Ein buntes Vergnügen war der Besuch der Weihnachtsmärkte am ersten Adventwochenende. Ein Test zeigt, wie viel Geld Besucher für ihren Besuch einplanen sollten.
PreistestSo weit kommen Besucher auf den Weihnachtsmärkten im Rhein-Sieg-Kreis mit 20 Euro
Die Frage an diesem Wochenende? Was kostet ein Weihnachtsmarktbesuch? Kommt man mit 20 Euro aus? Wir machen Stichproben auf mehreren Veranstaltungen.
Zum Beispiel in Eitorf: Dort bietet die Kirschliesel aus Ruppichteroth wunderschöne Fruchtaufstriche, Sirup und Liköre aus dem eigenen Anbau an. Alles noch handgemacht. Hier bekommt man für kleines Geld auf jeden Fall etwas, ein Aufstrich „Erdbeere und Prosecco“ kostet beispielsweise 3,50 Euro.
Eitorfer Kita-Eltern lieferten Likör und Süßes aus dem Küchenlabor
Kirschliesel Annekatrin Schreiber verwertet die guten Gaben aus dem eigenen Garten. Die Eltern vom Eitorfer Kindergarten Knallfrosch haben in ihrem „Küchenlabor“ nicht nur Schoko-Crossies, die Tüte für zwei Euro durch die Schokolade gezogen, goldgelb lacht die Besucher die Flasche Eierlikör für sieben Euro an. Die Naturseifen von Helga Kurtenbach aus Ägidienberg sind wunderschön anzuschauen, die braucht man nicht mal mehr einzupacken. Die Preise für die rund 25 Sorten handgemachte Seifen liegen zwischen vier und sieben Euro.
Die Schweizer Buben schenken den Pott Kaffee für 1,50 Euro aus, mit Rum und Sahne muss man noch einen Euro drauflegen. Renner ist aber der verlockende Spießbraten. Eine Portion bekommt man für sechs Euro.
Beim Weihnachtsfest im Dorfhaus in Windeck-Hurst sollen es möglichst individuelle Dinge sein.
Windecker Kinder haben selbst gebastelt
Marina Ludwig hat einen Stand mit selbstgemachter Deko. Vorgabe: so billig wie möglich. Schon sind wir fündig geworden, für 1,50 Euro gibt es einen Untersetzer aus Epoxyd-Harz mit der Aufschrift „rundum glücklich“.
Die Mädels von der Spiel- und Krabbelgruppe Hurst wissen, wie Werbung für die gute Sache geht. Die Mütter haben mit ihren null bis drei Jahre alten Kindern gebastelt und verkaufen nun hübsche Dinge auf Spendenbasis für das Projekt „Bücherzauber“ der Gemeinde Windeck. Von den Einnahmen werden Vorleseboxen der Stiftung „Lesen“ angeschafft. Ein kleiner Schneemann-Aufhänger trägt den Fingerabdruck des einjährigen Sohnes von Nicole Hermes, die die Gruppe leitet.
Beim Bürgerverein stärkt heiße Pflaume mit Sahne die Lebensgeister
Angelika Bobeth vom Bürgerverein Obernau bietet eine heiße Pflaume mit Sahne für 1,50 Euro. Chris Geue ist beim Anblick der Mini-Söckchen für Neugeborene schwach geworden, die hat sie für vier Euro bei zwei unermüdlichen Verkäuferinnen erstanden, die mit den Erlösen die Freunde der Kinderkrebshilfe Gieleroth/Unnau unterstützen.
Etwas Originelles bietet Natalie Noreikat: eine Spülbürste mit selbst gehäkeltem Topflappen in Orange-Gelb-Tönen. Kostenpunkt: sechs Euro. Mal abgesehen vom Schneemann auf Spendenbasis stehen immer noch acht Euro zur Verfügung. Am Ende bleiben noch 4,50 Euro übrig, genug für einen Großeinkauf am Kuchenstand der Chorgemeinschaft.
Sankt Augustiner Bienenvölker liefern feine Honigprodukte
Im Klostergarten der Steyler Missionare dreht der elfjährige Lois mächtig am Rad. Damit hält er die hölzerne Drehorgel in Schwung, die den kleinen, aber feinen Weihnachtsmarkt mit Oldies und Swing-Klassikern beschallt. Nicht jeder Aussteller kann wie Michael Flamm auf die Unterstützung von Tausenden emsiger Mitarbeiterinnen zurückgreifen. Seine Honigprodukte kommen von neun Bienenvölkern: „Sie stehen am Flughafen Hangelar und in Oberpleis“, verrät der Freizeit-Imker, der seine Produkte im Raum Sankt Augustin persönlich ausliefert.
Die Siegburger Kerzenmanufaktur Soypurcandles von Daniel Schmidt stellt handgemachte Kerzen aus Soyawachs vor: „Sie sind nicht nur umweltfreundlich und vegan, sondern brennen auch länger als industriell gefertigte Produkte.“ Ebenfalls nachhaltig und individuell ist das Sortiment, das das Team der Frida-Kahlo-Schule präsentiert: „Wir verkaufen Deko-Produkte, die im Werkunterricht entstanden sind. Vom Erlös kaufen wir neues Material für den Unterricht“, erzählt eine Teilnehmerin. Dafür wurde eigens eine Schülerfirma gegründet: „So bekommen wir gleichzeitig Grundkenntnisse in Buchführung.“
Jugendfeuerwehr und Kirche besetzen gastronomische Nischen
Das Essen in Restaurantqualität kommt von einem professionellen Caterer – mit den entsprechenden Preisen. Wer hier und bei Ausstellern standhaft bleibt, kann diesen Weihnachtsmarkt mit überschaubaren Ausgaben bewältigen: Belgische Waffeln kosteten je nach Topping zwischen 2,50 und 3,50 Euro, roter Glühwein wird für vier Euro ausgeschenkt. „Hot Aperol“ lockt für fünf Euro. Gastronomische Nischen, die die Jugendfeuerwehr und die Evangelische Kirchengemeinde erfolgreich besetzen.
Wer auf einen Kuss des Liebsten unter dem Weihnachtsbaum hofft, kommt beim Troisdorfer Winterwald nicht an Florian und Arno Deurer vorbei. Gleich kistenweise hat das Vater-Sohn-Gespann Mistelzweige in die Fußgängerzone geschafft: „Frisch geschnitten im Bergischen Land.“ Die Deurers fühlen sich als Liebesboten sichtlich pudelwohl: Die Landwirte seien froh, wenn sie die Misteln entfernten, und sie hätten etwas Schönes zum Verkaufen.
Troisdorfer Ex-Prinz kocht Gulaschsuppe nach Geheimrezept
Wärmende Unterstützung für den Winterwald-Bummel bieten die Troisdorfer Burgstürmer an: eine von Karnevalsprinz Predeep I. höchstpersönlich gekochte Gulaschsuppe, deren Zutaten so geheim sind, dass sie selbst der gutgelaunten Standbesatzung nicht bekannt sind. Eher auf das deftige Segment ausgerichtet sind die Alten Herren der Sportfreunde Troisdorf: Sie verkaufen Puttes, dessen betörendem Duft nur die charakterlich absolut Stabilen widerstehen können. Das einstige Arme-Leute-Essen bildet zudem eine solide Grundlage, wenn es doch ein Glühwein mehr werden sollte.
Und den gibt es in reichlicher Auswahl, wobei die Preise zwischen 2,50 und drei Euro liegen. Wer es promillemäßig großkalibriger mag, kann zum Glüh-Gin greifen (vier Euro), auch die Feuerzangen-Bowle liegt in dieser Preisklasse. Waffeln und Reibekuchen gibt es in der einzelnen Variante ab 1,50 Euro, ohne Topping.
Wer sich also halbwegs sattessen will, ist schnell etwa zwölf bis 15 Euro los, ohne Mitbringsel, wie zum Beispiel Kerzen, Gestecke oder Kekse. Immerhin hat das Matrosen-, Damen- und Kindertanzcorps Blau-Weiß Troisdorf im Akkord Plätzchen gebacken, die die Vereinskasse füllen sollen.
Es scheint, als ob die Troisdorfer Winterwald-Flaneure durchaus spendierfreudig unterwegs sind: „Wenn der Nachwuchs Lust auf Kinderpunsch und Waffeln hat, dann kauft man das halt“, sagt Nicole Müller, die mit Mann und zwei Kindern unterwegs ist.
Ein Weihnachtsmarkt sei denkbar ungeeignet für einen strikten Sparkurs: „Das ist nur einmal im Jahr, und wir als Familie haben eine tolle Zeit zusammen. Das kann einem auch schon etwas wert sein.“ Wenn der Erlös zudem einem Verein oder einer gemeinnützigen Organisation zugutekommt, sitzt das Portemonnaie besonders locker. Weniger gut läuft es für die kommerziellen Anbieter auf der Wintermeile: Früher sei es leichter gewesen, heute hielten die Leute ihr Geld zusammen, schildert einer von ihnen.
Auf dem Hennefer Weihnachtsmarkt kann man zu zweit für 20 Euro satt werden
Auf dem Hennefer Weihnachtsmarkt dagegen kann ein Pärchen mit 20 Euro satt werden, etwas trinken und auch noch ein Geschenk mitbringen. Bei der Jugendfeuerwehr gibt's die Wurst im Brötchen für 3,50 Euro, Marco Brucker von der Spätzlebude serviert für vier Euro Spätzle mit Rahmsoße. Ab zu Bude 13, Ulrike und Frank Löhr schenken dort den Kinderpunsch für 1,50 Euro aus. Den zur Abwechslung mal grünen Weihnachtsmann verkauft das Sibilla-Hospiz für 8,50 Euro, macht zusammen 19 Euro. Na, geht doch. Schwebende Engelsgestalten, Nikoläuse und Wichtel sowie erstmals eine Eisbahn gibt es gratis dazu.
In Lohmar-Wahlscheid gestalten die Ortsvereine den Weihnachtsmarkt rund um die Bartholomäus-Kirche und die Feuerschale, an der auch musiziert wird. Norbert Jaixen und Alexander Kudrass vom Verkehrs- und Verschönerungsverein geben eine nahrhafte vegetarische Linsensuppe für vier Euro die Portion aus.
Drei Rievkooche gibt's für drei Euro. Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals hat Apfel-Holunder- oder Apfel-Birnen-Saft erhitzt, von Streuobstwiesen der Region. Das ist zwei Euro das Glas wert. Da sind die 8,50 Euro für die Minikrippe gerade noch drin. Summa summarum: 19,50 Euro.
Auf nach Much. Rund um die von Hunderten Kerzen am Altar und bunten Scheinwerfern illuminierte Kirche ist es proppenvoll, Bürgermeister Norbert Büscher, der zum letzten Mal in offizieller Mission unterwegs ist, kommt nach dem Auftritt der Weihnachtsbaumkönigin Sarah Neßhöver erst nach vier Stunden vom Platz weg. Corinna Weis reicht Elfentee über die Theke des Sülzberghüttchens, zwei Euro die Tasse direkt aus den Händen einer aufwendig kopfbeschmückten Elfe.
Bezahlbare Wahl sind die Fritten bei Fedder, drei Euro sind machbar. Der Förderverein der Gemeinschaftsgrundschule Klosterstraße nimmt zehn Euro für ein hübsches Adventsgesteck, macht exakt 20 Euro. Billiger geht es indes mit den Schwimmkerzen vom Eichhof: Zehn Stück á ein Euro wären drin. Und daran zu sparen macht ja nun wirklich keinen Spaß.