An den Feiertagen über Weihnachten herrscht in den Hotels in der Region Hochbetrieb. Warum die Tage dennoch etwas Besonderes sind.
Rhein-Sieg-KreisWer geht Weihnachten eigentlich ins Hotel – und wer arbeitet dann?
„Denn sie hatten sonst keinen Platz in der Herberge“, heißt es in der Weihnachtsgeschichte über Maria und Joseph. Am Heiligen Abend mussten sie bekannterweise in einen Stall ausweichen. Reisende, die Weihnachten im Rhein-Sieg-Kreis verbringen, haben da ganz andere Perspektiven.
Auch in Siegburg übernachten überwiegend Gäste auf Verwandtenbesuch
„Hauptsächlich sind es Familienangehörige, die hier Verwandte besuchen“, gibt Rüdiger Kranz Auskunft, wie sein Bruder Bernd Geschäftsführer des Kranz Parkhotels in Siegburg. Nur „ganz vereinzelt“ buchten auch Touristen ein Zimmer für die Nacht auf den 25. Dezember in dem Haus an der Mühlenstraße. Dafür sei Siegburg nicht die Destination.
Geschlossen bleiben an diesem Abend die Restaurants im Haus, nach einem Probelauf im vergangenen Jahr bleibt es 2024 wieder bei der Ausgabe der vorbestellten Gänsebraten bis zum Mittag. Die erledigt Rüdiger Kranz selbst; an welchen Tagen sie arbeiten wollen, durften die Mitarbeitenden zuvor aussuchen. Fast ausgebucht sind die Restaurants am ersten und zweiten Feiertag.
Megi Schneider ist am Heiligabend im Einsatz: Bis 18.30 Uhr dauert ihre Schicht an der Rezeption. Ein Problem habe sie damit nicht, versichert sie. In Georgien, woher sie stammt, sei ohnehin Silvester der wichtigere Tag. Und während sie noch arbeitet, kümmert sich zu Hause ihre Mutter um das Menü. „Ich komme dann ganz entspannt nach Hause“, feiert „mit der Familie und ganz engen Freunden“.
„In dieser Branche muss man damit rechnen“, sagt auch Schneiders Kollegin Karina Blehova, die erst vor kurzem aus dem Service an die Rezeption wechselte. Arbeiten an Heiligabend oder Silvester ist ihr nicht fremd: „Silvester zu Hause kenne ich eigentlich nur von Corona.“ Ihr Frühdienst am Heiligen Abend endet um 15 Uhr, auch bei der gebürtigen Slowakin sorgt die Mutter für die Vorbereitungen zu Hause.
Gute Erfahrungen haben Schneider und Blehova mit den Gästen an diesem besonderen Abend gemacht: „Sie sind besonders freundlich“, erzählt Megi Schneider. Sie habe aber auch schon Überraschungen erlebt. Mit Gästen beispielsweise, die sehr kurzfristig Zimmer buchten, geflüchtet von einer offenbar misslungenen Weihnachtsfeier.
Im Hennefer Hotel Johnel ist nur der Chef im Dienst
Besonders eilig hatten es die Gäste, die Karina Blehova vor zwei Jahren an anderer Stelle im Service bediente: Nach dem Fünf-Gang-Menü seien die „ganz schnell nach Hause“ gegangen. Sie selbst habe dann am 25. Dezember gefeiert. Außerdem hat sie festgestellt, „dass man die Atmosphäre auch am 27. Dezember haben kann“.
„Da ist nur der Chef da“, sagt Detlef Krey vom Hennefer Hotel Johnel zu Heiligabend im Dienst der Gäste. In diesem Jahr ist das sein Bruder Ernst-Josef, mit dem er seit 24 Jahren den Familienbetrieb gemeinsam führt. „Wer es sich familiär leisten kann“, übernehme die Dienste an Weihnachten, Silvester und zwischen den Jahren, erzählt Ernst-Josef Krey.
Er sei im Hotel aufgewachsen, sagt der 65-Jährige. „Das kenne ich nicht anders“, kommentiert er das Arbeiten an den Feiertagen. auch wenn er dafür zum Beispiel das Essen für Heiligabend entsprechend planen müsse. Er wohnt über dem Hotel, ist also schnell zur Stelle, wenn einer der Gäste etwas braucht. „Immer, wenn man sich hinsetzt, kommt jemand“, so seine Erfahrung. „Ich bin gerne Gastgeber“, versichert dennoch der Hennefer, der in Boppard seine Ausbildung absolvierte.
Weihnachten im Hotel: Die Gäste sind entspannt und familiär
„Relaxter und familiärer“ sind seiner Erfahrung nach die Gäste, die an Weihnachten im Hotel Johnel absteigen. Während des Jahres buchen viele Monteure oder Geschäftsleute die Zimmer; seit einigen Jahren aber hat die Zahl der Verwandtenbesuche zugenommen: spürbar vor allem seit der Entwicklung des Neubaugebiets im Siegbogen mit den vielen jungen Familien, wie Krey berichtet. Das sei „eine schöne zusätzliche Einnahmequelle geworden“.
Ausgebucht ist an Heiligabend das Hotel Auszeit an der Hauptstraße in Neunkirchen, für den ersten Feiertag gibt es noch einige Zimmer. „Aus ganz Europa“ reisten Gäste zu Weihnachten an, weiß Eigentümer Sandin Smajlovic, der das Haus seit 2017 führt. Auch hier stehen die Verwandtenbesuche im Vordergrund, gerade unter den älteren Gästen kommen einige Jahr für Jahr wieder. „Schön zu sehen“ ist für den 38-Jährigen, wenn ältere Hotelgäste von ihren jüngeren Verwandten abgeholt und am Abend auch wieder gebracht werden.
Für Hotelier in Neunkirchen-Seelscheid ist es „ein normaler Tag“
„Es sind immer dieselben“, sagt Smajlovic auf die Frage, wer denn am 24. Dezember arbeite: Eine Stammbesetzung sei dann im Hotel im Einsatz, auch für das seit 2013 bestehende „Gänsetaxi“ hat sich inzwischen ein festes Grüppchen gebildet. Seit Oktober im Einsatz, werden sie wohl bis nach Weihnachten über 200 Gänse ausgeliefert haben, wie der Gastronom erzählt.
Insgesamt sind 16 Personen an den Feiertagen im Einsatz, jeweils drei sind für das Hotel zuständig. „Wir schauen, dass wir es gerecht aufteilen“, nehmen Rücksicht auf Familien mit Kindern. „Es ist ja auch für die Beschäftigten ein besonderer Tag.“ Manche der Kolleginnen und Kollegen arbeiteten aber auch gern an den Feiertagen, erlebten sie doch die Gäste als „sehr entspannt, viel gelassener und sehr kommunikativ“.
Drei Kinder hat Sandin Smajlovic selbst. „Mich trifft es jedes Jahr“, sagt er dennoch. Seit er in der Gastroszene arbeite, sei Weihnachten „ein normaler Tag“. Gefeiert wird natürlich auch in seiner Familie - dann eben zu anderen Stunden.