Nach den schweren Erdbeben mit zehntausenden Toten in der Türkei und in Syrien rufen Initiativen aus dem Rhein-Sieg-Kreis zu Spenden auf. Eine Übersicht.
Türkei und SyrienDiese Initiativen im Rhein-Sieg-Kreis sammeln Spenden für Erdbeben-Opfer
Die Erdbeben in der Türkei und Syrien mit mittlerweile mehr als 35 000 Toten erschüttern die Öffentlichkeit. Anteilnahme und Hilfsbereitschaft sind groß, Einsatzkräfte aus der Region sind vor Ort im Einsatz. Aber auch von zu Hause aus ist es möglich, die Menschen im Katastrophengebiet zu unterstützen. Wir haben zusammengestellt, welche Initiativen aus dem Rhein-Sieg-Kreis Spenden für die betroffenen Gebiete sammeln.
Annahmestopp bei „Lohmar hilft“ in den kommenden zwei Wochen
Einen Annahmestopp für private Spenden haben Manu Gardeweg und ihr Team von der Initiative „Lohmar hilft“ beschlossen und auf der Internetseite bekannt gemacht. „Ich habe zehn Tonnen Material auf dem Hof“, sagte Gardeweg am Montagnachmittag; vorsortierte Spenden, die von Partnerorganisationen angeliefert wurden. Privatspenden könnten daher in den kommenden 14 Tagen nicht angenommen werden. „Wir melden uns gleich, wenn wir wieder Sachen annehmen können“, heißt es da.
„Bis wir eine Luftbrücke haben, sollte man Geld spenden“, bittet Manu Gardeweg. Damit müssten Transportkosten gedeckt werden, zudem könne man in der Türkei Hilfsgüter wie warme Decken günstig einkaufen und dann schneller zu den Erdbebenopfern bringen. Nicht zuletzt sei die Sicherheitslage vor Ort prekär. Hilfstransporte seien überfallen worden.
Am Montag hat das Netzwerk ziviler Krisenstab, zu dem auch „Lohmar hilft“ gehört, einen aus acht Lastwagen bestehenden Konvoi auf den Weg gebracht. Unterwegs von Kurdistan und über die irakische Grenze nach Nordsyrien habe jedes Fahrzeug unter anderem Grundnahrungsmittel, Decken und Matratzen geladen, berichtet Manu Gardeweg. Etwa 1000 Familien könnten aus der Ladung eines Sattelzugs mit Lebensmitteln und Schlafzubehör versorgt werden. Unterdessen kümmern sich die Helfer vor Ort um Lagercontainer sowie um Container für Toiletten und Duschen. (dk)
Kurdische Gemeinschaft im Rhein-Sieg-Kreis bittet um Geldspenden
„Momentan sammeln wir noch keine Kleidung“, erklärt für die Kurdische Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn deren Vorsitzender Musa Ataman. Vielmehr bitte der Verein weiter um Geldspenden für die Erdbebenopfer. Erste Spenden seien schon in Gaziantep und Adiyaman verteilt worden, der laut Ataman am schlimmsten betroffenen Region: „Es wird sehr großzügig gespendet.“ Am Donnerstag werde wohl ein weiteres Mitglied nach Maraspazarcik reisen.
„Wir versuchen, Menschen zu helfen, die der Staat und die Hilfsorganisationen nicht erreichen“, sagte Ataman. „Es gibt leider immer noch Dörfer, wo keine Hilfe hingekommen ist.“ Auch Ataman weiß um Probleme in der Katastrophenregion. „Manche Dinge laufen sehr langsam“, sagt er, „es ist keine Zeit, um Politik zu machen.“ Die Kurdische Gemeinschaft richtet sich einen „sehr langen Prozess“ der Hilfe ein und sucht daher dringend eine Lagerhalle im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, „egal, wo das ist“, um auch langfristig Sachspenden lagern zu können.
„Sankt Augustin and friends hilft“ kooperiert mit Initiativen
Der Verein „Sankt Augustin and friends hilft“, der im vergangenen Jahr zahlreiche Hilfskonvois in die Ukraine organisiert hat, wird erstmal nicht in die Erdbebenregion fahren. „Wir können die Sicherheitslage vor Ort derzeit nicht richtig überblicken – das macht für uns aktuell keinen Sinn“, sagt der Initiator und Vorsitzende Gunther Maassen. Stattdessen arbeite der Verein mit Initiativen zusammen, die auf eigene Kosten in die Gebiete reisten und dort einkauften würden. „Gelder einzusammeln, um bestehende Strukturen zu unterstützen, ist für uns derzeit die richtige Wahl“, sagt Maassen. Auf der Seite des Vereins würden in den nächsten Tagen genauere Informationen für Menschen veröffentlicht, die über den Verein spenden wollten.
www.st-augustin-and-friends-hilft.com
Caritas im Rhein-Sieg-Kreis verweist auf Partner vor Ort
Zahlreiche Anfragen haben in den vergangenen Tagen auch den Caritasverband Rhein-Sieg erreicht. „Wir wissen, dass viele Menschen sich betroffen und hilflos fühlen“, sagte Dörte Staudt von der Stabsstelle Information und Kommunikation. „Sie möchten hier vor Ort etwas tun und würden nur allzu gerne auch Sachspenden in das Katastrophengebiet bringen.“ Derzeit aber, „raten die professionellen Katastrophenhelferinnen und -helfer davon ab“.
Eine koordinierte Hilfe sei im unwegsamen Gelände des Erdbebengebiets wichtig, Personal- und Energiekosten für Sachgütertranporte kosteten viel Spendengeld, das vor Ort besser eingesetzt werden könne. „Da Caritas international in den Erdbebengebieten der Türkei und Syriens mit sechs lokalen Partnerorganisationen zusammenarbeitet, verweisen wir sehr gerne an diese Spendenadresse“, sagte die Sprecherin.
„Caritas international“ selbst warnt laut Staudt davor, dass Sachspenden oft unnötige Dinge enthielten und wiederum andere dringende Hilfsgüter fehlten. Auch beschränke ein gezielter Zukauf vor Ort und in den Nachbarländern die Transportkosten auf ein Minimum, der Zukauf stütze ferner die dort ohnehin angeschlagene Wirtschaft.