Zum 50. GeburtstagHöhen, Tiefen und Rekorde im Rhein-Sieg-Kreis
- Zahlen und Fakten zum Rhein-Sieg-Kreis
- Interessantes zu Sport, Freizeit und Natur
- Rekordverdächtig: Der dickste Baum und die meisten Obstwiesen
Rhein-Sieg-Kreis – Der Rhein-Sieg-Kreis wird 50 Jahre alt. Wir haben für Sie Rekorde, Höhen und Tiefen gesammelt und stellen Wissenswertes aus dem Kreisgebiet vor.
16,32 Kilometer machen den gar nicht so kleinen Unterschied zwischen beiden Ufern aus: Deutschlands größter Fluss, der Rhein, schlängelt sich mitten durch den Rhein-Sieg-Kreis. 19,57 Kilometer Rheinufer sind es rechtsrheinisch (Bad Honnef und Königswinter, nach dem zu Bonn gehörenden Beuel wieder ab der Siegmündung bis hinter Lülsdorf), hingegen nur 3,25 Kilometer linksrheinisch auf Stadtgebiet von Bornheim von Hersel bis Widdig. Das macht auch schnell deutlich, dass der Rhein-Sieg-Kreis keineswegs – wie immer behauptet wird – die Bundesstadt Bonn wie eine Halskrause umschließt, weil linksrheinisch südlich von Bonn der Kreis Ahrweiler bis an den Rhein reicht. Dort gibt es eine Lücke.
Es bleibt also dabei: Das rechte Ufer hat viel mehr vom Rhein. Zwei Inseln mögen dabei vielleicht etwas im Wege stehen: die zu Bad Honnef gehörende Insel Grafenwerth mit Freibad und Gastronomie sowie das unter Naturschutz stehende Herseler Werth, die letzte nicht frei zugängliche Rheininsel in Nordrhein-Westfalen. Die direkt gegenüber Grafenwerth liegende Insel Nonnenwerth gehört zum Landkreis Ahrweiler; zwischen beiden Inseln zieht sich die Kreisgrenze durch den Strom.
Zu Fuß um den Rhein-Sieg-Kreis
328,1 Kilometer lang ist die Außengrenze des Rhein-Sieg-Kreises; auf 65,8 Kilometern geht er auf Tuchfühlung mit der Bundesstadt Bonn, auf 18,3 Kilometern berührt er Kölner Stadtgebiet. Wer den Rhein-Sieg-Kreis zu Fuß umrunden will, muss jedoch noch etwas länger gehen: 391 Kilometer legte Klaus Strack, Sprecher der Kämmerer im Kreis, zurück. 17 Etappen lief er 2017, die erste im Februar, die letzte im November. Sein Fazit zu Land und Leuten: „Ein deutliches Gefälle tut sich im Rhein-Sieg-Kreis auf, in vielerlei Hinsicht. »Abwechslungsreich« wäre die positive Interpretation. Der Rhein trennt. Es ist nur bedingt zusammengewachsen, was vermeintlich zusammengehören soll.“
50 Brücken spannen sich im Kreis über die Sieg. Wir zählen von der Mündung in den Rhein bis an die Kreisgrenze in Windeck-Opperzau 29 Möglichkeiten, den Fluss mit dem Auto zu überqueren. Dazu kommen 17 Eisenbahnbrücken sowie vier Stege für Fußgänger und Fahrradfahrer, die außerdem bei Troisdorf-Bergheim an Bord der bei Ausflüglern beliebten Siegfähre gehen können. Seit 2014 ist dort Gabriel Gojic „Kapitän“ des Nachens Adelheid, einer sogenannten Gierseilfähre, die zuvor fast 40 Jahre lang von Matthias Mertens gesteuert wurde.
Fast so groß wie Rom, fast 600.000 Einwohner
1153 Quadratkilometer groß ist der Rhein-Sieg-Kreis. Ähnlich groß sind etwa Hongkong (1104) sowie die Inselgruppe Sao Tomé und Príncipe (964) vor der Westküste Afrikas. Immerhin landen etwa 50 Länder bei diesem Vergleich hinter dem Rhein-Sieg-Kreis. Das Stadtgebiet von Rom ist mit 1285 Quadratkilometern nur wenig größer. Deutschlandweit reicht es bei 294 Landkreisen und Kreisen für Platz 20. Auf Platz 1 steht der zweieinhalbmal so große Landkreis Emsland mit 2882 Quadratkilometern. Wie der Zufall es will: Von dort, aus Lingen, stammte Franz Möller (1930–2018), der 25 Jahre lang Landrat (1974 bis 1999) und danach Ehrenlandrat des Rhein-Sieg-Kreises war.
Das könnte Sie auch interessieren:
599.681 Menschen lebten zum Stichtag 30. Juni 2018 im Rhein-Sieg-Kreis, 625 mehr als ein halbes Jahr zuvor. In 50 Jahren hat er kräftig zugelegt. Am 1. August 1969 wurde er aus dem Großteil des Landkreises Bonn und dem Siegkreis gebildet. Bei der Volkszählung im Mai 1970 notierten die Statistiker 382 774 Einwohner. Mit den Statistikern ist es so eine Sache. Sie hinken immer ein bisschen hinter der Entwicklung her. Die aktuelle Zahl vom Juni wurde am 4. Dezember erst veröffentlicht. Man kann also getrost einen Kasten Bier oder auch Limo darauf setzen, dass der Rhein-Sieg-Kreis inzwischen die 600 000-Einwohner-Marke geknackt hat.
Fahrzeugbestand hat sich vervierfacht
2 andere Kreise haben mehr Einwohner als der Rhein-Sieg-Kreis. Uneinholbar auf dem ersten Platz steht die „Region Hannover“ mit 1 152 675 Einwohnern, ein „Kommunalverband besonderer Art“, gebildet 2001 aus dem Landkreis Hannover und dem Kommunalverband Großraum Hannover. Der Kreis Recklinghausen mit 616 824 Menschen wird auf den zweiten Platz verwiesen. Übrigens schrumpft der Kreis Recklinghausen mit im Jahr 2000 noch 657 592 Einwohnern kontinuierlich, laut Prognosen sogar noch lange, während der Rhein-Sieg-Kreis zulegt. Es winkt also in Zukunft der zweite Platz. Ob das angesichts schon heutiger Wohnungsnot und Verkehrsüberlastung aber wünschenswert ist?
473.769 zugelassene Fahrzeuge gab es im Rhein-Sieg-Kreis am 31. Dezember 2018. Bei der Kreisgründung 1969 waren es nur 109 365. Während sich die Bevölkerung von knapp 400 000 auf 600 000 Menschen um die Hälfte steigerte, hat sich der Fahrzeugbestand also mehr als vervierfacht. Unter den 473 769 Fahrzeugen sind 360 184 Pkw, 34 092 Krafträder, 21 818 Lkw, 9433 Zugmaschinen wie etwa Traktoren, 456 Busse sowie 3599 „sonstige Fahrzeuge“, darunter Feuerwehrautos und Leichenwagen. Die noch fehlenden 44 187 sind zugelassene Fahrzeuge, die gar nicht selbst fahren können, nämlich Anhänger, vom kleinen Pkw-Anhänger bis zum Lkw-Anhänger für große Container.
Geschichte
10.000 Taler zahlte der preußische Staat einst für den Drachenfels, um ihn vor weiteren Zerstörungen durch gewerbliche Steinbrüche zu schützen. 1869 wurde der Verschönerungsverein für das Siebengebirge gegründet. Vor allem der 320 Meter hohe Drachenfels besitzt nach wie vor eine geradezu magische Anziehungskraft, nicht nur in der älteren Literatur wird er als der meistbesuchte Berg Europas bezeichnet.
Auch der Petersberg mit seinen 335 Metern ist weithin bekannt auch wegen des Grandhotels, das einstmals Gästehaus der Bundesregierung war. Die beiden höchsten Berge sind der große Ölberg (460 Meter) und die Löwenburg (455 Meter). 1922 wurde das Siebengebirge (nach dem Neandertal bei Düsseldorf ein Jahr zuvor und wenige Monate nach der Lüneburger Heide) von der preußischen Regierung zum Naturschutzgebiet erklärt. Es ist damit eines der ältesten Naturschutzgebiete in Deutschland.
Fischerei und Rheinfähren
150.000 Zuschauer kamen zum Flugplatz Hangelar am 22. April 1930, um das mit 236 Metern längste Luftschiff Deutschlands zu sehen, den LZ 127 „Graf Zeppelin“ aus Friedrichshafen (Bodensee) mit Kapitän Ernst August Lehmann. Er verunglückte sieben Jahre später tödlich in Lakehurst (New Jersey, USA) mit der „Hindenburg“. Der Flugplatz Hangelar gilt neben Darmstadt (Hessen) und Gollenberg im Landkreis Havelland (Brandenburg) als der älteste durchgehend in Betrieb befindliche Flugplatz Deutschlands. Am 17. Juli 1909 unternahm hier Fritz Pullig seinen ersten erfolgreichen Flugversuch. Seine Maschine stieg sechs Meter hoch und legte eine Flugstrecke von 400 Metern in 40 Sekunden zurück.
50 Jahre lang ab 1917 wurde der Aalschokker Aranka, der vor Bad Honnef mit Blick auf den Drachenfels liegt, zum Fischfang im Rhein genutzt. An den einstigen Berufsstand erinnert in Bad Honnef auch der seit 2013 jährlich verliehene Titel des Aalkönigs. Amtierende Aalkönigin ist die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Bis ins Jahr 987 zurück führt die Geschichte der Fischereibruderschaft Bergheim, deren Fischer an Siegmündung und Rhein aktiv waren. Vor dem Fischereimuseum Bergheim in einem Altarm der Sieg dümpelt ihr Aalschokker Maria Theresia. Gegenüber auf der anderen Rheinseite in Bornheim gibt es den Fischerverein Hersel, der jährlich zur Aalnacht einlädt, wenngleich schon lange mehr kein Aal, sondern Backfisch aus Seelachs aufgetischt wird.
Aber es gibt noch mehr, das verbindet. Etwa die fünf Rheinfähren, die im Kreisgebiet verkehren zwischen Königswinter-Niederdollendorf und Bonn-Plittersdorf, zwischen Königswinter und Bonn-Mehlem, Bad Honnef und Rolandseck, Niederkassel-Mondorf und Bonn-Graurheindorf, Niederkassel-Lülsdorf und Wesseling. Kilometermäßig abhängen lässt sich der in Deutschland 865 Kilometer lange Rhein im Kreis von der Sieg, die 65 ihrer insgesamt 155 Kilometer durchs Kreisgebiet zurücklegt.
Rekordverdächtig
50,4 Kilometer Luftlinie beträgt die weiteste Entfernung zwischen zwei Rathäusern im Rhein-Sieg-Kreis, nämlich zwischen den Verwaltungssitzen in Rheinbach und Windeck.
78 Einwohner konnten im vergangenen Jahr einen dreistelligen Geburtstag feiern. 26 Männer und Frauen machten die 100 voll, 20 wurden 101 Jahre alt, elf 102, neun 103, drei 104, vier 105 und drei 106. Eine Frau vollendete das 107. Lebensjahr, Spitzenreiterin ist eine 108-Jährige. Die Jubiläumsstatistik des Rhein-Sieg-Kreises für das Jahr 2018 verzeichnete auch elf Gnadenhochzeiten (70 Ehejahre) und sogar eine Kronjuwelenhochzeit (75 Jahre).
460 Felsenfest steht diese Zahl im Steckbrief des Rhein-Sieg-Kreises. 460 Meter über dem Meeresspiegel gipfelt in Königswinter der Große Ölberg im Siebengebirge. Wer höher hinaus will, muss fliegen. Im Linksrheinischen ist der Todenfeld-Wasserbehälter in Rheinbach mit 409 Metern die höchst Erhebung. Seinen Tiefpunkt erreicht das Kreisgebiet am Rheinufer bei Lülsdorf, wo man nur noch 43 Meter über Meereshöhe ist.
Zahlreiche Städte- und Kreispartnerschaften auf der ganzen Welt
8756 Kilometer Luftlinie sind es von Troisdorf bis Nantong in China. Das ist die mit Abstand weiteste Entfernung zwischen zwei Partnerstädten. Internationale Bande sowie innerdeutsche Bündnisse mit Städten in den neuen Bundesländern wurden von den Rhein-Sieg-Kommunen reichlich geknüpft, insgesamt 58. Die meisten Partnerstädte liegen in Frankreich (15), in Großbritannien sind es acht. Neben Nantong sind weitere Exoten Limassol in Zypern, verpartnert mit Niederkassel, und das israelische Mewasseret Zion, verpartnert mit Sankt Augustin. Der Rhein-Sieg-Kreis selbst ist eine Partnerschaft mit dem Kreis Bolesławiec/Bunzlau in Polen eingegangen.
500 alte, regionale Obstsorten sind im Kreis zu finden. „Er ist landesweit die größte Region mit den meisten Obstwiesen“, berichtet Deutschlands führende Obstbaumexpertin Barbara Bouillon von der Biologischen Station. Rund 90 000 Hochstamm-Obstbäume wurden gezählt, die meisten davon Äpfel. Der Kreis ist naturräumlich und klimatisch eine besondere Region. Pflanzenarten wie das Bergsteinkraut, Goldhaaraster und Moorlilie haben hier ihre Verbreitungsgrenze. Trotz Ballungsraumnähe ist er reich an Schutzgebieten mit großräumigen Wäldern, Wiesen und Weiden und Heideflächen.
Sport und Freizeit
11 Golfplätze gibt es im Kreisgebiet. Davon sind acht Anlagen für lange Runden an frischer Luft mit 18 Löchern und drei mit neun Löchern ausgestattet. Sie heißen jeder grammatikalischen Mehrzahl-Regel zum Spott tatsächlich „18-Loch-Anlage“ oder „9-Loch-Golfplatz“. Während die Zahl der Schießsportstätten um vier auf 42 schrumpfte, wuchsen die Reitsportanlagen im Kreis von 38 im Jahr 2013 auf nun 42 an. Auch die Sportplätze nahmen seit 2013 zu, von 119 auf 126. Von diesen haben 24 auch eine Laufbahn, 77 sind mit Kunststoffrasen ausgestattet. Im Sommer hat man die Auswahl zwischen elf Freibädern und vor allem im Winter zwischen 21 „Schwimmhallen“, so der offizielle Ausdruck beim Kreissportbund für Hallenbäder.
Immerhin neun Kaninchenzucht-Vereine
144.187 Mitglieder hatte der Kreissportbund zum Jahresende 2018. Er ist die Dachorganisation für 548 Vereine von Alfter bis Windeck, die von Aikido über Kanu-Polo bis zu Zumba viele Disziplinen anbieten. Auch Schützenvereine gehören dazu. Die meisten Mitglieder. nämlich 36 221, sind im Fußball aktiv. 25 168 turnen und 12 426 spielen Tennis.
9 Vereine gibt es in den Kreiskommunen, deren Mitglieder sich der Kaninchenzucht widmen. Drei Vereine veranstalten Schauen. Deutsche Riesenschecken, deutsche Kleinwidder und Farbenzwerge fehlfarbig trugen Züchtern der Vereine Dollendorf-Oberkassel und Altenrath bei der jüngsten Landesschau Titel ein.
Natur pur
35 „gewässernahe Erholungsbereiche“ gibt es im langgezogenen Naturschutzgebiet der Siegaue. In ihnen kann man im Fluss baden und darf auch die Luftmatratze mit ins Wasser nehmen. Wer die Sieg mit dem Boot erkunden will, hat an 19 offiziellen Anlegestellen Gelegenheit, ab- beziehungsweise anzulegen. Voraussetzung für eine Kanutour ist, dass der Fluss genug Wasser führt. Dafür muss der Pegel Betzdorf mindestens 55 Zentimeter und der Pegel Eitorf mindestens 30 Zentimeter anzeigen.
Ökologisch betrachtet war die Sieg in der Vergangenheit alles andere als ein Vorzeigefluss. Vor 60 Jahren galt sie als fast tot. Bis in die 70er Jahre hinein waren wiederholt massenhafte Fischsterben zu beklagen. Mit dem Rückgang der Industrie, vor allem aber auch durch engagierte Programme wie das Lachs-2000-Projekt, ist es gelungen, die Fische zurückzuholen und die Arten auf rund 40 von maximal zu erwartenden 49 zu erhöhen. Tatsächlich kann man an den Wehren wieder die Lachse springen sehen.
Rekordverdächtige Bäume und seltene Vögel
153,4 Kilometer in acht Etappen misst der Natursteig Sieg im Kreisgebiet. Die erste Etappe beginnt in Siegburg, die achte endet in Windeck-Au. Jede Etappe beginnt und endet an einem Bahnhof. Der Bergische Weg startet in Essen und endet im Rhein-Sieg-Kreis, wo er über sechs Etappen 98,9 Kilometer lang ist. Über Much geht es bis zum Drachenfels am Rhein. Dazu gibt es zahllose weitere Wanderwege.
6,92 Meter Stammumfang hat eine mehr als 400 Jahre alte Esskastanie, die bei Rotscheroth in der Gemeinde Ruppichteroth steht. Sie ist der dickste Baum weit und breit.
123 Brutpaare wurden bei der jüngsten Zählung der Rotmilane notiert. „Damit gehört der Rhein-Sieg-Kreis weltweit zu den wichtigsten Lebensräumen dieser Vogelart“, teilte Dieter Steinwarz mit, Leiter der Biologischen Station mit Sitz in Eitorf. Schwerpunkt des Rotmilan-Vorkommens ist der östliche Teil des Kreises mit Much, Neunkirchen-Seelscheid, Ruppichteroth, Eitorf und Hennef sowie Rheinbach und Meckenheim im linksrheinischen Kreisgebiet. Bundesweit vorn liegt der Rhein-Sieg-Kreis sogar, was das Vorkommen von Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte betrifft. Außerdem findet man nirgendwo sonst in ganz Nordrhein-Westfalen so viele dunkle und helle Ameisenbläulinge wie an der Sieg und am Fuß der Eifel. Die Biologische Station hat mit Fördermitteln Saatgut des Großen Wiesenknopfs nachgezogen und im Eipbachtal in Eitorf und in Meckenheim ausgepflanzt. In den Blütenständen entwickeln sich die Raupen dieses seltenen Schmetterlings, die von Knotenameisen gefüttert und gepflegt werden. Ebenfalls interessant: Die Mauereidechse hat ihre nördliche Verbreitungsgrenze in der Siebengebirgsregion.