KommentarKreisparteitag der CDU Rhein-Sieg war ein Abend mit überraschenden Wendungen
Rhein-Sieg-Kreis – Der Kreisparteitag der CDU war ein Abend der Überraschungen. Die größte war, wie deutlich sich der neue Vorsitzende Oliver Krauß gegen seinen Konkurrenten durchsetzte. Alle, die in der Abstimmung vor allem einen Wettbewerb zwischen den links- und rechtsrheinischen Parteigliederungen der CDU erwartet hatten, wurden eines Besseren belehrt.
Durchgesetzt hat sich offenbar der Kandidat, von dem die Mitglieder erwarten, dass er den Abwärtstrend der CDU in der Region aufhalten kann, indem der auf die Themen setzt, die die Gesellschaft zurzeit am meisten bewegen.
Der „Jung vom Buurehoff“ ist der CDU nicht fortschrittlich genug
Die deutliche Niederlage von Björn Franken ist zudem ein Signal, dass die CDU Rhein-Sieg sich bis spätestens zu den Kommunal- und Bundestagswahlen 2025 deutlich fortschrittlicher aufstellen will, als der „Jung vom Buurehoff“, wie der Ruppichterother sich in seiner Vorstellungsrede selbst titulierte.
Frankens Aussagen über Minderheiten, die nach seiner Einschätzung einen unangemessen breiten Raum in der öffentlichen Diskussion beanspruchten und die der Mehrheit der Gesellschaft angeblich vorschreiben wollten, wie diese zu denken habe, und sein Bekenntnis zur Familie, zu den Häuslebauern und zu einer Law-and-Order-Politik reichen ganz offensichtlich nicht aus, um an die Spitze des mitgliederstärksten deutschen CDU-Kreisverbands zu kommen. Damit bediente er zwar die Kern-Klientel. Neue Wähler- oder gar Mitgliederkreise erschließt man sich damit vermutlich nicht.
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Zu den großen Überraschungen des Abends gehört auch, dass Katharina Gebauer sich nicht erneut als Vize-Vorsitzende durchsetzen konnte. Die Abwahl der Troisdorferin, die auch bei vielen Parteifreunden eher als politisches Leichtgewicht gilt, ist nicht weniger als eine schallende politische Ohrfeige. Das ist eine schwere Hypothek sowohl für ihre erneute Kandidatur für den Landtag als auch für ihr Amt als Vorsitzende der Troisdorfer Stadtratsfraktion.
Überraschend ist nicht zuletzt auch die Schlichtheit einiger Argumente, die die ehemalige Kreisvorsitzende anführt, um den schrumpfenden Rückhalt der CDU in der Wählerschaft zu erklären: Die unwissenden und undankbaren Kölner und Bonner sind es also, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum in den Rhein-Sieg-Kreis ziehen, bei Wahlen aber nicht die Verdienste der CDU in der Region würdigen. Eine ernsthafte Aufarbeitung der Probleme, die die CDU nicht nur im Rhein-Sieg-Kreis ganz offensichtlich hat, sieht anders aus. Vielleicht hat Oliver Krauß einen klareren Blick auf die Wirklichkeit.