecher Detlev Albert aus der Firmen-Zentrale in Köln.
Man wisse, dass die Erdgasmobilität auf dem absteigenden Ast sei, aber von der Rhenag-Fahrzeugflotte von knapp 100 Autos würden noch ein Drittel mit Erdgas angetrieben, der Rest sei bereits mit Elektroantrieb unterwegs.

Die Erdgas-Tankstelle der Rhenag in Siegburg.
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„Die Tankstelle bleibt“, betont Detlev Albert und berichtet sogar von einer deutlichen Absatzsteigerung von 2022 bis 2024. Das liege aber auch daran, dass die Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft gleich mehrere Müllfahrzeuge vor drei Jahren auf Erdgas umgerüstet habe. Das wird aus der RSAG-Zentrale bestätigt: „Wir haben seit Ende März 2021 fünf Erdgas-betriebene Kastenwagen in unserer Flotte“, teilt Pressesprecher Philip Moll mit.
Man erkenne aber auch eine deutliche Verlagerung zur Tankstelle nach Siegburg, und das liege nicht nur am Preis. „Das sehen wir an den Nummernschildern, die aus Regionen kommen, wo vielleicht die Erdgastankstelle abgebaut worden ist“, erläutert Albert.
Davon berichtet auch Roland Heinemann, Pächter der Aral-Tankstelle in Königswinter, die seit Jahren Erdgas anbietet: „Ich habe seit zwei Jahren täglich drei bis zehn Anrufer, die die Frage stellen, ob die Erdgas-Tankstelle noch in Betrieb ist.“ Es gebe sogar Speditionen, die ihre Routen geändert hätten, weil woanders Erdgas-Tankstellen abgebaut worden seien.

In Oberpleis an der Aral wird der Erdgas-Preis natürlich in blau angezeigt.
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Viele Anrufer sind gewarnt, weil die Aral-AG wegen geringer Nachfrage bundesweit im Juni 2024 den Erdgastankstellen den Saft abgedreht hat. Doch da die Tankstelle in Königswinter vom Mineralölhandel Kuttenkeuler betrieben wird, wird es die von Energieversorger Eon belieferte Erdgastankstelle auch weiterhin geben.
Der Erdgas-Umsatz habe sich bei ihm von 2022 bis 2024 verdoppelt, berichtet Heinemann. Ihn mache die Entwicklung traurig: „Ich verstehe es nicht. Unser Bio-Erdgas ist CO₂-neutral und von daher im Sinne des Klimaschutzes.“ Der aktuelle Preis liegt bei 1,35 Euro.
Die Stadtwerke Troisdorf als Betreiber der Erdgas-Säule, die in der Mundorf-Tankstelle in Troisdorf-Spich integriert ist, halten an der CNG-Tankstelle fest. „Erdgasfahrer bleiben in Troisdorf mobil“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Frisch renoviert worden ist im Jahr 2023 die Erdgastankstelle der Stadtwerke an der Mundorf-Tankstelle in Spich.
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Gezielt habe man im Jahr 2023 sogar in die Modernisierung der Erdgaszapfsäule investiert. Seit mehr als zwei Jahrzehnten betreiben die Stadtwerke erfolgreich ihre Erdgastankstelle. Von den 36 Jahrzeugen aus dem Stadtwerke-Fuhrpark gebe es zwar nur noch zwei Autos mit Erdgas-Antrieb, so Sprecherin Silke Schmitz. 20 Autos seien schon mit E-Mobilität unterwegs und 14 Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb.
„Weil die Produktion von Erdgasfahrzeugen in Deutschland weitgehend eingestellt worden ist, setzten wir natürlich auch mehr auf Elektromobilität“, berichtet sie. Grundsätzlich wolle man zur Reduzierung von CO₂-Emissionen beitragen, und so seien Elektromobile die Alternative.
Dennoch sei die Nachfrage bei der Erdgastankstelle in Spich zuletzt angestiegen. Ein Grund sei sicherlich auch, dass verschiedene Anbieter aus der Region das Tanken von Erdgas nicht mehr möglich machten, so die Stadtwerke-Sprecherin. Aktuell kostet das Erdgas dort 1,26 Euro pro Kilogramm.
Unter dem Strich scheint ein Erdgas-Fahrzeug gegenüber einem Benziner vermutlich mittelfristig weiterhin deutlich günstiger zu betanken zu sein. Das Problem bei meinem Golf VII ist dann eher die Laufleistung. Bei knapp 290.000 Kilometern häufen sich zuletzt vermehrt Probleme wie Lichtmaschine, Kupplung, Batterie und Stoßdämpfer.
Nach all den Jahren ist eine Rückkehr zu einem klassischen Verbrennermotor eher auszuschließen. Dann werde ich mich wohl in naher Zukunft mit dem Thema Elektromobilität intensiver auseinandersetzen.
Unterschied zwischen CNG und LPG
An deutschen Tankstellen gibt es zwei verschiedene Gasarten zu tanken: komprimiertes Erdgas, also CNG, das hauptsächlich aus Methan besteht und gasförmig in den Tanks gespeichert wird. Weiter verbreitet ist Flüssiggas, LPG. Es wird auch Autogas genannt und entsteht in Raffinerien bei der Verarbeitung von Erdöl. LPG-Tankstellen gibt es deutlich öfter. (que)