Steigende InfektionszahlenHarter Schlag für Gastronomen
Rhein-Sieg-Kreis – Beunruhigend steigen derzeit die Infektionszahlen, dabei haben Gastronomen den Lockdown im Frühjahr noch in böser Erinnerung. Zudem müssen viele Gastwirte die Hoffnung aufgeben, dass das Weihnachtsgeschäft noch einmal positiv zu Buche schlagen könnte.
Einigermaßen überleben
So etwa Pero Pervan, der in Siegburg das Restaurant Peperoni im Schützenhaus betreibt. „Alles wurde abgesagt, alles storniert“, sagt er auf Anfrage, und das betreffe Weihnachtsfeiern von 20 bis 250 Gästen. Mit der derzeitigen Situation komme er aber einigermaßen zurecht: „Wenn das so bleibt, kann man überleben“, meint Pervan, der außen vor seinem Restaurant einige überdachte und mit Heizstrahlern versehene Tische anbieten kann. Aber: „Einen zweiten Lockdown überstehen wir auf keinen Fall.“
Stammkunden bleiben treu
Im Niederkasseler Hotel Clostermanns Hof mit seinen beiden Restaurants wird es ebenfalls keine Weihnachtsfeiern geben. „Ich glaube, da steht auch keinem der Sinn nach“, vermutet Geschäftsführerin Simone Seidel. Umso mehr freue sie sich über treue Stammkunden, die schon für Heiligabend privat reserviert hätten, das Restaurant Le Gourmet, das einen Michelin-Stern hat, sei am 24. Dezember sogar fast ausgebucht. Geöffnet ist auch am ersten und zweiten Weihnachtstag.Das Hygienekonzept für das Le Gourmet und das „Clostermanns Restaurant und Bar“ habe das Ordnungsamt als vorbildlich gelobt.
Die Abstandsvorgaben hätten aber zur Folge, dass nur die Hälfte der Plätze zur Verfügung stünden. Um mehr Raum zu schaffen, investiere das Hotel sogar in einen zusätzlichen Wintergarten. Nach den guten Monaten August und September, mit vielen Gästen im Biergarten, werde es jetzt wieder schwieriger. „Für Hotellerie und Gastronomie ist das schon eine Extremsituation“, urteilt Seidel.
Kurzarbeit und staatliche Hilfe
„Alle Veranstaltungen sind abgesagt, da wird auch nichts mehr kommen“, lautet die Einschätzung von Christoph Kappes, der in Lohmar sein Catering-Unternehmen „Die Erlebnisgastronomie“ führt. Besonders in der ersten Oktoberwoche habe es viele Stornierungen gegeben, von Banken, Telekommunikationsunternehmen und Bauunternehmen, „alles weg“.
Normalerweise werde bis zum 31. Dezember durchgearbeitet, schildert Kappes. Die Zeit danach sei meist ruhiger, worauf dann aber der Karneval folge. Aber auch dieses Geschäft sei schon geplatzt. Trotz Corona sei es ihm bislang gelungen, noch eine „schwarze Null“ zu schreiben. Wichtig sei dabei die Kurzarbeit gewesen und staatliche Hilfen. „Sonst wären wir alle kaputt.“
Ausgeweitete Maskenpflicht
Beim Maschinenbauer Reifenhäuser denken die Mitarbeiter noch an einen stimmungsvollen Weihnachtsbasar im vergangenen Jahr zurück, der in der historischen Vom-Hofe-Halle neben dem Reifenhäuser-Areal aufgebaut wurde. „Eigentlich sollte das eine feste Institution werden“, so Geschäftsführer Ulrich Reifenhäuser, aber Corona habe die Pläne ausgebremst. „Dafür hat auch jeder Verständnis.“Das Familienunternehmen sei bislang gut durch die Pandemie gekommen. „Wir sind sehr vorsichtig und diszipliniert und haben keinen einzigen positiven Fall.“ Die Maskenpflicht habe man noch unlängst ausgeweitet, wobei man auf die eigene Produktion zurückgreifen konnte: Auf Reifenhäuser-Anlagen lässt sich das begehrte „Meltblown-Vlies“ für die Masken herstellen.
Überraschung für Mitarbeiter
„Ich habe dieses Jahr mehr als 100 Veranstaltungen abgesagt“, bedauert Andrea Schrahe, Abteilungsdirektorin Marketing/Öffentlichkeitsarbeit bei der VR Bank Rhein-Sieg, darunter war auch die große Jahresabschlussfeier in der Troisdorfer Stadthalle. Geplant war, das Restaurant Haus Schneider mit dem Catering zu beauftragen und die Firma Rheinland Akustik mit der Veranstaltungstechnik. „Wir arbeiten grundsätzlich mit lokalen Unternehmen zusammen“, betont sie. Zu der Abschlussfeier hatte sie mit 320 Gästen gerechnet. Für die Mitarbeiter soll es aber noch eine „digitale Überraschung“ geben.
Strenge Abstandsregeln
Auch die Weihnachtsfeier, für die der Feuerwerkshersteller Weco in Eitorf normalerweise einen kleinen Saal reserviert, findet in diesem Jahr nicht statt. „Aufgrund der Corona-Lage ist das in diesem Jahr nicht zu verantworten“, teilt der stellvertretende Pressesprecher Andreas Kritzler mit. Dank vieler weitreichender Maßnahmen und Abstandsregeln habe die Firma „Corona sehr gut im Griff“.