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„No-Show“Immer mehr Gastro-Kunden im Rhein-Sieg-Kreis reservieren und kommen nicht

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Ein „Reserviert“-Schild steht auf einem Tisch in einem Restaurant.

Der Tisch ist gedeckt, doch die Gäste kommen trotz Reservierung nicht. Das macht der Gastronomie im Rhein-Sieg-Kreis zu schaffen.

Viele Gastronomen im Rhein-Sieg-Kreis klagen über Gäste, die trotz Reservierung nicht im Restaurant erscheinen. Wie die Betriebe damit umgehen.

Die Brunch-Runde ist für zehn Personen bestellt, aber nur fünf Gäste erscheinen, die vierköpfige Familie am Freitagabend bleibt sogar komplett fern: Gastronominnen und Gastronomen im Rhein-Sieg-Kreis haben immer öfter damit zu kämpfen, dass Reservierungen nicht eingehalten werden – mit Auswirkungen in Form von gravierenden Umsatzeinbußen. Im Englischen wird ein solches Verhalten als „No-Show“ (nicht Erscheinen) bezeichnet.

Wie aus einer aktuellen Umfrage des nordrhein-westfälischen Landesverbands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hervorgeht, kennen 93,1 Prozent der teilnehmenden Betriebe das Phänomen. 270 Gaststätten und Restaurants hatten sich an der Erhebung beteiligt.

Im ländlichen Raum kann ein Tisch kaum spontan nachbesetzt werden

„Die Betriebe leiden sehr unter der Problematik“, bestätigt Bernd Kranz, Dehoga Vorsitzender für den Rhein-Sieg-Kreis. Gerade im ländlichen Raum, könne ein Tisch spontan kaum noch nachbesetzt werden. Laufkundschaft würde nur selten in die Restaurants kommen. „Die wirtschaftlichen Folgen sind gerade in der Weihnachtszeit enorm, in der sich viele Restaurants einen Puffer für den Start ins neue Jahr erarbeiten und die Tische meist alle reserviert sind“, sagt Kranz, Chef des Kranz-Parkhotels in Siegburg.

In der Hotellerie seien sogenannte „No-Show-Gebühren“ mittlerweile gelebte Praxis – Gäste, die nicht erscheinen, würden zur Kasse gebeten. In der Gastronomie hingegen seien solche Gebühren noch nicht verbreitet. Stattdessen würden viele Kolleginnen und Kollegen nach alternativen Wegen suchen, kurzfristige Absagen zu vermeiden. „Einige telefonieren vorher ihre Gäste ab, um an die Reservierung zu erinnern“, sagt der Dehoga-Vorsitzende.

Ein Betrieb, der die Einführung von „No-Show-Gebühren“ getestet hat, ist das Gasthaus Scheiderhöhe in Lohmar. „Die Problematik trifft uns sehr – und es wird immer schlimmer“, sagt Stephanie Lengsfeld, die das mit diversen Auszeichnungen dekorierte Restaurant gemeinsam mit ihrem Mann Daniel betreibt.

Scheiderhöhe in Lohmar hat „No-Show-Gebühr“ wieder abgeschafft

Was vielen Menschen fehle, sei das Verständnis dafür, welche Folgen ein abgesagter Tisch für Gastronomen habe. „Wir haben für die Gäste eingekauft, den Tisch gedeckt, das Restaurant geheizt und viele Vorbereitungen getroffen“, sagt die Service-Chefin des Gasthauses.

Daniel und Stephanie Lengsfeld stehen vor einem Weinregal in ihrem Gasthaus.

Daniel und Stephanie Lengsfeld vom Gasthof Scheiderhöhe in Lohmar.

Dieses Unverständnis habe dazu geführt, dass die „No-Show-Gebühren“ im Restaurant der Lengsfelds wieder abgeschafft wurden – zumindest im normalen Betrieb. „Wir beißen derzeit lieber in den sauren Apfel, weil viele Gäste das Prinzip nicht verstehen. Ich weiß aber nicht, wie lange wir uns das erlauben können.“

Anders sieht es bei besonderen Events aus. Wer das Silvester-Menü im Gasthaus Scheiderhöhe gebucht hat, kann bis zum 23. Dezember absagen. An diesem Tag nämlich gehen die Bestellungen an die Kleinbauern in der Region, von denen das Restaurant seine Produkte bezieht. Nach diesem Zeitpunkt werden 50 Prozent des Menüpreises fällig, der in diesem Jahr bei 99 Euro liegt. Die Suche nach der Lösung des Problems, sie beschäftigt Stephanie Lengsfeld, Bernd Kranz und ihre Kolleginnen und Kollegen in der Region gleichermaßen.

Rhein-Sieg-Kreis: Dehoga Vorsitzender richtet Appell an die Gäste

Geschlossenheit wünscht sich die Betreiberin des Gasthauses Scheiderhöhe: „Wir haben als Gastronomen zu lange eine Ja-Kultur geprägt. In der derzeit angespannten wirtschaftlichen Lage wird das aber zu einem großen Problem. Da müssen wir in gewissen Situationen auch mal Menschen auf die Füße treten, um zu überleben.“

Der Dehoga-Vorsitzende Kranz appelliert an das Verständnis der Gäste: „Stornieren Sie rechtzeitig, um den Betrieben noch die Chance zu geben, die Plätze zu besetzen. Besonders in diesen Zeiten, in denen viele Betriebe um ihre Existenz kämpfen.“